29.11.2014 - 15:06 Uhr - 42,2 km / 640 Hm+ / 550 Hm- (Trainingslauf)
Der Freiberger Obermarkt: Start und Ziel des (mittlerweile 23.) Freiberger Adventslaufes.
Am Vorabend des ersten Advents findet in Freiberg traditionell der Adventslauf statt. Aufgrund seiner enormen Anziehungskraft (von rund 900 Teilnehmern) werden dort auch dementsprechend "schnelle" Zeiten erzielt. Der wirkliche Reiz und für mich interessante Teil dieser Laufveranstaltung liegt jedoch in der "After Race Party" an den Glühweinständen des Freiberger Weihnachtsmarktes.
Getreu dem alten Limbacher Motto: "Erst Laufen, dann Saufen" wurde dort stets der Wettbewerb bei ein paar wärmenden Getränken in geselliger Runde ausgewertet. An persönliche Zielzeiten und Plazierungen gibt es daher keine oder nur geringfügig dunkle Erinnerungen. Das alles ist für mich jedoch schon eine ganze Weile her, da an diesem Tag stets auch noch der (für mich "wichtigere") Lauf in Rotschau stattfand. Zu einer wettkampfmäßigen Teilnahme besteht bei mir zur Zeit überhaupt keine Veranlassung, den "gemütlichen" Teil des Adventslaufes würde ich allerdings gern mitnehmen - also mußte ein Kompromiß gefunden werden.
Da es sich bei der Strecke nach Freiberg um eine eher überschaubare Distanz handelt, ist die Entscheidung sich zum Adventslauf zu Fuß aufzumachen, nicht allzu schwer. Es ergibt sich jedoch zeitlich ein Problem, weil Martin kurz nach Mittag noch sein Landesklassenspiel gegen Dynamo Dresden hat. Ein Besuch dieses Fußballklassikers ist für den Papa natürlich Pflicht! Durch einem 7:2-Sieg des VfB werden die Landeshauptstädter punktlos wieder zurück nach Dresden geschickt und der Filius bedankt sich dabei auch noch brav für die Unterstützung mit dem Tor zum 3:2.
VfB Fortuna Chemnitz U13 gegen Dynamo Dresden U12 7:2 (2:2).
Kurz nach 15 Uhr kann ich dann endlich meine Uhr starten. Im Laufrucksack habe ich neben der Stirnlampe ein paar Wechselsachen (für den stilvollen Besuch am Glühweinstand) sowie etwas angereichertes Wasser und zwei Riegel dabei. Das klingt zwar jetzt etwas unverhältnismäßig viel, ist aber vielleicht von Nöten, da das Frühstück (als letzte Mahlzeit) schon gut sieben Stunden zurückliegt.
Von Altchemnitz über Reichenhain laufend, erreiche ich ziemlich flott Adelsberg. Ich will so viel Strecke wie möglich noch im Hellen schaffen. Daher bummle ich nicht und versuche stets den direkten (also den kürzesten) Weg zu nehmen. Auf dem Bankett des Südringes kämpfe ich mich zur Augustusburger Straße vor, wo ich auch von der Straße auf die benachbarte Grünfläche ausweiche um nicht mit dem Straßenverkehr in Konflikt zu geraten.
Am Katzenberg biege ich in den Wald oberhalb von Erdmannsdorf ab und folge dem Weg entlang des Kalten Baches bis zum Freibad an der B180. Dort nehme ich noch den kurzen Waldabschnitt auf dem Leichenweg bis zum Friedhof Bernsdorf-Plaue mit, ehe es wieder auf der Bundesstraße 180 nach Plaue und durch die große Kreisstadt Flöha geht. So langsam läßt das Tageslicht immer mehr nach und ich muß mir am Ortsausgang die Stirnlampe zur Hilfe nehmen.
Zur Einkehr am Adelsbergturm fehlt mir die Zeit ... ... und Eislaufen kann ich nicht!
Der Rest der Strecke verläuft danach immer schön monoton entlang der Bundesstraße 173. Die geringfügige Abwechslung besteht nun (fast) nur noch in der Wahl der zu laufenden Bahn, entweder "vor" oder "hinter der Leitplanke". So richtiger Laufspaß will da natürlich bei mir nicht aufkommen. Dafür merke ich, wie mir zwischen Oederan und Memmendorf immer mehr die Kräfte schwinden. Es wird also höchste Zeit, von den mitgeführten Kohlenhydraten und Proteinen zu kosten. Ich gönne mir meine zwei Riegel und rund einen viertel Liter des Overstims-Wasser-Cocktails. Bei 2°C Außentemperatur kann ich auf die Eiswürfel im Getränk getrost verzichten. Dieser "Imbiß" treibt mich zwar nun nicht zu neuen Höchstleistungen, aber ich fühle mich schon wesentlich besser.
Nach verhältnismäßig kurzer Zeit ist mein Körper wieder des Laufens willig, nur der Kopf brummt weiterhin vom ständigen Geräusch der vorbeirauschenden Autos. Von der Strecke bleibt auch relativ wenig "Sehenswertes" haften. Nur in den (beleuchteten) Ortsdurchfahrten habe ich mal etwas mehr für's Auge, als den kleinen Lichtkegel der Stirnlampe auf dem Boden vor mir, der mir sonst nur verlorene Radkappen, u.a. einen toten Marder und einen fuchsgroßen Tierkadaver ohne Fell sowie Parkuhren, CD's und sonstigen aus dem Fahrzeug in den Straßengraben entsorgten Kleinkram präsentiert. Auch für die geschundenen Ohren ist der Empfang in Oederan mit Helene Fischer's "Atemlos" (auf der Eisbahn am Markt) eine akustische Wohltat, obwohl man das Lied schon gar nicht mehr hören will!
Die B173 ist die schnellste Verbindung zwischen Chemnitz und Freiberg, aber viiiel zu kurz!
In Oberschöna lockt zwar die "Oelmühle" mit einem (großen) Schnitzel-Gericht für 8,88 Euro. Mein Drang zum Freiberger Weihnachtsmarkt ist jedoch größer, als dieses Angebot und so nehme ich noch diese endlos lange Gerade der B173 zwischen Freiberger Stadtwald und Hospitalwald (welche schon mit dem Auto eine Herausforderung ist) in Angriff - wohlwissend, mich wenig später mit einem Glühwein belohnen zu können.
Kurz vor dem Obermarkt registriert meine Uhr erst den 41. Kilometer - eine kleine Altstadt-Runde muß jetzt noch die Marathondistanz vollmachen, ehe es zum gemütlichen Teil des Abends übergeht. Ich bin jedoch zu spät! Alle "sportlichen Saufkumpane" haben entweder schon ausgetrunken oder waren letztendlich gar nicht beim Adventslauf. Da kann ich von Glück reden, daß sich kurzerhand noch eine Rückfahrgelegenheit nach Chemnitz ergibt. Dank Vereinskamerad Steffen Andrä (der wegen mir extra noch einen Umweg fährt) bin ich kurz vor 21 Uhr wieder daheim und kann dort den langersehnten, von Ute "gebrauten" Glühwein (zur seelischen Regeneration) zu mir nehmen.