24.12.2020 | 7:30 Uhr | 42,85 km | 215 Hm+ | 215 Hm- | Trainingslauf |
Alle Jahre wieder ... beginnt das Weihnachtsfest mit einem Marathonlauf im Chemnitzer Stadtpark. Doch der mittlerweile traditionellen Bestzeitenhatz sind dieses Jahr enge Grenzen gesetzt. Das Dilemma zum dafür verantwortlichen Thema "Einschränkungen der Grundrechte" oder eben "praktizierter Infektionsschutz auf ganz großer Ebene" soll hier nicht weiter strapaziert werden. Dazu sollte sich jeder selbst seine Meinung bilden, wenn er es denn will/darf/kann. In weiser Voraussicht wurde jedenfalls dieser vorweihnachtliche Einladungslauf (in seiner bisherigen Form als geselliger Jahresausklang gedacht) schon Ende Oktober abgesagt, denn eine Lockerung der bis dato bestehenden Alltagsbarrieren zu Beginn der Grippesaison einzuplanen, wäre schon sehr weltfremd.
Doch wie geht man mit dieser Gegebenheit um? Man könnte die Veranstaltung ein paar Monate vor sich herschieben oder virtuell stattfinden lassen. Doch das funktioniert hier nicht, denn wenn es mal wieder "Grünes Licht" für mehr als nur Individualsport geben sollte, sind die paar freien Termine schnell durch "richtige" Wettbewerbe besetzt. Den virtuellen Wettkampf (also die Austragung an verschiedenen Orten) gab es 2020 nun auch schon zu Hauf und nur das daran anschließende, gesellige Glühwein- oder Biertrinken zwischen aufgebauten Webcams und Bildschirmen wäre dabei mal etwas abseits der Norm.
Der schon überlange Veranstaltungsname ("Heiligabend-Marathonlauf im Chemnitzer Stadtpark") mußte per Zusatz ("unter besonderer Beachtung der aktuellen Sächsischen Corona-Schutz-Verordnung") weiter ausgedehnt werden, um der angespannten Situation auch ordnungsgemäß Rechnung zu tragen. Da auch der sportliche Anreiz des Rundendrehens im Vorjahr schon ziemlich aufgeweicht wurde, kommt in einer neuerlichen (nicht publik gemachten) Ausschreibung der gut gespitzte Rotstift zum Einsatz. Zwei Teilnehmern war es vor einem Jahr nicht möglich, den großzügig gewährten Rahmen von vier Stunden für die 42,195 Kilometer einzuhalten - somit entfällt dieses letzte halbwegs sportlich anmutende Qualifikationskriterium und eine zeitliche Begrenzung landet ebenso auf der Streichliste, wo zuvor schon Startnummern und eine offizielle Zeitnahme aufgeführt sind.
80-jährige Sumpfzypresse / Stadtparkteich ohne Wasser
Nun sind ja die Laufstrecken im Chemnitzer Stadtpark nicht nur auf die bisher am Morgen des Heiligabend genutzten Wege um Stadtparkteich und Ascota-Sportcenter beschränkt. Außerdem wäre es ziemlich vermessen, auf einer bestenlistentauglichen Streckenführung einen Wohlfühllauf durchzuführen - das macht man ja auf einer Stadionrunde auch nicht. Demzufolge wird die am südlichen Ende des Stadtparks gelegene Brett'l-Hütte als Ausgangspunkt gewählt. Von der Schwarzenberger Straße, Ecke Försterwinkel beginnt der alternative Heiligabendlauf leicht profiliert über den Höhenweg Richtung Wolgograder Straße, Abzweig Markersdorfer Straße. Dort wird der Sportplatz nahe dem Südring hälftig umrundet. Eine unscheinbare Sportstätte, welche kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges angelegt wurde und sich in den Jahren vor der Jahrtausendwende zu einem Anlaufpunkt für stellenweise über 1.000 Zuschauer mauserte.
Der Zahn der Zeit nagt am ehemaligen "CityPark-Stadion" an der Markersdorfer Straße
Der FSV Modul schaffte, nachdem er konstant zwischen 1. und 2. Kreisklasse pendelte, zwischen 1994 und 1997 mit vier Aufstiegen in Folge den Durchmarsch von der 2. Kreisklasse in die bis dato fünftklassige Landesliga. Die Dominanz der Mannschaft war dabei regelrecht erdrückend. In der Kreismeistersaison 1994/95 sorgte die nun als BSC Altchemnitz am Spielbetrieb teilnehmende Elf u.a. mit einem 10:0 gegen Bernsdorf (jetzt VfL Chemnitz) und einem 18:0 gegen Stahl Reichenhain (jetzt ebenfalls VfL Chemnitz) für ein Torverhältnis von 92:17. Mit 40:4 Punkten hatte man zudem satte elf Punkte Vorsprung auf Verfolger SV Diamant (jetzt SV Eiche Reichenbrand). Auch die Bezirksklasse (Staffel 3) war danach für die Altchemnitzer nur eine einjährige Zwischenstation. Bei einem Acht-Punkte-Polster auf den Tabellenzweiten SV Germania Chemnitz (jetzt TSV Germania 08) konnte man sich bei 19 Siegen und vier Remis sogar sieben Niederlagen leisten (Torverhältnis 78:32). Die Bezirksliga-Saison 1996/97 wurde jedoch erst am letzten Spieltag für den BSC entschieden. Ein 2:0-Heimsieg sicherte dabei den bestehenden einen Punkt Abstand zum FC Erzgebirge Aue II - der Bezirksmeistertitel und vierte Aufstieg in Folge wurde mit 18 Siegen, neun Unentschieden und nur drei Niederlagen (bei 72:31 Toren) errungen.
Vor der ersten Landesligasaison fusionierte die Fußballabteilung des benachbarten TuS Ascota mit dem BSC Altchemnitz und unter dem neuen Namen "Altchemnitzer BSC 97" maß man nun sachsenweit die Kräfte. In vier Spielzeiten (1997/98 bis 2000/01) stagnierte der Erfolg und der Verein verbuchte in 118 Spielen (bei einem Torverhältnis von 190:184) insgesamt 47 Siege, 27 Unentschieden und 44 Niederlagen und damit nur Plazierungen im Mittelfeld der Sachsenliga. Danach schloß sich der Verein dem Bezirksligisten SV Rapid Kappel an und ging im neugegründeten BSC Rapid Chemnitz "unter", der damit zur neuen Nummer 2 der Stadt avancieren wollte. Altchemnitz-Trainer Schmitt und neun Spieler des Landesligakaders zogen es jedoch vor, zum personell und finanziell arg gebeutelten Oberligisten VfB Chemnitz zu wechseln.
Ob 18:0 gegen Stahl oder 1:0 in der Nachspielzeit gegen die CFC-Reserve - im Citypark brannte oft die Luft!
Doch damit genug vom ehemaligen Wiesensport im mittlerweile brachliegenden CityPark-Stadion und zurück auf den harten Asphalt unserer Weihnachtsrunde. Hinter dem Südring treffen wir nun auf die Originalstrecke der bisherigen vier Heiligabend-Veranstaltungen. Dieses Areal (mit Tennisplätzen und dem Großen Stadtparkteich) wurde in den Jahren 1911 und 1912 angelegt. Auf der sich daran anschließenden Start- und Zielgerade nehmen wir Kurs zum Sport-Center an der Dittersdorfer Straße (ehemals Ascota, jetzt Feel Good). Dort kann man sich neuerdings "auf Corona" testen lassen - natürlich auch an den Feiertagen. Die Möglichkeiten des Geldausgebens waren bekanntlich durch Gaststätten- und Ladenschließungen in der Vorweihnachtszeit sehr limitiert und das kann man nun hier nachholen - gemeint ist das Bezahlen des Schnelltests aus eigener Tasche. So kann man sich dann (bei negativem Testergebnis) wenigstens sicher sein, daß man die Leute, die man wegen der bestehenden Kontaktbeschränkung über die Festtage nicht einladen durfte, auch nicht angesteckt hätte.
Kleiner Stadtparkteich im Winter ... und am Heiligabend 2020
Nach dem Überqueren der Scheffelstraße führt die Runde am Rosarium vorbei zum Otto-Werner-Garten, welcher seit 1934 den Namen des für das Anlegen des Stadtparks federführenden "Stadtgartenbaudirektor" trägt. Auf der Schumannstraße passieren wir die Schmale Promenade bis zum Rosengarten, welchen wir zunächst rechts liegen lassen. Eine Steigung mit finalem Treppenanstieg führt nun zur Parkstraße, die wir bis kurz vor dem Kapellenberg nehmen. Ein paar (steile) Windungen unterhalb umrunden wir die Rasenfläche mit der markanten, knapp 30 Meter hohen Sumpfzypresse (Taxodium distichum) und biegen nach der Beckerstraße wieder in den Stadtpark ein. Vorbei am Kleinen Stadtparkteich (ein bei der Flußregulierung abgetrenntes Stück der Chemnitz) gelangen wir nun wiederum zum Rosengarten. Nach dessen Querung machen wir uns auf dem Heinrich-Sturm-Weg (benannt nach einem ehemaligen Chemnitzer Oberbürgermeister) auf den Heimweg. Stets in Flußnähe laufend, gelangen wir so zurück nach Altchemnitz.
Aussichtskanzel auf dem Höhenweg / Flußbad Altchemnitz
Ein paar hundert Meter vor unserem Rundendurchlauf passieren wir eine Wiese. Durch die Jahrhundertflut im Jahre 2002 hat sich auch hier viel verändert - Hochwasserschutzanlagen bestimmen dabei das Bild. Vom einstigen (am 1. September 1922 eröffneten) "Städtischen Fluß-, Luft-, Sonnen- und Schwimmbad an der Chemnitz" zeugt nur noch das 1926 errichtete und von 2004 bis 2006 sanierte Wirtschaftsgebäude auf der anderen Seite der Chemnitz. Das 1928 entstandene und bis 2002 in Betrieb befindliche 50 mal 20 Meter große betonierte Schwimmbecken neben dem Fluß wurde im Zuge des Hochwasserschutzes renaturiert - nur noch die rund 5.000 qm große Liegewiese ist geblieben.
Nach 10,71 Kilometern ist die erste Runde geschafft - der Verpflegungspunkt am Auto ist erreicht. Es gibt das übliche Weihnachtsprogramm, von Glühwein (aufgrund der Verordnung xy zur Eindämmung einer Pandemie im verschlossenen Kfz und nicht "unter freiem Himmel"!) bis hin zu Apfelstücken und Mandarinen (ohne Einschränkungen verzehrbar!). Nun sind es noch drei Runden, wenn auch an diesem Heiligabend die Marathondistanz in die inoffizielle Statistik (Distanzmessung via Satellit) eingehen soll. Sicherlich macht sich das fehlende Lauftraining (nur eine 13,4-Kilometer-Einheit seit dem 11. Oktober) bemerkbar, aber das angenehm langsame Lauftempo sollte doch die 42,195 Kilometer ermöglichen!
Rundendurchlauf am Morgen / Endergebnis kurz nach Mittag
Letztendlich werden zwei Starter (Namen sind der Redaktion bekannt) zu Marathon-Ehren gelangen. Eine weitere Person kürzte aus Zeitgründen seine Tätigkeit auf drei Runden ab (32,13 km in 3:42:20 h). Unter Einhaltung sämtlicher Benimmregeln, Gebote, Verordnungen und Gesetzestexte bestritten zudem zwei ambitionierte Sportler ihre Rundenhatz auf dem Original. Für Kandidat 1 war dabei nach 22,01 Kilometern und 1:38:08 Stunden Schluß, während Kandidat 2 die 19 Runden und 75 Zusatzmeter (42,195 km) in 3:06:56 Stunden abspulte. Beide Leistungen werden jedoch ebenfalls in der Heiligabendlauf-Statistik nur als inoffizielle Ergebnisse geführt - schließlich waren zu deren Erfassung keine offiziellen Zeitmesser anwesend.
Wetter: 7°C / bewölkt
Gesamtlaufleistung: 182,035 km
Durchschnittliche Leistung pro Läufer: 36,407 km
Gesamtlaufzeit: 18:22:04 h
Der 6. Heiligabend-Marathonlauf im Chemnitzer Stadtpark findet voraussichtlich am 24. Dezember 2021 statt - hoffentlich wieder in gewohnter Form ohne Videokonferenz und mit Glühwein im Freien!