07.10.2018 | 11 Uhr | 9,1 km | 550 Hm+ | 50 Hm- | LM Berglauf |
Wie gestaltet man den Sonnabend, den sich die Männer mit Fußball verplant haben? Martin ist dabei zu seinem Landesligakick in Grimma und Bruno mit seinem Vater, als Passivsportler zuerst in Cottbus und am späten Abend in Breslau. Etwas sportlich aktiver, als die zwei, wäre ich da schon ganz gern! Nach dem sehr moderaten Tempo beim Zwiebellauf vom Mittwoch und der Wochenend-Wettervorhersage von sonnigen 15°C, könnte man ja noch mit einem knackigen Wettkampf nachwaschen: im Angebot wäre da der Fichtelberglauf.
Nach vier Jahren Abstinenz verblast die Erinnerung an die vom Streckenprofil geforderte Anstrengung deutlich. Eine Mitfahrgelegenheit erhalte ich bei Holger und Nadine und der Anmeldung steht nichts mehr im Weg. Holger benachrichtigt mich allerdings, dass das Event auf den Sonntag verschoben wurde. Nun ja, kneifen ist jetzt nicht mehr und da auch an diesem Tag ein "wichtiges" Ballspiel in Chemnitz nach Zuschauern verlangt, hat Thomas ja auch gleich für den Sonntag eine Ausrede parat, um sich die „Quälerei“ nicht anzutun. Obwohl, eine Weile fachsimpelt er sogar mit Bruno darüber, ob eine Laufteilnahme möglich wäre, wenn Bruno schon abfahrbereit auf dem Fichtelberg-Plateau zur Abholung bereitstehen würde…. Doch der Zeitplan dafür ist viel zu eng und die kurz ins Auge gefaßte Aktion bleibt somit eine Seifenblase.
Holger´s anvisierte Ankunftszeit in Neudorf klappt minutiös, 10:00 Uhr wird das Auto an der Spindelfabrik abgeparkt und nach dem üblichen Prozedere mit Startnummer holen, Leute begrüßen, welche man Ewigkeiten nicht mehr gesehen hat und einer kleinen unanstrengenden Einlaufrunde finden wir uns 11 Uhr alle an der Startlinie ein. An die Inversionswetterlage 2013 erinnere ich mich noch, kalt im Tal, warm auf dem Gipfel, für heute werden 13°C im Tal und 11°C auf 1.215 m Höhe verkündet. Daher ist es mir immer wieder ein Rätsel, wie manche Läufer mit langen Sachen, Mütze und vielleicht sogar Handschuhen bei so einer schweißtreibenden Sache loslaufen können. Für mich sind kurze Hose, Laufhemd und Schweißtuch total ausreichend. Vielleicht klappen anvisierte Zeiten auch minutiös beim Lauf? Nadine wird heute ihre persönliche Bestzeit laufen, denn sie war bisher nur Zuschauer. Holger nimmt sich unter 60 Minuten vor und ich würde gerne ohne Gehpausen auf den Plateau ankommen. Der Startschuß fällt und das Läuferfeld setzt sich in Bewegung, ein Stück bergab in den Ort begleitet von einer Drohne. Doch alles was man hier an Höhe verliert wird natürlich im Anschluss wieder erklommen. Die Wegbeschreibung des Veranstalters: Gelber Weg – Flößzechenweg – Bärenfangweg – Rotes Vorwerk – Wasserweg – Fremdensteig – Plateau Fichtelberg ist völlig ausreichend. Immer den anderen Läufern hinterherlaufend den Blick dabei meist auf den Boden geheftet, stelle ich fest, dass aller 500 m da ein Hinweis auf die zurückgelegte Streckenlänge aufgesprüht ist, für mich eher demotivierend. Trotzdem fällt mir das Laufen heute leicht, vielleicht war die lockere 20-km-Runde am Sonnabend gar nicht so verkehrt? Die Uhr läuft zwar mit, aber ich verschwende keinen Blick darauf, sondern beobachte eher, wer so vor mir läuft und ob ich heranlaufe oder sich der Abstand vergrößert.
Ich hatte die ganze Sache anstrengender in Erinnerung. Der letzte Anstieg im profilierten Gelände hat allerdings nichts an seinem Biss eingebüßt, hier gönne ich mir nun doch lange Gehschritte, um wieder zu Puste zu kommen - anvisiertes Ziel sozusagen vergeigt! Die letzten Meter zum Plateau sind jedoch laufend zu bewältigen, dass ist man schon den anfeuernden Zuschauern schuldig. Dafür hängt im Ziel die Zunge raus und erst nach mehreren Bechern warmen Tee, verschwindet die Schnappatmung. Jetzt erst bemerke ich den kalten Wind und Wolken bzw. Nebel, Aussicht ist jedenfalls keine. Schnell ziehe ich mir ein anderes Shirt und eine Jacke an, der Gepäckbeförderungsdienst klappt hervorragend. Mit dem Handy bewaffnet versuche ich die nachfolgenden Vereinsmitglieder vor die Linse zu bekommen. Holger schafft sein anvisiertes Ziel, die schnelleren Läufer vom LVL, Andy, Micha und Jörg laufen schon wieder talwärts, um nicht auszukühlen. Das Wetter hält sich nicht an die Vorhersage und ohne Aussicht ist unser Aufenthalt allerdings auch auf dem Gipfel Sachsens begrenzt. Wir waren uns einig, den Bustransfer nicht zu nutzen, sondern auf dem altbewährten, kurzen Weg durch den Wald hinab nach Neudorf zurückzugelangen.
Die Ergebnisse sind bereits angeheftet, nun steht fest, die Rückfahrt wird nicht gleich stattfinden. Da die Reihenfolge der Siegerehrung immer ausgelost wird, dauert es ein bißchen länger: den Erfolg hatte ich vorhin auf der Laufstrecke und nicht jetzt an der Losbude. Als vorletzte Ehrung wird die W 50 aufgerufen. Ich bin Altersklassensiegerin, um als Bonus auch noch den Landesmeistertitel im Berglauf in der AK abzusahnen - hätte ich mir nicht träumen lassen. Bei meinem Debüt 2008 war ich noch 1:00:54 h unterwegs und 2010 das erste Mal unter einer Stunde, meinen einzigen Podestplatz 2013 (3. Platz in 57:36 min) hatte ich erstklassisch verpaßt, da wir zur Ehrung schon auf der Heimfahrt waren. So kann ich mich heute richtig freuen mit Sonja und Kerstin auf das urige Siegerpodest zu klettern und obendrein ein hübsches Huss-Räucherhäuschen als Geschenk zu erhalten. Zu Hause erfolgt dann die Recherche: Nicht nur Nadine hat heute ihre Persönliche Bestzeit aufgestellt, auch meine Wenigkeit bei der 7. Teilnahme sozusagen als Sahnehäubchen auf den Gipfelsturm.