26.06.2016 | ab 10:00 Uhr | 1,5 km | 175 Hm+ | 5 Hm- |
Gesamtsieger Daniel Rockoff nimmt vor der Drahtseilbahn den Schlußanstieg.
Nach den physischen und psychischen Reparaturarbeiten im Anschluß an den verkackten 24-Stundenlauf von Reichenbach am vorangegangenen Wochenende müssen nun neue Reize für ein zufriedenstellenderes Laufergebnis sorgen. Das bedeutet: Weg vom Ultra - hin zu den kürzeren Distanzen. Somit steht heute der Wechsel auf die sogenannte Mittelstrecke, in Form des klassischen 1.500-Meter-Laufes, auf dem (Versuchs-)Programm. Sicherlich gibt es dafür "schnellere" Strecken, als die von Erdmannsdorf nach Augustusburg, aber dort hat man einen konstanten Tempomacher neben der Piste: die mittlerweile 105 Jahre alte Drahtseilbahn, deren derzeitige Wagen erst 1996 hergestellt wurden und sich so (mit 20 Lenzen) im besten Wettkampfalter befinden, was einige spannende Duelle garantieren dürfte.
Auch wenn mir die Neuorientierung auf den Fünfzehnhunderter etwas schwerfällt, habe ich die allgemeinen Aufwärmregeln dafür nicht ganz vergessen. Dabei gilt: je intensiver und gewissenhafter man sich auf diese Distanz vorbereitet, also aufwärmt, umso schneller kann man danach im Wettkampf zu Werke gehen. Zumal sowieso ein schnelles Anfangstempo angeschlagen wird, ist hierfür eine längere Einlaufphase von Nöten. Bis zum Jahr 2010 konnte man dafür den "Hennersdorfer Knochenlauf" nutzen, der zeitlich kurz davor im benachbarten Ortsteil von Augustusburg stattfand. Zweimal nutze ich diese Gelegenheit des Einlaufens und kam 2009 nach der einfachen Knochen-Umrundung (7 km mit 175 Hm+ in 29:58 Minuten) nach 8:31 Minuten an der Bergstation der Drahtseilbahn an. Im Jahr darauf (beim 30. und letzten Knochenlauf) wagte ich mich auf die doppelte Distanz (14 km mit 305 Hm+ in 59:11 Minuten) und war bereits nach 8:21 Minuten im Ziel. Bei meinem dritten Start "Mensch gegen Maschine" 2012 war diese Form des Warmlaufens nicht mehr gegeben, aber ich erzielte aus der Lamäng heraus mit 8:04 Minuten (offiziell) mein bisher bestes Ergebnis.
Wenn dieses (unprofessionelle) Zustandekommen des bisher letzten Ergebnisses nicht gewesen wäre, hätte ich sofort einen Marathon vor den Drahtseilbahnlauf geschaltet und würde so (rein rechnerisch) vor der Bahn im Ziel sein, denn je länger die Aufwärmphase, desto besser das Wettkampf-Ergebnis! Da ich außerdem frühmorgens Martin noch an die Autobahnraststätte zum Treffpunkt seiner Ostsee-Fahrgemeinschaft chauffieren muß, bleibt keine Zeit mehr für solche läuferischen Experimente. Wenigstens kann ich so, bei einem läuferischen Fiasko am Schellenberg, ein unzureichendes Warmmachen zur Argumentation anführen und muß nicht auf die gängigen Ausreden zurückgreifen.
Augustusburg von Kleinolbersdorf aus gesehen. | In Kunnersdorf ein erster Hinweis. |
Kurz vor halb neun mache ich mich auf den Weg. Ein in Frankreich erstandenes Startnummernband bietet in seiner integrierten Tasche Platz für den Fotoapparat und 15 Euro, die für Startgeld und eine eventuelle Wegzehrung herhalten müssen. Für große Bögen und unbekannte Pfade von Altchemnitz hinüber nach Erdmannsdorf habe ich heute keine Zeit, daher wird der direkte Weg über Reichenhain, Adelsberg und Kleinolbersdorf hinab ins Sternmühlental genommen. Größtenteils verläuft meine Route auf der Strecke des Adelsberglaufes, welcher vor acht Tagen stattfand. In Kunnersdorf biege ich dann auf die Zschopautallauf-Strecke ab und bin nach einer Stunde und 23 Minuten an der Talstation der Bahn. Dort gibt es für 6 Euro die Startnummer und es bleibt sogar noch etwas Zeit zum Schwatzen mit der Konkurrenz. Ein paar gutgemeinte Meter im Trabschritt verkürzen die Zeit bis zum Start ebenfalls. Diesmal bin ich, aufgrund meines gesetzten Alters, im "Lauf 2" eingegliedert - da starten nämlich die Senioren ab der Altersklasse 45. Den Anfang machen 10 Uhr drei junge Herren aus dem Nachwuchsbereich, welche zeitgleich mit der "Alten Dame" loshetzen. Unser Starterfeld ist dann schon etwas größer und wird 20 Minuten danach in die Spur geschickt.
Wolfgang Glöckner erreicht das Ziel. | Ultra- oder Allesläufer Sören Schramm (vorn) |
Mal sehen, was nach dem gründlichen Aufwärmprogramm alles so geht. Zuerst laufe ich ja auch noch recht durchschnittlich mit. Der kastenförmige "Pacemaker" zieht jedoch schon im Wald an mir vorbei. Ab der Bahnunterführung ist dann der letzte Wille gebrochen und der Wanderstock, ääh Wanderschritt wird 'rausgeholt. Damit ist jegliches ambitionierte Getue ad acta gelegt und ich erhoffe mir nur noch eine alsbaldige Zielankunft. Oberhalb des Skihanges dringt noch ein persönlicher Anfeuerungsruf in meine Gehörgänge - von wem, kann ich nicht zuordnen und werde es erst später erfahren. Mein lieber Herr Gesangsverein! Was kann so ein Mittelstreckenlauf weh tun! Vielleicht liegt es ja an der Steigung, welche mit knapp 12 Prozent, der des Tessiner Berglaufes "Val Cama Grandprix" (7,9 km / 920 Hm+) entspricht, der kommendes Wochenende ausgetragen wird.
Mit jeder Menge Wasser versuche ich nun meinen Maschinenraum auf Normaltemperatur zu bringen, während die Kabine der Drahtseilbahn nur gelangweilt auf ihren nächsten Einsatz wartet. Sie wird es sein, die im übernächsten Lauf auch das Feld der Männer von den Altersklassen 20 bis 40 nach oben begleiten wird. Ihre typengleiche Schwester wird jetzt erst einmal die Frauen eskordieren. Diese beiden Läufe werde ich mir noch anschauen, bevor ich mich wieder auf die Socken mache.
Drahtseilbahn (VMS) | Thomas Delling (185) |
Fahrzeugbaujahr: 1996 | Geboren: 1971 |
Eigenmasse: 9.000 kg | Eigenmasse: 90,5 kg |
Fahrzeit: ca. 7 Minuten | Laufzeit: 9:33,3 Minuten |
Fahrstrecke: 1.240 Meter | Laufstrecke: 1.500 Meter |
Höhenunterschied: 168 Meter | Höhenunterschied: 170 Meter |
Anstieg: 168 Meter | Anstieg: 175 Meter |
Durchschn. Steigung: 13,69 % | Durchschn. Steigung: 11,75 % |
Maximale Steigung: 20,14 % | Maximale Steigung: 21,23 % |
Da Björn, der Viertplazierte und ehemalige Freund der CO2-neutralen An- und Abreise bei Wettkämpfen, mit dem Auto in Erdmannsdorf ist, bleibt mir nur der alleinige Antritt des Rückweges nach Chemnitz übrig. Die Variante über den Adelsberg kommt dabei nicht in Frage, da ich mir zur besten Mittagszeit den endlosen Anstieg aus dem Sternmühlental ersparen will. Deshalb nehme ich den etwas weitläufigeren Bogen durch Dittmannsdorf und über die Dittersdorfer Höhe, um via Einsiedel und Erfenschlag nach Hause zu gelangen. Dabei gönne ich mir noch eine Kneippkur im Wassertretbecken am Eingang zum Einsiedler Niederwald. Nach einer Laufzeit von 2:05 Stunden beende ich den Halbmarathon dann vor der Haustür.
Kirche und Luthereiche in Dittmannsdorf | Dittersdorfer Höhe |
Ergebnis Drahtseilbahnlauf:
Männer: 41 Starter (Lauf 1: 3 Junioren, Lauf 2: 19 Senioren ab AK 45, Lauf 4: 19 M. bis AK 40) | ||||
1. | Rockoff, Daniel | SG Adelsberg | 1. M30 | 6:37,8 min |
2. | Kirmse, Andre | TSV 1888 Falkenau | 1. M40 | 6:50,5 min |
3. | Semmler, Georg | SV Großwaltersdorf | 1. MHK | 7:02,4 min |
4. | Golm, Björn | Chemnitz | 2. M30 | 7:19,4 min |
5. | Flade, Armin | Chemnitzer LV Megware | 1. M45 | 7:22,1 min |
6. | Uhlmann, Tom | TSV Elektronik Gornsdorf | 2. MHK | 7:22,8 min |
28. | Delling, Thomas | LV Limbach 2000 | 2. M45 | 9:33,3 min |
Frauen: 10 Starterinnen (allesamt Lauf 2) | ||||
1. | Gründler, Anne | SG Adelsberg | 1. WHK | 8:46,6 min |
2. | Rothe, Cornelia | TSV 1888 Falkenau | 1. W40 | 9:10,7 min |
3. | Heyer, Ina | Chemnitz | 1. W35 | 9:41,2 min |
4. | Türke, Christiane | SG Adelsberg | 2. W40 | 10:03,6 min |
5. | Bauer, Karoline | Chemnitzer LV Megware | 1. W30 | 10:28,5 min |
6. | Weigel, Ursula | LG Thalheim | 1. W60 | 11:21,6 min |
Fazit: Noch nie war in der Historie meiner Laufsportbetätigung das Einlaufen (15 km mit 245 Hm+ in 5:31 min/km) und das Auslaufen (21 km mit 300 Hm+ in 5:56 min/km) "schneller" als das Wettkampftempo selbst. Ein Novum, welches bei genauerer Betrachtung die Vermutung offenbart, keine weitere Kraftanstrengung in die "Mittelstrecke" zu investieren.