11.02.2023 | 11:22:30 Uhr | 18 km klassisch | 260 Hm+ | 260 Hm- |
11:39:00 Uhr | 9 km klassisch | 130 Hm+ | 130 Hm- |
"Wenns draußen wieder schneit, da hamm mer onner Freid, 's fängt iberol zu wabbeln a, is draußn gute Schneeschuhbah. On liegt off onnerer Höh, 's erschte Fünkele Schnee, do schnalln mer onnre Schneeschuh na, on fahrn derva." - das Schneeschuhfahren hat im Erzgebirge eine bis ins 18. Jahrhundert zurückzuführende Tradition. Norwegische Skipioniere und skandinavisches Equipment machten damals diese Art der Fortbewegung rund um den Gebirgskamm immer populärer. Mit der Gründung der "Schneeläufervereinigung Johanngeorgenstadt" 1893 begann die organisierte Nutzung der schneetauglichen Fußbretter, dem sich 1906 die Gründung des "Skilaufverbandes für das Erzgebirge" (aus dem 1907 der "Skiverband Sachsen" hervorging) anschloß. Schon im Jahre 1908 wurden die ersten Sachsenmeisterschaften (in Altenberg-Geising) ausgefochten und seit 1923 mißt man seine Kräfte beim Schwartenberglauf in und um Neuhausen.
Die Strahlkraft des im Gebirge aufkommenden Skisports reichte von da an bis ins Flachland und sorgte so für allerlei Begängnis in den verschneiten Wäldern um Chemnitz. Neben mehreren Sprungschanzenweihen im Jahr 1925 (Beutenbergschanze Hilbersdorf, Walter-Güldner-Schanze Erfenschlag, Naturschanze im Gußgrund Grüna) gründete sich in Einsiedel der "Verein für Wintersport", der 1953 seine Arbeit als "Sektion Ski der Sportgemeinschaft Einsiedel" wieder aufnahm. Dort erlernte ich einst den sicheren Stand auf den Brettern, jedoch konnte ich mir nicht das ganz schnelle Vorankommen damit aneignen. Für ein paar vorletzte Plätze im damaligen Wettkampfgeschehen hat es dann aber trotzdem gereicht - und das mit den seinerzeit schon veralteten Holzlatten. Auch heute werde ich mir diesen "Wettbewerbsvorteil" sichern - mit Schuppenskiern, mit denen man nun wirklich nicht um die Wette läuft. Das ist gerade das Schöne am Skilanglauf: während die Ausrede des schlechten Schwimmers mit der Badehose stark angezweifelt wird, kann der unfähige Skifahrer sein Fiasko eben doch immer wieder sachlich-fachlich belegbar am (minderwertigen) Material festmachen.
Skisport in Einsiedel (bei Chemnitz)
Von Schnee und Winter ist weit und breit nichts zu sehen, als wir des Morgens von Chemnitz Richtung Erzgebirgskamm fahren. Nur die Skiabfahrt von Rosts Wiesen in Augustusburg deutet mit ihrem Kunstschneestreifen dezent auf die derzeitige Jahreszeit hin. Den richtigen Schnee (und davon nicht zu knapp) gibt es dann ab Sayda zu bewundern. Auch wenn es mit 0°C und dichtem Nebel etwas ungemütlich ist, freue ich mich auf die zwei Runden in der Schwartenbergloipe. Ute geht es genauso, auch wenn sie heute nur eine Schleife durch den Wald drehen darf. So richtig viel Wintersport war uns diese Saison noch nicht vergönnt. Nur zweimal standen wir bisher auf den Brettern. Vor zwei Wochen erwanderten wir vom Oberwiesenthaler Neuen Haus den Pleßberg (26,6 km mit 455 Hm+) und in der Vorwoche testeten wir die beiden großen Schwartenbergloipen (29,4 km mit 825 Hm+). Wir sind also sportlich noch nicht punktgenau für einen Wettkampf im Schatten der besten sächsischen Langläufer eingestellt. Das sollte die Vorfreude jedoch nicht trüben!
Schwartenbergloipe in der Vorwoche
Die Sachsenmeisterschaft beim Schwartenberglauf zieht sich über drei Tage - beginnend am Freitag mit 193 Teilnehmern beim Freistil-Sprint über 300 Meter (gleichzeitig der 30. Spielzeugmacherlauf), den klassischen Distanzen (1,2km, 2km, 3km, 5km, 9km, 18km) am Sonnabend mit 292 gewerteten Sportlern und den abschließenden Staffel-Entscheidungen (3x 5km freie Technik) am Sonntag mit 48 Mannschaften. Während am Freitag noch die Sonne den Wettkampf versüßte, präsentiert sich das Wochenende komplett Grau in Grau. Dafür sind die Loipen, dem Anlaß entsprechend, bestens präpariert und können daher nicht als Ausrede herhalten, wenn die eigene Erwartung mal wieder mit der Realität nicht Schritthalten kann.
Start um 11:22:30 Uhr / Zielankunft 1:16:49,2 Stunden später
Großes Begängnis herrscht also auch am zweiten Wettkampftag beim Waldgasthof Bad Einsiedel. Ich nutze deshalb die Spuren abseits vom Trubel zum Warmmachen - zum Warmmachen für die Skier, alles andere wäre vergebene Liebesmüh. Man braucht sich ja nur mal ein paar Starts der Ambitionierten "so zur Motivation" reinziehen, da wird einem schon schwindlig genug. Meist mit kraftvollem Doppelstockschub verschwinden die Kontrahenten kurz nach ihrem Doppelstart im Halbminutentakt im angrenzenden Wald und falls doch der Diagonalschritt angewandt wird, ist dieser ästhetisch anzusehen. Mein Start erfolgt solo, für die Nachbarspur findet sich kein "Konkurrent". Es gibt also keinen Streß, kein überhastetes Losrammeln und so ruschel' ich schön pomalo aus dem Startgarten. So richtig Fahrt nehmen die Skier heute aber auch nicht auf und ich kann dieses Manko trotz ehrgeizigem Stockeinsatz nicht kompensieren. Nasser Schnee ist nun mal nicht der Freund des Skifahrers. Ich bin noch keinen Kilometer vom Start entfernt, da höre ich schon den ersten Verfolger, der eine halbe Minute nach mir in die Spur gegangen ist, von hinten kommend. Diese Geräusche des Überholtwerdens nehmen nun zu und werden zum Dauerzustand. Doch davon lasse ich mich nicht verrückt machen. Blöd wäre es nur, wenn Ute, die 16:30 Minuten nach mir los ist, jetzt auch noch von hinten anklopft.
Mitte der ersten Runde, am Kluge-Hübel (834 m), dem höchsten Punkt der Strecke (immerhin 45 Meter höher als der namensgebende Schwartenberg), fahre ich dann sogar auf einen vor mir gestarteten Teilnehmer auf. Ich hefte mich an seine Fersen, denn zum Überholen fehlt mir der Schwung. Meine Bretter rutschen eben nicht so gut und bergab vergrößert sich der Abstand zwischen uns wieder. Daher bleibe ich schön hinter ihm und verpasse, wie er, den Rundendurchlauf im Start-Ziel-Gelände. Wir steuern also völlig ferngesteuert der Ziellinie entgegen und der Sprecher sagt dann sogar unsere Namen an und beglückwünscht uns. Bloß zu was? Zu unserem Gesichtsausdruck, als wir beide merken, daß es hier (hinter der Ziellinie) gar keinen Rundendurchlauf gibt? Ein wenig schmunzeln müssen wir schon über unseren Fauxpas. Nun aber wieder zurück und den Abzweig gesucht! Mit Kopf nach unten oder Tunnelblick war das Schild der Streckenteilung auf der breiten Wiese einfach nicht wahrzunehmen. Doch jetzt hat uns die Streckenführung wieder und noch eine Runde liegt vor uns.
Zeitnahme aus den Anfangsjahren / Zieltee gibt es seit 50 Jahren
Ich ergreife nun die Initiative und bemerke nach dem ersten Waldabschnitt, daß mir mein Verfolger abhanden gekommen scheint. Dann hätte ich ja wieder den letzten Platz inne, wenn er jetzt den Sack geworfen hätte. Auf alle Fälle ist die Runde jetzt von Wettkämpfern und Zuschauern leergeräumt. Vereinzelt trifft man auf Skitouristen, mit denen ich sportlich gerade noch so erfolgreich konkurrieren kann. Aber auch einen Startnummernträger schnappe ich mir zudem vor der letzten Abfahrt. Mein Zieleinlauf Nr. 2 ist nicht ganz so heroisch, wie mein erstes Eintreffen. Keine Ansage, kein Glückwunsch - so viel Lobhudelei kann ich ja nun auch nicht dauernd erwarten. Doch der Zieltee (den es laut Sprecher seit 50 Jahren gibt) schmeckt besser als so manches Feierabendbier, denn den mußte ich mir hier wirklich hart erarbeiten.
Eröffnung des Wettkampftages mit einer 9-km-Runde im historischen Gewand
Ute wartet schon seit geraumer Zeit auf mich. Sie hat ihre Runde fast unfallfrei überstanden (wenn man vom Fähnchenabrasieren bei der Startgartenausfahrt absieht) und ist zudem nicht die Letzte im Klassement. Auch ihre Skier waren bergauf zu glatt und bergab zu stumpf. Das raubt ja dann auch den Antrieb, wenn der Wettkampf zudem verstärkt gegen Natur und Material ausfochten wird, wenn man von vornherein nur als Außenseiter gestartet ist.
Schwartenberglauf 2023 (oben) und Schwartenberglauf-Erinnerungen 2022, 1983 und 2021 (unten)
Für mich steht nach 1:16:49,2 Stunden ein Platz 3 zu Buche, wenn man die Ergebnisliste verkehrtherum hält. Die 18 Kilometer sind dabei eine reine Männerwertung der Altersklassen U18, U20, Herren und Master 1 bis 3. Von 44 Teilnehmern (41 Starter Sachsenmeisterschaft, 3 Starter "Gästeklasse") belegte ich Platz 42, in der Altersklasse Master 3 (Jg. 1964-1973) Platz 11 von 12 - es gibt sicherlich bessere Referenzen. Die 9-km-Distanz absolvierten insgesamt 50 Sportler, davon 17 Männer der Altersklassen U16, Master 4 und Master 5, sowie 33 Frauen der Altersklassen U18, U20, Damen und Master 1 bis 4. Bei Ute (als einzige in der "Gästeklasse", ohne Meisterschaftswertung über 9 km - Zielzeit 44:32,8 min) sind es drei Frauen und ein Mann, welche erst nach ihr im Ziel waren - Platz 46 im Gesamttableau und 30. Platz bei den Frauen. In der Altersklasse Master 3 bedeutet dies Platz 4. Unser Auftreten im Skilanglauf ist also ausbaufähig. Wir bleiben dran und haben uns für tagsdarauf den Fünfziger des Kammlaufes vorgenommen, der aller Ansicht nach, (in zwei Wochen) dem Tauwetter zum Opfer fallen wird. Zu den Klängen des anfangs erwähnten Schneeschuhfahrermarsches, der aus den Boxen des Autoradios schallt, treten wir die Heimfahrt an und halten es mit der Textstelle "On müß mer fort, nort kehrn mer wieder, su wie dor Vugel hamwärts zieht.", bezogen auf die 101. Ausgabe des Schwartenberglaufes. Vielleicht können wir dann das hervorragende Engagement von Ausrichter "Pulsschlag Neuhausen Erzgebirge" und allen am Geschehen beteiligten Personen mit einem besseren Ergebnis "würdigen"?
... am 10.03.2023 über den Postweg nachgereicht - vielen Dank für diese Unikate!