01.05.2013 - 10:30 Uhr - 5,3 km / 830 Hm+ / 0Hm-
Keinen Höhenmeter bergab - der Wallberglauf ist Berglauf pur!
Warum nimmt man insgesamt 900 Kilometer An- und Abfahrt innerhalb von 24 Stunden in Kauf, um an einem Lauf über 5,3 Kilometer teilzunehmen, bei dem man sowieso nur im grauen Niemandsland im Ziel einläuft? Zumal ich meinem Sohn vor zwei Wochen noch erklärte, daß ich wegen 4 Wettkampf-Kilometern nicht ins nahegelegene Werdau fahre. Es ist für uns "Flachländer" der Reiz des Außergewöhnlichen: ein Berglauf über Stock und Stein, Wurzeln und auf Forststraßen - und alles ohne einen Gefällemeter!
Am Dienstagabend nach der Arbeit machen wir uns auf den Weg zum Tegernsee, das erste Fußball-Champions-League-Halbfinalrückspiel zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund im Autoradio sorgt dabei für Kurzweil. Auf dem Parkplatz der Wallbergbahn-Talstation angekommen, nutzen wir die verbleibenden Stunden zum Regenerieren. Doch die Nacht im Fahrzeug ist kurz und so mache ich mich im Morgennebel schon mal zu einer kleinen Streckenbesichtigung auf die Socken.
Der Wallberg ist noch von Wolken verhüllt, aber so nach und nach zieht es auf und zum Start herrscht bestes Frühlingswetter mit Sonnenschein und 16°C. Mit 380 Anmeldungen verkündet Veranstalter Helmut Reitmeir einen neuen Teilnehmerrekord. Dementsprechend eng ist es auch auf den ersten Metern der Strecke. In diesem Gedränge werde sogar ich in meinem nicht allzu ambitionierten Tatendrang abgebremst.
Den Blick stets nach unten gerichtet, erreiche ich das erste Kilometer-Schild nach erklommenen rund 160 Höhenmetern in 7:59,6 Minuten. Wer mich überholt und wen ich dabei einsammle, kann ich nur über das Schuhwerk definieren. Es dominieren dabei die üblichen Geländeschuhe von Salomon und Inov8, gefolgt von den normalen Straßenschuhen. Es gibt aber auch die ganz Harten: barfuß oder mit einer weit verwandten Art von Badelatschen wird hier der Berg in Angriff genommen.
Der Startblock der Elite und Ambitionierten. Auf geht's!
Bis zur Wallbergmoos-Alm führt der Weg steil steigend durch den vom Föhn erwärmten Wald. Dort geht es über eine kleine Lichtung und schon ist der zweite Kilometer Geschichte, allerdings in noch langsameren 10:06,9 Minuten. Mit 180 Höhenmetern allerdings noch nicht der steilste Kilometer-Abschnitt. Der folgt jetzt! Über Wurzeln und Gestein werden auf den nächsten 1.000 Metern ganze 210 vertikale Meter angeboten. Mein Schnitt sinkt weiter auf 11:11,6 Minuten!
Es ist meist nur ein schnellerer Wanderschritt, den die Gruppe um mich herum anbietet, aber ich nehme es dankbar an und spare dadurch einiges an Kraft für die oberen, flacheren Abschnitte. Mit nur 130 Steigungsmetern wird Kilometer 4 in 7:45,7 Minuten erledigt. Der fünfte Kilometer hat mit nur 115 Metern regelrecht Bestzeitencharakter, aber mit einem fast 100 Meter langen Wiesenabschnitt mit 30%iger Steigung, auch nochmal einen ordentlichen Ausbremser.
Hier ist die Streckenführung allerdings etwas leger gehandhabt und so wird nicht von allen bis vor zum Markierungsband und dem Streckenposten gelaufen. Aber das muß jeder mit sich selbst ausmachen, ob er wegen 20 bis 30 Metern Ersparnis mit den strafenden Blicken der anderen leben kann. Nach weiteren 7:23,0 Minuten erreiche ich das fünfte Schild.
Jetzt sind es nur noch 300 Meter mit 30 Höhenmetern. Der "Zielsprint" beginnt unterhalb des Wallberg-Kircherls und endet, nach einer mit Fahnen abgegrenzten Einlaufgasse, vor dem Panorama-Restaurant der Bergstation der Wallbergbahn. Mit einer Zeit von 46 Minuten und 59 Sekunden erziele ich mein bisher schlechtestes Resultat bei meiner vierten Teilnahme. Ich bin aber trotzdem soweit zufrieden, da mir meine anfänglichen Zwischenzeiten einen Zielzeinlauf um die 50 Minuten voraussagten.
Nicht nur die Beine, auch die Arme müssen 'ran! In einer Gletscherspalte am Wallberg.
Kurz nach mir kommt auch schon Ute den Berg hochgekraucht. Auch bei ihr ist es letztendlich nicht so schlimm, wie anfangs vermutet. Mit 55:14 Minuten ist auch sie weit von ihrer Vorjahreszeit entfernt.
Bevor die in den Startunterlagen enthaltenen Kaiserschmarrn-Essensgutscheine im Restaurant eingelöst werden, gönnen wir uns noch die relativ gute Sicht vom Gipfel des Wallberges. Auf die ebenfalls angebotene Talfahrt mit der Seilbahn verzichten wir und laufen die Wettkampfstrecke hinab zum Parkplatz. Mit rund einer halben Stunde Laufzeit, bei drei Pinkelpausen (die "Sturz"-Maß!), sind wir um einiges schneller als mit Startnummer. Und es ist auch gar nicht so anstrengend (aber eher schlecht für die Gelenke)!
Eine kleine Stärkung hält der Kofferraum des Autos noch für uns bereit, ehe es ab in die Heimat geht. Schließlich kommt abends das zweite Halbfinalspiel zwischen Barcelona und dem FC Bayern im Fernseher ...
Ergebnis Männer: 279 Teilnehmer
1. Dlugosz, Andrzej (RMD Montrail - POL) - 1. M35 - 31:17
2. Obendorfer, Richard (LSV Kitzbühel - AUT) - 1. M45 - 33:33
3. Rudigier, Dietmar (LG Decker Itter - AUT) - 2. M35 - 34:33
4. Lautenbacher, Toni (DAV Bad Tölz) - 1. MHK - 34:40
5. Tockner, Andreas (Salomon TuS Schöder) - 2. MHK - 35:03
6. Syme, Andrew (LC Mittenwald Salomon - GBR) - 1. M40 - 35:11
107. Delling, Thomas (LV Limbach 2000) - 27. M40 - 46:59
Ergebnis Frauen: 55 Teilnehmerinnen
1. Lettl, Julia (Lettl Family Sports) - 1. WHK - 37:04 STRECKENREKORD
2. Albrecht, Melanie (TSV Untergruppenbach) - 1. WJG - 38:24
3. Merenyi, Timea (Talaber & Berendi Running Team - HUN) - 1. W40 - 39:51
4. Lutzenberger, Karin (MRRC München) - 1. W35 - 41:04
5. Zatorska, Izabella (POL) - 1. W50 - 41:20
6. Zajac, Kasia (Dynafit Trail Team - POL) - 2. WHK - 43:35
27. Herfurt, Ute (LV Limbach 2000) - 6. W45 - 55:14
Auf dem Gipfel des Wallberges. Bergab-Ablaufen der Wettkampfstrecke in 30 Min.
Veranstalterseite: www.berglaufpur.de
Bilder vom Wallberglauf