09.08.2019 | 12:25 Uhr |
91,02 km | 1.005 Hm+ | 1.085 Hm- | (Anreise) |
10.08.2019 | 10:03 Uhr | 112,75 km | 1.497 Hm+ | 1.497 Hm- | Krušnoton |
11.08.2019 | 9:00 Uhr | 100,04 km | 1.507 Hm+ | 1.427 Hm- | (Abreise) |
Noch habe ich ja Zeit, mit dem altersbedingten Einstieg in die Mamil-Familie des Radsports. Doch die Vorbereitungen dafür laufen derzeit an. Nicht bei mir direkt, sondern bei Tilo. Er macht dies (mit Siggi) schon längere Zeit intensiver und will demnächst zur Spezies der "middle-aged men in Lycra" gehören. Doch dies ist ein steiniger Weg und nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen. Radfahren ist dann nämlich kein Hobby mehr, sondern Berufung. Es wird der Lebensmittelpunkt und alles andere diesem untergeordnet!
Ab und zu habe ich ja auch schon mal eine gewisse Zeit auf dem Drahtesel zugebracht - alles aber im überschaubaren Rahmen. Mittlerweile werde ich aber von Siggi und Tilo (den Machern des ehem. Laufes "Rund um Chemnitz") mit einem Zahlenwerk zu den von ihnen absolvierten und noch bevorstehenden Radtouren versorgt, welches dem Einsteiger die Lust auf diese Freizeitbeschäftigung nicht unbedingt erleichtert. Distanzen werden da genannt, welche man nur selten bereit ist, am Stück mit dem Auto abzuhandeln. Um diese verfahrene Situation für den Neuling zu entwirren, fangen beide recht behutsam mit der Einführung in diese Materie an. Dem Ritt zum Keilberg (160 km) und zum Hirtstein (140 km) folgt nach laaanger Pause (für Ute und mich) die Radtour um Freiberg (110 km). Während die beiden im Anschluß ihren Mecklenburger 300er und weitere 100er Runden in sommerlicher Hitze abspulen, erholen sich Fahrradtacho und Kurbelgehäuse der Novizen im wohltemperierten Keller.
Anfang August geht es jedoch wieder los: zum Anfüttern auf das Krušnoton-Wochenende veranstalten beide eine Rundfahrt von Chemnitz über Frankenberg und Mittweida nach Waldheim. Dort darf dann nach langen Nerven ("Onkel, sind wir bald da?") sogar mal kurz aus dem Sattel gestiegen werden. Allerdings nur, um schnell ein angewärmtes Radler mit staubtrockenem Kuchen zu sich nehmen zu können. Die Weiterfahrt über Rochlitz und Cossen nach Chemnitz unterbricht (glücklicherweise) ein Regenguß, der zu einem weiteren Gaststättenaufenthalt zwingt. Letztendlich sind rund 112 Kilometer und 1.100 Höhenmeter in den Beinen - ob dies für die Fahrt ins Böhmische ausreicht? Das kommende Wochenende wird es zeigen.
Das Wetter ist perfekt, als wir zu viert von Chemnitz gen Tschechische Republik starten. In den Rucksäcken ist nur das Minimalste für einen Wochenendaufenthalt verstaut und die von Tilo veranschlagte Route verläuft sich meist auf Radwegen oder wenig befahrenen Straßen. Auf komoot.de konnte man sich darüber vorab informieren, denn Tilo akzeptiert nur zu 100 Prozent vorbereitete und bis in die Haarspitzen motivierte Pedaleure - da gibt es dann kein Gejammer, auch wenn der Arsch zur Kehrschaufel mutiert, Füße und Arme von der monotonen Tätigkeit teilweise einschlafen und der Rücken zu knochenharten Eichenholz versteift. "Schwere Rennradtour. Sehr gute Kondition erforderlich. Die Tour kann Passagen mit losem Untergrund enthalten, die schwer zu befahren sind." - so wird die Route im Internet beschrieben. Doch so dicke kommt es dann doch nicht, denn um den Frieden im (schwächelnden?) Quartett zu wahren, genehmigt die Rennleitung sogar Pausen: eine Trinkrast in Eppendorf und ein "Bad" im Grenzbach bei Holzhau.
Von Chemnitz führt der Weg ins Böhmische zunächst über Niederwiesa und Flöha nach Falkenau. Vorbei am Hetzdorfer Viadukt gelangen wir ins Lößnitztal und weiter nach Eppendorf. Dort wird im Lebensmittel-Discounter der dringend notwendige Getränkenachschub realisiert. Blöderweise gibt es dort das beliebte und auf unsere Beschäftigung ausgelegte Biermischgetränk "Radler" nicht mehr im Getränkeregal. Vielleicht sind hier die Marketingexperten auch nur der Zeit einen Schritt voraus und haben (seit die Fahrräder nicht mehr ausschließlich nur mit Muskelkraft angetrieben werden) diesen Ladenhüter aus dem Sortiment genommen? Die Nachfrage stagniert logischerweise und ein moderner Markt sucht dann eben schnell nach Alternativen, um das Klientel der batteriebetriebenen Fortbewegung auf zwei Rädern mit einer dafür geeigneten Flüssigkeit zu unterstützen. Vielleicht wurden auch bloß die alten "Radler"-Etiketten entfernt oder gleich nur mit einem "E-Bike"-Aufkleber übertüncht. Doch danach hält der Old-School-Radfahrer natürlich nicht Ausschau und greift daher kurzerhand zu den beiden Komponenten des guten alten Durstlöschers und mischt noch selbst.
Mit gehörigem Zeitverzug wird daher die Reise über Großwaltersdorf, Großhartmannsdorf, Mulda und Rechenberg-Bienenmühle fortgesetzt und erst am Wald- und Wiesen-Grenzübergang hinter Holzhau zum nächsten Mal unterbrochen. Die geschundenen Füße erhalten hierbei in der noch sanft dahinplätschernden Freiberger Mulde eine Kühlung. Siggi und ich wenden zudem in Fleisch und Blut übergegangene Rückenübungen aus unserem Rückenkurs an, um dieser Körperpartie die nötige "Einstellung" für den Rest der Fahrt zu vermitteln. Diese führt anfangs gemäßigt nach Moldau (Moldava). Ein knackiger Anstieg bringt uns danach zum mit 856 Metern höchsten Punkt der Strecke - einen Steinwurf vom 864 Meter hohen Glaserberg (Skársky vrch) entfernt. Auf (scheinbar) Endlos-Serpentinen hinab nach Niklasberg (Mikulov) und Klostergrab (Hrob) rollen wir Richtung Brüxer Becken (Mostecká Pánev) und radeln die letzten Kilometer recht flach und quasi mühelos durch Strahl (Streiná) und Kosten (Kostany) nach Teplitz-Schönau (Teplice). Dort befindet sich unweit der AGC-Arena Na Stínadlech unsere Herberge mit zusätzlichem Garagenplatz für unsere Tretmühlen. Irgendwie erinnern die Räumlichkeiten unseres Quartiers an ein Sanatorium. Doch das ist sicherlich nur Zufall - so berechnend ist Reiseleiter Tilo nun auch wieder nicht. Mal sehen, ob tagsdarauf die Beine überhaupt noch willig sind, das Theater hier fortzusetzen - schließlich stehen da ein paar Kilometer und ein paar Höhenmeter mehr auf dem Programm.
Zum Start-Ziel-Bereich ist es rund ein Kilometer Fußweg. Leider hat Tilo im Erstellen des Wochenend-Gesamtpakets vergessen, die Ausgabe der Startunterlagen in unsere Hotelanlage einzupflegen. So müssen wir notgedrungen nochmal in die Spur - beim nächsten Mal sollte dies dann aber klappen. Vielleicht machen wir ja dann mal eine der "richtigen" Strecken? Neben unserer L-Kinderstrecke ("Haben Sie schon irgendwann auf dem Fahrrad gesessen? Wenn Ja, versuchen Sie es! Kein Angst, die Verpflegungsstationen sind geöffnet und bis halb neun ist ja Zeit genug, oder?" - so der Originaltext zum 110er) gibt es die XL-Strecke (180 km / 3.500 Hm+), die XXL-Herausforderung (250 km / 4.900 Hm+) und die XXXL-Jubiläumsrunde (300 km / 6.000 Hm+).
Der Abend wird dann zum Ausfüllen der letzten Luftblasen im Radtrikot genutzt, schließlich legt der Mamil Wert auf enganliegende Kleidung und schämt sich nicht seiner Körperfülle. Also sitzen wir bis Ultimo in der benachbarten Kneipe. Neben dem typisch böhmischen Knödel-mit-Gulasch-Gericht wird auch die Bierkarte noch quergelesen und somit für eine ordentliche Bettschwere gesorgt. Des Morgens werden mit einem deftigen Frühstück die letzten Zweifel eines eventuell auftretenden Hungerastes während der Radtour ausgeräumt und mit ein paar, in den Satteltaschen verstauten Riegeln nun rein gar nichts mehr dem Zufall überlassen. Fehlt nur noch der richtige Luftdruck auf den Pneus und der Krušnoton L kann beginnen.
Zwei Bar unter Minimal auf dem Vorderreifen zwingen zum Handeln und auch das Hinterrad lechzt nach Frischluft. Doch da gibt es keine Chance, da sich das (schon leicht angeschlagene) Ventil den Pumpversuchen heroisch entgegenstellt und später der immensen Belastungsprobe durch den Hobbysportler erliegt. Nun sind noch rund 20 Minuten bis zum Start und der Joker in Form des Ersatzschlauches muß jetzt schon gezogen werden. Ein gelebtes "viele Hände - schnelles Ende" sorgen trotz zu kleinen Ventils (und damit erneuten Problemen beim Aufpumpen) für ein rechtzeitiges Betreten des Startblocks - letzte Reihe, vor dem Besenwagen! Punktlandung! So hat man wenigstens nicht das Gedrängel von hinten, vorausgesetzt der Fahrer des Besenwagens ist nicht auf den von unserem Quintett erzeugten Sog angewiesen. Neben Ute, Siggi, Tilo und mir komplettiert Enrico unsere Fahrgemeinschaft am heutigen, leicht verregneten Tag.
Die ersten drei Kilometer durch Teplitz sind neutralisiert, doch davon bekommen wir am Ende des Feldes nichts mit. Neben 599 Startern der kleinen Runde sind noch 331 Radler der mittleren, der 180er Strecke dabei. Beide Langdistanzen starteten dreieinhalb Stunden vor uns. Leicht wellig und nicht zu fordernd sind die Straßenabschnitte durch Modlau (Modlany), Karbitz (Chabarovice), Graupen (Krupka) bis Eichwald (Dubi). Dort beginnt jedoch der langgezogene Waldabschnitt hinauf nach Hinter-Zinnwald (Cinovec). Die Strad Lithium weist dabei stellenweise bis 18% Steigung aus - ein Abschnitt vor dem meine zu sehr auf Freizeitbetätigung ausgelegte Schaltung kapituliert, oder ist es doch der fehlende Saft im Gebein?
Nach 40 Kilometern steht das erste Versorgungszelt am Streckenrand. Die Speisekarte ist breitgefächert und eine Weiterfahrt wird zudem durch die permanente Pflicht, hier niemanden vom VP vor den Kopf zu stoßen und Speisen abzulehnen, erschwert. Dadurch rutschen wir im Klassement auf die letzten Plätze. Das zehrt am Nervenkostüm, schließlich ist das hier die Radfahr-Anfänger-Runde. Naja, rund 500 Teilnehmer sind aktuell noch hinter uns - allerdings die, die erst im nächsten Jahr starten werden. Doch diese Motivationsfloskel verleiht neue Kräfte und trotz einiger kleinerer Pausen zum Entwässern oder zum Ausschauhalten gelingt es uns, den Anschluß an vereinzelte Kurzstreckler wieder herzustellen. Mittlerweile sind auch Gruppen der anderen drei Distanzen auf unserem Streckenabschnitt - natürlich ausnahmslos wesentlich flotter unterwegs als wir. Mit dabei ist auch Ralf. Er ist auf der 250er Strecke auf Achse und begleitet uns nun ein Stück.
Eine Abfahrt des Vortages bei Neustadt (Nove Mésto) absolvieren wir heute bergauf - wesentlich schweißtreibender, aber trotzdem angenehmer, als diese endlos erscheinenden Abfahrten, wie die nach dem Stausee Fleyh (Flaje). Dort ist zum Glück die Straße vom morgendlichen Regen schon wieder so gut wie abgetrocknet. Es folgt jedoch später noch eine rund acht Kilometer lange Bergab-Partie nach der zweiten Verpflegung nahe Göhren (Klíny), vor der ich schon etwas Respekt habe. Das Höhenprofil zeigt dabei straff nach unten und der Kartenausschnitt hält allerhand Serpentinen parat - so etwas brauche ich nicht auch noch in "nasser" Form! Nun sind aber selbst die Bambinirunden im böhmischen Erzgebirge keine Wunschkonzerte und deshalb setzt nach Beendigung der Freßorgie mit Thunfischschnitten und Süßgebäck am Bufet Klíny der Regen wieder ein - viel intensiver als am Morgen und die Straße ist ruckzuck mit einem Wasserfilm überzogen.
In Zeitlupe geht es daher für mich hinab nach Ober-Leutensdorf (Litvínov). Den Anschluß zu meinen Mitstreitern verliere ich recht schnell und von hinten kommen 60 bis 70 Teilnehmer regelrecht vorbeigeschoßen. Das stört mich jedoch keineswegs, da ich ja nur heil unten ankommen will. Dort warten dann auch die anderen Vier auf mich und so werden die letzten, nur leicht welligen 25 Kilometer ab Bruch (Lom) wieder gemeinsam absolviert. Während sämtliche anderen Strecken noch einen Abstecher ins Böhmische Mittelgebirge machen, bleibt uns dies mit einem Ausradeln im Brüxer Becken über Dux (Duchcov) und Hostomic (Hostomice) erspart.
Der letzte klitzekleine Anstieg führt nun durch Kozlik (Kozlíky) - ein Pflichtfototermin für unseren Reiseleiter Tilo, der als Namenspate dieser Kleinstsiedlung fungiert. Das im Moment der Vorbereitung des fürs Familienalbum gestellten Schnappschußes das Spitzenfeld der 180er Runde an uns vorbeizieht, ist dabei nebensächlich. Wir sind längst vom gemütlichen zum ganz gemütlichen Teil unserer Reise übergegangen. Nur noch rund sechs Kilometer über Auperschin (Uporiny) und Wisterschan (Bystrany) sind es bis zur Ziellinie und diese überfahren wir nach 5:48:26,7 Stunden im Block auf den Gesamtplätzen 546 bis 550. Keine große sportliche Geschichte, aber es hat Spaß und vielleicht auch Lust auf mehr gemacht.
Die "pausierte Zeit" wird in Tilos Medien später mit 40:57 Minuten angegeben - das ist sicherlich bei nur zwei Verpflegungsstationen etwas zu üppig. Zu üppig war allerdings auch das Angebot an den Verpflegungsposten. Selbst im Ziel wird kulinarisch vom Veranstalter nachgewaschen: durch zu viele Gutscheine im Starterbeutel füllt sich unser Tisch recht schnell mit Flaschen- und Becherbier, dazu gibt es gläserne Erinnerungsschüsseln mit warmen Nudeln oder Nudelsalat. Bananen und das komplette Sortiment an Riegeln wird zudem marktschreierisch von Kindern unter die Leute gebracht. Nach so einer Völlerei könnten wir uns den Gaststättenbesuch am Abend schenken, doch das Verlangen nach böhmischer Hausmannskost, gepaart mit einheimischen Bier ist zu groß. Also finden wir uns wieder in der Schankwirtschaft des Vorabends ein und glätten die "Falten in den Hemden" bis die Nähte zu platzen drohen.
Ich weiß zwar nicht, wo ich die drei Spiegeleier des Sonntagsfrühstücks in meinem fülligen Körper noch unterbringen soll, aber: bezahlt ist bezahlt! Außerdem steht ja noch die Rückfahrt an und da gilt es, dem Körper nichts vorzuenthalten. Zudem scheint schon am Morgen kräftig die Sonne und der Zeitplan ist fast sportlicher ausgelegt, als zum Krušnoton selbst. Am Abend steht nämlich auf dem Betriebsgelände der CFC-Fußball-GmbH noch ein Kräftemessen mit der HSV-Fußball-AG auf dem Programm. Drei Berechtigungsscheine zu dieser exklusiven After-Race-Party sind im Besitz unseres Quartetts - da sollte man dann auch anwesend sein.
Die Tour in die Heimat beginnt allerdings am Stadion von Teplitz, der AGC-Aréna Na Stínadlech, benannt nach dem Hinrichtungsplatz, der sich dort einst befand. Nun trägt hier der Fotbalovy klub Teplice a.s. seine Heimspiele in der ersten tschechischen Liga aus, ohne dabei seinen Gegnern großartig weh zu tun. Die letzten beiden Heimspiele waren für Teplitz jedenfalls regelrechte Hinrichtungen: 0:8 gegen Jungbunzlau und 1:5 gegen Slavia Prag. Zum Glück waren sie an diesem Wochenende auswärts aktiv (Freitag, 0:1-Niederlage in Zlin), sonst hätte ich mir wohl ein weiteres, ihrer Heimdesaster angetan.
Wenn wir jedoch rechtzeitig zum Fußball nach Chemnitz kommen wollen, dann müssen wir uns langsam mal auf den Weg machen! Genervt warten die drei auf mich, während ich das Stadiongelände (fotografisch) unter die Lupe nehme. "Schwere Rennradtour. Sehr gute Kondition erforderlich. Auf einigen Passagen wirst du dein Rad eventuell tragen müssen." - heißt es in der Vorschau auf komoot.de zum bevorstehenden Ritt. Tilo wiegelt auf Anfragen gekonnt ab, das Rad müsse maximal die Kellertreppe 'runtergetragen werden. Diese Texte würden ja maschinell erstellt und bei einer "Heimfahrt" steht dieser Textbaustein immer mit hintendran.
Der Prolog über Settenz (Retenice), Ullersdorf (Oldrichov), Janegg (Jeníkov) und Ossegg (Osek) nach Ober-Leutensdorf (Litvínov) ist recht moderat, doch irgendwo müssen wir ja noch den Erzgebirgskamm passieren. Dies geschieht ab Johnsdorf (Janov) mit einem rund zehn Kilometer langen, größtenteils bewaldeten Anstieg nach Einsiedel (Mnišek). Siggi gewinnt hier souverän die interne Bergwertung, welche kurz vor der Grenze in einem "Biergarten" begossen wird. Es ist nicht das urig-böhmische Flair, welches wir uns zum Abschluß noch einmal gewünscht hätten, sondern Massenabfertigung am Rande eines Billigmarktes. Einzig das Bier mundet, da es nicht aus den Mikrowellen und Tiefkühlschränken des Hauses stammt. Meine drei Mitstreiter bereuen es zu tiefst, hier noch ein Essen bestellt zu haben. Tja, billig schmeckt nun mal nicht und trotzdem ist die Kneipe voll. Die vielen (deutschen) Autokennzeichen verraten dabei die enorme Strahlkraft, die von diesem Ort ausgeht. Ein Ausflugstip für Sparfüchse!
In Deutschneudorf wechseln wir für kurze Zeit ins Sächsische, um in Deutschkatharinenberg wieder die Grenze zu passieren. Man fährt dort über Brandau (Brandov) einfach ruhiger! In Olbernhau-Grünthal ist der letzte Grenzwechsel und bis Pockau geht es nun leicht bergab. Eine Steigung nach Lengefeld und einen Anstieg nach Krumhermersdorf hält Tilos Route bis Zschopau noch bereit. Über Vorderschlößchen und Weißbach biegen wir in Dittersdorf ins Zwönitztal ein und gelangen, durch Einsiedel und Erfenschlag fahrend, nach Chemnitz. Die Passage des Radtragens erfolgt nun wirklich erst zum Schluß beim Gang in den Keller - das Internet weiß eben alles!
Der Abend zieht sich jedoch noch schön in die Länge. Pflichtveranstaltung Fußball! Früher ein "Spiel des Jahres", heute schon fast lästig. Gleichstand nach anderthalb und auch nach zwei Stunden Fußball (2:2). Im Elfmeterschießen besiegelt auch erst der 14. Schütze das Ausscheiden der klassentieferen Heimmannschaft (5:6) - in der derzeitigen Situation des Chemnitzer Fußballs jedoch fast uninteressant. Noch nie bin ich so gleichgültig aus dem Stadion gegangen, wie an diesem Abend. Es ist ja nur noch eine Frage der Zeit, wann das Werk vollbracht und der Chemnitzer FC "abgewickelt" ist. Derweil klopft man sich bei den Unfehlbaren weiter auf die eigene Schulter und schiebt eigenes Unvermögen anderen in die Schuhe - so wie der angehende Mamil sein fahrerisches Defizit nie bei sich selbst suchen und dies stets auf die Badehose schieben wird. Doch mein Weg zum "middle-aged man in Lycra" ist noch verdammt lang, das hat mir das Fahrrad-Wochenende schonungslos gezeigt. Mal sehen, wann Tilos Kurs zu diesem Thema weitergeht. Ich halte mich bereit!
Standbilder von: Tilo Kozlik (14), Ute Herfurt (1), Thomas Delling (6)