04.08.2012 - 8:00 Uhr - 117,28 km / 8.515 Hm+ / 8.515 Hm-
05.08.2012 - ca. 5:30 Uhr - Abbruch des Wettkampfes!
Im nördlichen Tessin gibt es nun also auch einen "Trail". Die Werbung der Organisatoren hielt sich dafür allerdings in Grenzen. Selbst im Startort Airolo ist bis kurz vor Ausgabe der Starterbeutel, am Vorabend des Laufes, nicht viel von dieser Veranstaltung zu erahnen und zu erfahren. Nur 148 Läufer sind für die zwei Strecken (117 und 58 Kilometer) vorgemeldet, neben den Favoriten Elizabeth Hawker und Adrian Brennwald gehören auch Ute und ich zu den 66 Vormeldern auf der großen Runde.
Um es vorweg zu nehmen, von den letztendlich 75 Gestarteten kamen nur 5 ins Ziel! Weitere 22 Läufer wurden vom Veranstalter aber noch in die Ergebnisliste aufgenommen, da sie den Wettkampf nicht selbst beendeten, sondern bis zum Abbruch der Veranstaltung im Rennen geblieben waren.
Aber alles der Reihe nach: Der Morgen des Starttages ist wolkenverhangen, Regen ist laut Zeitung aber erst für den Sonntag "eingeplant". Ausschlafen ist heute wieder nicht angesagt, da ich seit 3 Uhr wach bin und auf das Weckerklingeln warte. Ab 6 Uhr wird es dann ernst: "Anputzen", Hotelzimmer räumen und Frühstück! Auf unserem Weg zum Start überholen wir Lizzy Hawker, die im gleichen Hotel wie wir übernachtete. Nach dem Startschuß wird uns das natürlich nicht noch einmal gelingen.
Bevor es los geht, gibt es vom Veranstalter noch einige Hinweise zum Wettkampf in italienischer, französischer und englischer Sprache. Wir erfahren, das es witterungsbedingt am Bassa di Folcra (km 97,3) eine Streckenänderung geben kann - ca. 2 Kilometer und 300 Höhenmeter blieben uns dann erspart. Der Abschnitt bis nach Faido (km 58,9) bleibt auf alle Fälle unverändert.
Die Kirchturmuhr läutet achtmal, kurz darauf setzt sich das Starterfeld in Bewegung. Die ersten 2 Kilometer sind nur leicht profiliert, da es auf der Straße durch Airolo und einem Forstweg nach Frasne (1.219 m) geht. Dort wartet dann der enge und steile Anstieg durch den Wald nach Buco di Ce (1.680 m) und weiter geht es etwas flacher zur Alpe di Lago (2.014 m). Da wir aber schon in der Woche die ersten und die letzten Kilometer der 117er Runde abgelaufen waren, wissen wir, was auf uns zukommt.
Dem Anstieg zum Pian Alto (2.239 m) folgt der Abstieg zur Bochetta di Föisc (2.122 m) und weiter geht es hinab zum Lago Ritom (1.850 m), wo die erste Zeitmessung und die erste Verpflegungsstelle auf uns wartet. Mit 2 Stunden Laufzeit für die ersten 10 Kilometer liegen wir gut im Plan. Nach 5 Minuten Aufenthalt sind der Magen und die Wasserflaschen aufgefüllt. Den paar Metern am Stausee auf breiter Straße entlang folgt der Anstieg im Gelände hinauf zur Capanna Cadlimo (2.570 m). Durch Kuhweiden und Kuhscheiße am Lago di Tom (2.022 m) vorbei, führt der Pfad hinauf zum Lago Scuro (2.451 m), dort liegt noch Schnee und die Sohlen der Schuhe werden wieder sauber.
Die Berghütte Cadlimo ist schon zu sehen, es sind nur noch wenige Meter bis zu dieser Verpflegungsstelle, doch der Weg biegt eindeutig durch verstärkte Markierungen gekennzeichnet über einen Bach ins Tal ab. Zwei Mann aus unserer Truppe sind der Meinung die Hütte direkt anzusteuern. Wir folgen allerdings der Markierung und denken, das wir noch (wie so üblich) einen Bogen zur Cadlimo laufen werden. Der Weg triftet jedoch immer weiter talwärts ab. Die Sache ist uns suspekt. Ein von oben übers Geröll kommender Deutscher bestätigt uns zwar im Vorbeieilen, das die Hütte für ihn ein Umweg war und wir auf dem richtigen Weg seien, aber sicher sind wir uns da nicht.
Während wir immer weiter ins Val Cadlimo zum Stabbio di Mezzo (2.300 m) absteigen, machen wir uns Gedanken über unsere vielleicht folgende "Bestrafung" am nächsten Zeitmeßpunkt - Disqualifikation oder Zeitstrafe? Aber wir sind ja nicht die Einzigen, die der klaren Markierung gefolgt sind. Ich sehe im Anstieg zum Bochetta della Mineira (2.525 m) aber auch Läufer hinter uns, welche definitiv vor uns waren. Abwarten und erstmal den steilen und schwierig zu laufenden Abstieg zur Capanna Cadagno (1.987 m) meistern!
An der Hütte wird gerade gebaut, nebenan steht "unser" Verpflegungszelt. Beim Abscannen der Startnummer erzähle ich dem Verantwortlichen vom Nichtanlaufen der Cadlimo-Hütte. Er meint ganz entspannt, sie sei noch kurzfristig von der Route genommen worden. Uns fällt eine Riesenlast vom Herzen. Während sich Ute einen Imbiß genehmigt, hole ich mir für mein Buch den Hüttenstempel von nebenan. Ein kurzer, intensiver Regenschauer geht in der Zwischenzeit hernieder.
Etwa 10 Minuten nach unserer Ankunft verlassen wir die Baustelle und machen uns auf den Weg durch das Val Piora hinauf zum Passo delle Colombe (2.381 m). Dort geht es zwischen Pizzo dell'Uomo und Pizzo Colombe wieder hinab, diesmal ins Valle Santa Maria nach Acquacalda (1.756 m). Das Wetter verschlechtert sich immer mehr und an der Campo Solario (1.847 m) werfen wir uns die Regenjacken über, da der Nieselregen kurzzeitig in einen Wolkenbruch übergeht. Das Zeitlimit von 8 Stunden am Verpflegungszelt am Ortrand von Acquacalda (km 34,6) "unterbieten" wir um 60 Minuten.
Gut gestärkt geht es weiter, bis auf einmal ein unheimliches Geräusch aus meinem Rucksack unseren Laufschritt unterbricht. Die Trinkflasche war "explodiert" - ich hatte sie mir an der Tränke klugerweise mit Cola aufgefüllt. Nun war durch unser Gehoppel genügend Druck in der Flasche aufgebaut, der 'raus wollte. Aber nach einem ersten Schreck und einer nassen Hose (von der Cola) können wir herzlich darüber lachen.
In Piano (1.658 m) klingt "gute Laune" aus einem Festzelt. Das kennen wir doch - es ist vom Sci Club Negrentino, dem Ausrichter des "Cronometro del Nara". Naja, so ganz wie Feiern ist uns nicht zu Mute, da der Anstieg zum Passo Baretta (2.274 m) ansteht. Versüßt wird dieser nur durch einen kurzen Zwischenstopp an einem der vielen, vollen Heidelbeersträucher. Weiter oben ist die Kacke dann richtig am Dampfen: wir sind für ca. eine Stunde in einem starken Gewitter gefangen, um uns blitzt und knallt es, was das Zeug hält. Unsere Kommunikation ist mittlerweile auf ein Minimum gesunken. Die mitgeführten "Blitzableiter" von Leki verleihen auch nicht gerade die nötige Sicherheit in so einer Situation, doch den Anderen, ca. 500 Meter vor und ca. 800 Meter hinter uns, geht es genauso.
Mit dem Überschreiten des Passes verzieht sich das Gewitter und unsere Stimmung bessert sich wieder. An der Capanna Piandioss (1.860 m) stemple ich mir wieder mein Buch ab, dadurch kommt die Verpflegung etwas zu kurz. Ein paar Chips, Kekse und etwas Schokolade nehme ich mir dann noch mit auf den Weg nach oben - zum Bassa di Nara (2.123 m). Von dort haben wir einen herrlichen Blick auf Addi, den Zielort des "Cronometro del Nara", eingerahmt von einem doppelten Regenbogen. Endlich mal wieder was, für das sich die ganzen Strapazen lohnen.
Jetzt geht es ersteinmal nur bergab nach Faido (710 m), das denken wir zumindest. Mein mitgeführter Zettel mit Höhen-, Kilometer- und Zwischenzeitenangaben ist vom Regen völlig unlesbar geworden, aber so in etwa hatte ich das noch im Hinterkopf. Also schön bergab und einer Zwischenzeit von 12 Stunden in Faido steht auch nichts mehr im Wege. Doch am Streckenpunkt Fornace (1.560 m) geht es plötzlich wieder bergauf - bestimmt nur kurz, denken wir. Bis zu den zwei Almhütten Stou di Sotto (1.876 m) müssen wir jedoch. Ute ist kurz vorm "Platzen". Ich beruhige sie, indem ich ihr versichere, das alle Läufer hier hoch müssen, nicht nur wir. Das Argument beflügelt sie zwar nicht sonderlich, ich bin aber auch kein Mentaltrainer und das Talent der richtigen Motivation fehlt mir nun mal.
Letztendlich wird der Pizzo Molare zu dreivierteln umrundet, durch den Wald geht es nun abwärts bis zu einer Straße, welche hinauf zu einer Ortschaft führt - Cari (1.622 m). Stimmt, das stand mit auf dem Zettel, aber jetzt dürfte es nur noch bergab gehen. Wieder steht ein Festzelt im Ort, ein Deutscher und ein Franzose vermuten dort eine weitere Verpflegung, doch ich muß sie enttäuschen und verweise auf Faido als nächsten großen Rastplatz. Bei dieser Gelegenheit verschaffe ich mir auf deren Plan einen kleinen Überblick über die nächsten Streckenabschnitte. Jetzt wankt sogar das Zeitlimit in Faido, 22 Uhr (nach 14 Stunden) ist dort Schluß!
Ute macht bergab Dampf, ich folge ihr und auch der Franzose, der sich am liebsten in den Zug setzen und nach Hause fahren würde, geht mit. Die Strecke wird durch die einsetzende Dunkelheit in den Waldabschnitten immer schwieriger. In Primadengo (975 m) setzt Ute als Tempomacher dann die Stirnlampe auf, ich folge ihr ohne Licht, was auf den nassen Steinen und Wurzeln nicht immer einfach ist. Der Franzose läßt abreißen und wird unten in Faido aussteigen.
Der tiefste Punkt der Strecke (710 m) wird für viele Teilnehmer auch der Tiefpunkt des Laufes. In der Sporthalle stehen noch viele abgegebene Säcke mit Wechselsachen für die noch zu erwartenden Läufer bereit, auch wenn das Zeitlimit jetzt schon eine halbe Stunde nach hinten verschoben wurde, viel wird nicht mehr los sein beim folgenden Anstieg! Wir ziehen uns trockene Sachen an, meine Füße sind jetzt schon ordentlich aufgeweicht und einige Blasen zeichnen sich ab, auch die beiden (mühsam nachgewachsenen) großen Zehennägel werden sich wohl verabschieden.
Es ist kurz vor 22 Uhr, wir wollen gerade starten, da beginnt es wieder mit regnen, besser gesagt mit schütten. Unsere Säcke liegen zwar schon abfahrbereit nach Airolo in einem Auto, aber wir haben trotzdem Zugriff und können uns unsere darin befindlichen Regenhosen noch anziehen. Das ist die beste Entscheidung für den Rest des Wettkampfes. Auf dem Weg nach Dalpe (1.195 m) kommen Regentropfen, so groß wie Schneeflocken und wieder gewittert es, das es uns Angst und Bange wird. Ein Aussteiger kommt uns wortlos den Berg herunter entgegen. Hinter uns kommen noch drei Lichter durch den Wald - eine Deutsche und zwei Schweizer, allerdings mit einer halben Stunde Rückstand. In Dalpe begleitet uns dann zwar eine Katze ein Stück des Weges, aber sonst sind wir für uns allein. Wir erinnern uns an den UTMB, wo bei ähnlichem Wetter die Leute in den Bergdörfern nachts an der Strecke standen, um die Verrückten anzufeuern. Aber das erwarten wir auch gar nicht.
An der Alpe Cadonighino (1.739 m) verlassen wir den Wald und können am Passo Vanitt (2.138 m) einen weiteren Lichtkegel ausmachen. Das wir jedoch zu diesem auflaufen werden ist ausgeschlossen. Ute hat mit sich zu kämpfen und wir sind mittlerweile bei einem gemütlichem Wandertempo angelangt. Einsetzender Nebel behindert die Sicht auf die Streckenmarkierung. Obwohl die gesamte Route bestens ausgezeichnet worden ist, habe ich doch Probleme den nächsten Reflektor mit der Stirnlampe zu finden, so dicht ist die Suppe schon und der Kalkstein läßt nicht immer gleich den Weg erahnen. Es ist außerdem nur noch ein kraftloses Herumgestochere zwischen den Felsen, Steinen und "Pfützen" auf dem "Weg" zur Capanna Leit (2.257 m). In der Dunkelheit müßte doch nun mal ein Licht auf die Hütte hinweisen. Kein Licht, aber eine Fahne gibt endlich Gewissheit und da ist sie dann auch hinter einem Felsen, spärlich beleuchtet, die nächste "Zeitschranke" - ursprünglich 2 Uhr, jetzt 2:30 Uhr. Es ist 2:02 Uhr und wir liegen noch im Limit.
In der Hütte ist es schön warm und überall hängen Sachen zum Trocknen. Ein Läufer bereitet sich gerade auf seine Nachtruhe vor, während wir zwei Zombies den Raum betreten. Während ich mich noch halbwegs "normal" fühle, ist Ute total am Boden, sie wirkt fast so apathisch wie bei ihrem Austeigen beim UTMB. Wenn sich an ihrer Situation nicht entscheidend etwas ändert, können wir auch die uns angebotenen Nachtlager in Anspruch nehmen. Während es sich Ute im Nachbarzimmer auf einer Bank bequem macht, kommen unsere "Verfolger". Sie werden auf der Hütte bleiben und den schwierigen Abstieg bei Tageslicht vornehmen. Ein Schweizer der Truppe ist noch schlechter drauf als Ute - er hat mit Schüttelkrämpfen zu tun. Ich erkundige mich während Ute's kurzer Ruhephase beim Hüttenwirt (?) nach der Chance, die wir noch bis zum nächsten Zeitlimit in Fusio haben.
Es käme ganz darauf an, wie gut ich laufen könne, aber 2 bis 3 Stunden solle ich schon einplanen. Ich müsse aber noch die Frau von nebenan (Ute) mitnehmen, entgegne ich ihm. Da haben dann wohl alle im Raum an einen schlechten Scherz gedacht, solche Blicke waren auf einmal zu vernehmen. Als er merkt, das wir beide es aber ernst meinen, erklärt er uns die Strecke detailgenau, wo wir rennen können und wo wir vorsichtig machen müssen und wie er die Strecke markiert hat. Nach einer heißen Suppe verabschieden wir uns in die Nacht. Ute hat die kurze Ruhe gut getan. Die besten Wünsche der Hüttenbesatzung im Gepäck geht es auf langsamen Terrain 125 Höhenmeter bergab. Danach folgt der Anstieg zum Passo Campolungo (2.318 m), wir haben insgesamt nur 1:45 Stunden Zeit, bis zum Paß sind aber schon mal 40 Minuten davon aufgebraucht. Wir sind jetzt definitiv die Letzten im Feld der Übriggebliebenen, so eine Art "Besenläufer", die alle anderen vor sich hertreiben.
Bergab kommen wir richtig gut voran, obwohl die Wiesen naß und die Steine glitschig sind. Oberhalb von Fusio treffen wir auf eine Forststraße (1.457 m), dort läuft Ute im 10-km-Wettkampftempo, ich gebe in immer kürzeren Abständen unsere verbleibende Zeit durch - noch 20, noch 15, noch 12 Minuten. Dann beginnt der Waldabschnitt, der selbst wenn es trocken ist schwer zu laufen ist, so hatte uns der Streckenmarkierer darauf eingestimmt. Die Zeit rinnt uns immer mehr davon - noch 8, noch 6, noch 2 Minuten und plötzlich ist es 4:30 Uhr, die Zeitschranke für Fusio und wir stochern immer noch im Schlamm und in den Kuhfladen oberhalb des Bergdörfchens herum. Ute "versorgt" ihre Schienbeine mit blauen Flecken, abgegeben von den umliegenden Felsstücken und ich lade für meine offenen Fußsohlen noch ordentlich Schlick in die Schuhe. Jetzt geht so gut wie alles schief, jeder zweite Schritt landet in der Hektik im Morast oder die Beine und Füße bleiben an Steinen oder Wurzeln hängen. Und wofür das alles? Damit wir in Fusio gesagt bekommen: "Ihr seid raus!"? War etwa alle Mühe umsonst?
Ein älterer Mann erwartet uns schon am Ortseingang, er will uns zwar den weiteren Streckenverlauf zeigen, aber urplötzlich einsetzender Starkregen läßt ihn davon abkommen und so rennen wir so schnell es geht ins Casa Comunale (1.289 m). Dort stehen gleich am Eingang Feldbetten, beenden wir hier unseren Wettkampf? Da hätte ich dann doch lieber auf der Hütte übernachtet. Es ist 4:47 Uhr, ich frage, ob für uns jetzt Schluß ist. Fragende Blicke machen die Runde, es gäbe keinen Grund nicht weiter zu dürfen, außer natürlich das Scheißwetter und das Vollpensionsangebot mit Essen, Trinken, Duschen und Schlafen. Wir sind für einen Moment die Glücklichsten und entscheiden uns für Scheißwetter, Schmerzen im Gebein und die Tatsache als Letzte in Airolo anzukommen.
Zum Regenguß gesellt sich wie gewohnt ein Gewitter, auf das wir geradezu hinsteuern. Aber das Schlimmste ist überstanden und das Zeitlimit von 31 Stunden muß reichen. Als aber dann am Lago del Sambuco (1.470 m) gleich mehrere Stirnlampen von vorn auf uns zukommen kann etwas nicht stimmen. Rennabbruch! Alle zurück nach Fusio! Wir stehen wie bestellt und nicht abgeholt am Stausee, doch auch die nächsten ankommenden Läufer sagen nichts anderes, warum auch? Es wird langsam hell und nun soll alles vorbei sein? Wir schließen uns unfreiwillig aber ohne zu Murren den Anderen an, nur rennen wollen wir nicht mehr. Ein Franzose hat auch genug und wandert dann mit uns zurück.
Der Speiseraum füllt sich mehr und mehr mit zurückgepfiffenen Läufern. Uns erwarten mitleidige Blicke der Helfer, da wir uns kurz vor 5 Uhr noch so sehr über die Möglichkeit des Weiterlaufens gefreut hatten und nun völlig enttäuscht zurückkommen. Aber dem Veranstalter ist da kein Vorwurf zu machen, normalerweise hätte er den Lauf auch schon eher abbrechen können und wir hätten uns nicht beschweren dürfen. Man sitzt gemeinsam am Tisch und jeder hat so seine Geschichte zu erzählen. Einige hatten auch schon den Abbruch des Irontrails "miterlebt". So auch Uwe Herrmann, der am Fuorcla Crap Alv umkehren mußte, genau wie wir und auch genau zum gleichen Zeitpunkt. Er war mit uns oben, als wir die Ersten waren, die nicht mehr nach Bergün gelassen wurden. Zwischen dem Irontrail in Pontresina und dem Trail Ticino in Airolo erlebte er natürlich auch noch die vorzeitige Beendigung des Adamello in Italien - Glückwunsch, drei Abbrüche von Ultraläufen innerhalb eines Monats!
Letztendlich wird im Raum die gesamte Palette des Langstreckenlaufes durchgequatscht, von UTMB über TVSB und TDG, Zugspitz, Rennsteig usw. usf. Zwischendurch gibt es einen Kaffee oder eine Cola, dazu noch Wurst, Käse, Schokolade, Kekse und was sonst noch so an Verpflegung 'rumliegt.
Kurz vor 11 Uhr sitzen wir dann verteilt in zwei Kleinbussen, die uns nach Airolo bringen sollen. Unser Busfahrer hat einige Probleme beim Umlenken und Zurückstoßen des Fahrzeugs. Das Klicken der Sicherheitsgurte ist plötzlich zu vernehmen, da es jetzt die engen Serpentinen nach Peccia hinabgeht. Aus dem Val Lavizzara ins Valle Maggia bis nach Locarno sind es schon mal 46 Kilometer, von dort geht die Tour weiter bis Bellinzona und von dort auf der A2 bis Airolo. Nach über 2 Stunden Fahrt und 128 Kilometern sind wir gerade rechtzeitig zur Siegerehrung im "Centre Corsa". Selbst hier wird Ute nach vorn gerufen - Platz 2 in der Altersklasse W40-54!
Was bleibt: wunde Füße, (wieder) keine Qualifikationspunkte für den UTMB, dafür aber nicht der Verlockung des (bequemeren) Aufgebens erlegen und somit den Sprung auf die letzten beiden Plätze in der Ergebnisliste geschafft!
Fazit: ein anspruchsvoller Geländelauf (für mich schwerer als der UTMB!), der sehr gut markiert war und in einem sehr familiären Ambiente stattfand, wobei die Veranstalter einfach nur Pech mit dem Wetter hatten!
Ergebnisliste: 75 Starter (27 Gewertete, 48 Ausgeschiedene)
1. Brennwald, Adrian (SUI) - 1.AH - 18:33:53 (Airolo)
2. Hawker, Elizabeth (GBR) - 1.AF - 19:15:41 (Airolo)
3. Popp, Thomas (SUI) - 1.S1H - 20:41:06 (Airolo)
4. Bernardoni, Stefano (SUI) - 2.S1H - 22:49:20 (Airolo)
5. Zimmermann, Denise (SUI) - 2.AF - 23:12:20 (Airolo)
6. Manko, Olga (UKR) - 3.AF - 21:32:19 (Bedretto)
7. Zapletal, Axel (Tutzing) - 3.S1H - 21:32:23 (Bedretto)
8. Dall'Acqua, Massimo (SUI) - 4.S1H - 21:51:34 (Bedretto)
9. Bundi, Marco (SUI) - 2.AH - 21:51:40 (Bedretto)
10. Perrillat-Collomb, Gerard (FRA) - 5.S1H - 22:04:11 (Lago Naret)
11. Paoly, Stephane (SUI) - 3.AH - 22:04:16 (Lago Naret)
12. Jaques, Christine (SUI) - 1.S1H - 22:04:20 (Lago Naret)
13. Bourquin, Pascal (SUI) - 6.S1H - 22:05:02 (Lago Naret)
14. Herrmann, Uwe (Tübingen) - 7.S1H - 22:05:05 (Lago Naret)
15. Dellea, Paolo (ITA) - 8.S1H - 22:11:41 (Lago Naret)
16. Ramuz, Joseph (SUI) - 4.AH - 22:16:44 (Lago Naret)
17. Leuenberger, Patrick (SUI) - 9.S1H - 22:31:49 (Lago Naret)
18. Desteffani, Jörg (SUI) - 10.S1H - 22:31:52 (Lago Naret)
19. Ferrer, Francesc (ESP) - 5.AH - 22:49:43 (Lago Naret)
20. Oggioni, Adriano (SUI) - 11.S1H - 22:49:49 (Lago Naret)
21. Grimpe-Luhmann, Niels (SUI) - 1.V1H - 22:55:01 (Lago Naret)
22. Huber, Marcel (SUI) - 12.S1H - 22:55:13 (Lago Naret)
23. Benz, Felix (SUI) - 13.S1H - 22:55:18 (Lago Naret)
24. Dubach, Colin (SUI) - 6.AH - 22:55:26 (Lago Naret)
25. Guillou, Yannik (FRA) - 7.AH - 22:56:36 (Lago Naret)
26. Delling, Thomas (Chemnitz) -14.S1H - 23:47:22 (Lago Naret)
27. Herfurt, Ute (Chemnitz) - 2.S1F - 23:47:27 (Lago Naret)
Veranstalterseite: www.trail-ticino.ch
Bilder gibt es hier!