08.07.2023 / 6:10 Uhr / 52 km / 700 Hm+ / 700 Hm- / Gruppenlauf
Das Wochenende wird wieder warm, schließlich steht der Sommer im Zenit seines Wirkens und da kann die Tagestemperatur auch schon mal die 30°-Marke auf dem Thermometer knacken. Zum Glück hält sich da unsere sportliche Betätigung im Rahmen, denn mit dem gemächlichen Fünfziger in Zeulenroda ist diese doch recht "angenehm" und nicht zu vergleichen mit dem 24-Stundenlauf im benachbarten Reichenbach, der an diesem Wochenende zum letzten Mal stattfindet. Hätte es diese terminliche Überschneidung nicht gegeben, wären wir sicherlich zum Rundendrehen um den Reichenbacher Wasserturm angetreten. So bleibt aber Ute und mir diese Tortur erspart und mit nur einer (größeren) Runde um das Zeulenrodaer Meer können wir uns getrost arrangieren - zumal diese auch noch dem guten Zweck dient.
Es geht dabei um die finanzielle Unterstützung der "Elterninitiative für krebskranke Kinder Jena e.V.", welche sich einem der schwächsten Teile der Gesellschaft angenommen hat. Für krebskranke Kinder ist das Leben im Grunde genommen schon vorbei, ehe es richtig begonnen hat. Die Corona-Maßnahmen der letzten Jahre haben die für alle Beteiligten beschissene Situation weiter zugespitzt. Die zusätzliche Trennung von Geschwistern oder Eltern stellte dabei einen besonders befremdlichen Höhepunkt dar. Auch wenn man jetzt mit Geld nicht alles Übel aus der Welt schaffen kann, ist jedoch ein Verein, der sich überwiegend aus Spenden finanziert und kaum staatliche Unterstützung erhält, dringend darauf angewiesen. In Zeulenroda ist es deshalb Tradition, jährlich Anfang Juli einen Spendenlauf für diese Ehrenamtler zu organisieren. Uwe Hager und Jeannette Völker sind dabei die "Eltern" dieser Veranstaltung, die mit verschiedenen Lauf-, Walking-, Wander- und Radstrecken Spendenwillige an das Zeulenrodaer Meer lockt.
Ute und ich nehmen selbstverständlich an der 50-km-Runde teil, die 6 Uhr in die Spur geht - zumindest laut Protokoll. Doch diese Zeit konnte noch nie gehalten werden, schließlich ist es Spendenlauf-Organisator Uwe Hager eine Herzensangelegenheit, der versammelten Läufer- und Walkerschar noch ein paar Worte des Dankes mit auf den Weg zu geben.
Heiße Würstchen und kühle Getränke
Der Pulk setzt sich dann doch in Bewegung, die Wegführung ist den meisten Teilnehmern bekannt. Ein Bogen, vorbei am Tiergehege und dem Kriegerdenkmal, führt uns hinab zur Talsperre. Noch läuft es sich ganz angenehm und auch die unbeschatteten Abschnitte bereiten keinen übermäßigen Schweißfluß. Die erste Verpflegungsstelle ist aber auch nicht zu weit entfernt - sie befindet sich nach rund zehn Kilometern an der Vorsperre Riedelmühle, die derzeit entschlammt wird. Dort wartet der "bis unters Dach gefüllte" Transporter mit Fressalien und Getränken auf uns Läufer - natürlich wieder komplett vom örtlichen Supermarkt gesponsert, damit dem Spendenlauf keine Kosten entstehen. Präsentiert wird der Imbiß (wie gehabt) von "Schiene" und seinem Kompagnon und Namensvetter Thomas. Beide werden den Tag für uns opfern und uns an mehreren Punkten der Strecke mit ihrem Angebot (Wurstschnitten, Obst, verschiedene Getränke, Süßkram, ...) versorgen, damit wir nicht "aus den Latschen kippen". Aufgrund der zu erwartenden Wärme (resp. Hitze) wurde wohlweislich (ohne sich an einem der neu erfundenen "Hitzeschutzpläne" zu orientieren) der Getränkehaushalt für die Runde aufgestockt, schließlich soll keiner der schwächelnden Teilnehmer seinen fehlenden Trainingszustand dem Veranstalter anlasten können.
Mit fortschreitender Tageszeit wird es zäher. Das Teilnehmerfeld zieht sich weit auseinander, findet allerdings auch, durch die Umsicht der schnelleren Läufer, immer wieder zusammen. Um Kräfte zu schonen, wird bergauf meist ein schnellerer Wanderschritt gewählt. Die Zeit spielt keine Rolle, deshalb wird auch an der Verpflegung die Pausenzeit maximal ausgereizt. Gegen 10 Uhr passieren wir die Ortschaft Zickra - normal nicht erwähnenswert, doch zu diesem Zeitpunkt beginnt in Reichenbach der 24-Stundenlauf. Man braucht sich nur kurz in die Situation, der dort am Start stehenden Ultraläufer versetzen, um ganz unbeschwert sagen zu können: "Eine Wohltat heute! Es ist zwar warm aber ein Ende der Anstrengung ist in Sicht." Das kann zu diesem Zeitpunkt am Reichenbacher Wasserturm niemand behaupten und um nichts in der Welt würde ich mit einem von ihnen tauschen wollen.
Am Sportplatz in Wiebelsdorf ist traditionell Mittagspause. Für unsere zwei fahrenden Köche stellt dies keine zusätzliche Belastung dar. Die Kochmützen und -schürzen können im Handschuhfach des Wagens bleiben, denn die dort (zusätzlich) gereichten Wiener Würstchen brauchen für den Verzehr nicht extra erhitzt werden. Die meteorologischen Bedingungen machen diesen Akt der klassischen Zubereitung überflüssig. Der (am Sanitärtrakt abgestellte) Backofen bleibt also aus und kann so als zusätzlicher positiver Beitrag im "Kampf um das Klima" gewertet werden. Nun gut, wenn der Ofen schon kalt bleibt, kann ich wenigstens mal die bereitgestellten Malerutensilien auf Herz und Nieren testen - zumindest für ein paar gestellte Fotos.
Feldweg / Feldbrand
Der weitere Weg über Schüptitz und Döhlen zum Aussichtspunkt Grobisch und der Schlußakkord über Weißendorf zum Kriegerdenkmal von Zeulenroda hat noch ein paar schöne Abschnitte mit voller Sonneneinstrahlung zu bieten. Nicht so schön ist dabei der von vielen Punkten der Strecke sichtbare Feldbrand, welcher sich kurz nach unserem "Durchlauf" oberhalb von Staitz bildete. Eine Strohballenmaschine war durch Funkenflug in Brand geraten. Dieser wütete dann auf einem 30 Hektar großen Stoppelfeld und drohte auf den angrenzenden Wald (dem mit der schier endlos langen und schnurgeraden "Waldautobahn") überzugreifen. Dementsprechend groß gestaltete sich der Löscheinsatz: die Feuerwehren aus Staitz, Triebes, Weida, Auma-Weidatal, Hohenölsen, Triptis, Wiebelsdorf, Braunsdorf und Göhren-Döhlen kämpften fortan gegen die gewaltige Feuerbrunst, welche am Nachmittag auch unter Kontrolle gebracht wurde.
Übergabe des Spendenerlöses an die Elterninitiative krebskranker Kinder Jena e.V.
Für die letzten hundert Meter sammeln sich die Teilnehmer am Kriegerdenkmal, um diese (wie eh und je gehandhabt) gemeinsam ins Waldstadion zu bringen. Als letzte "Zieleinläufer" beenden wir, nach den Radlern, Wanderern und Walkern, den 12. Spendenlauf aus sportlicher Sicht. Doch um sportlichen Lorbeer ging es heute nicht. Das Hauptanliegen der Veranstaltung liegt nun mal in der finanziellen Unterstützung der Aktivitäten, die krebskranken Kindern zugute kommen und von dieser Seite betrachtet, hat sich der diesjährige Aufruf von Uwe Hager und Jeannette Völker wieder gelohnt. Am Ende des Tages finden sich 5.121 Euro im Zeulenrodaer Spendenglas ein. Hinzu kommen noch 2.100 Euro von Firmen der Region - ein recht ansehnliches Ergebnis, welches das Engagement für krebskranke Kinder sicherlich wieder etwas mehr mit Leben füllen kann. Die Seite https://ekk-jena.de/ informiert umfangreich über die Verwendung dieses Geldes, welches jedoch durch weitere Spenden jederzeit aufgestockt werden kann (EKK Jena e.V., Sparkasse Jena-Saale-Holzland, IBAN: DE11 8305 3030 0000 0010 90, BIC: HELADEF1JEN).
3x Thomas unter der Fuchtel von Vereinschef Uwe Grube (Hintergr.) / der FCM setzt 2023/24 verstärkt auf Jugendspieler
Bleibt noch der Dank an den im Waldstadion beheimateten FC Motor Zeulenroda für die Übernachtungsmöglichkeit (im "Camper") direkt vor Ort und die Versorgung mit Elekrolytinfusionen in Becher- oder Flaschenform bis in den späten Abend hinein. Ein bodenständiger Verein, der schon weitaus bessere Zeiten erlebte als die jetzige auf Kreisebene. Seit 1910 wird in Zeulenroda Fußball gespielt - der Vereinsname wechselte dabei von SV (Sportverein, ab 1910) zu BSG Stahl (ab 1949), bzw. BSG Motor (ab 1952) und FV (Fußballverein, ab 1990). Man wurde 1991 Thüringenmeister und war lange Zeit Dritt- (Amateuroberliga Nordost, Südstaffel 1991/92 bis 1993/94) und Viertligist (Amateuroberliga Nordost, Südstaffel 1994/95 bis 1997/98) ehe durch Insolvenz 1999 der Neubeginn als FC Motor in der untersten Klasse (Kreisklasse) weitergeführt wurde. Nach einem Zwischenhoch (dreimal Thüringenliga und 16 Spielzeiten in der Landesklasse) weht nun die zweite Saison Kreisoberligaluft durchs Waldstadion. Dabei setzt der Verein verstärkt auf Jugendspieler und das in abendlicher Bierseligkeit entstandene (im Fußballgeschäft übliche) Präsentationsbild meinerseits als "neue Nr. 1" bleibt wohl realitätsferner Wunschtraum. So wie einst bei Raphael van der Vaart, als er sich 2007 mit dem medienwirksamen Ablichten nebst Trikot vom FC Valencia mit aller Macht dem HSV entsagen wollte, was jedoch nicht gelang. Ob der Holländer sich vor diesem Fototermin auch (zu viel) Mut angetrunken hatte, ist nicht überliefert. Diese inszenierte Provokation manifestierte eher seinen (nüchternen) Willen nach einem besserbezahlten Arbeitsplatz. Das habe ich nicht nötig, denn ich komme auch ohne finanziellen Anreiz nächstes Jahr gern wieder nach Zeulenroda ...