11.10.2020 | 10:35 Uhr | 10,59 km | 240 Hm+ | 238 Hm- |
Kurz vor Knapp platzt endlich die Bombe: Der Einsiedler Skiverein lädt auch in diesem Jahr zur herbstlichen Flurbegehung mit Wettkampfcharakter in die nordöstlichen Höhenlagen von Einsiedel! Einer der wenigen, fett im Kalender angestrichenen Lauftermine findet also statt! Nachdem schon die persönlichen Pflichtveranstaltungen Erfenschlager Steinberglauf und Zschopautallauf in Erdmannsdorf "coronabedingt" nicht ausgetragen wurden, war diesbezüglich der Herbstcross auch schon fein säuberlich zu den 2020-er Akten gelegt. Doch da hatte ich meine Rechnung wohl ohne den Wagemut der Einsiedler Wintersportler gemacht!? Man scheut sich also nicht und zieht sich die Rute über'n Arsch, welche mit allerlei fragwürdiger Arbeitsbeschaffung verbunden ist und genügend Fallstricke für ein Scheitern bereithält.
Es ist also vieles neu, bei dieser elften Auflage des Herbstklassikers. Die sich stets (im Detail) ändernden allgemeinen Hygieneregeln bestimmen auch hier den Großteil des Geschehens. Während man früher (also bis Ende 2019) noch mit einer Lungenentzündung oder einer mittelschweren Angina an Ausdauerwettkämpfen (auf eigene gesundheitliche Verantwortung!) teilnehmen konnte, macht man sich derzeit schon bei weit weniger Anzeichen von Unwohlsein strafbar. Eine "normale" Erkrankung scheint es nicht mehr zu geben und jedes Hüsteln oder Schniefen wird dem einen Virus zugeordnet. Damit könnte schon ein unachtsam getätigtes Räuspern den eigenen Immer-in-Einsiedel-dabei-Zyklus beenden, denn dann verbietet es natürlich die Etikette, seine Mitmenschen mit seinen offen zur Schau gestellten gesundheitlichen Problemen zu belasten. Da hatte ich 2016 regelrecht Glück, daß die damaligen "Hygienevorschriften" so etwas noch nicht sanktionierten. Damals joggte ich "etwas verschnupft" (um es vorsichtig auszudrücken) gemeinsam mit Jens die zwei Runden nur für "die Statistik" ab - heute unvorstellbar!
8.000-er Höhentrainingslager statt Meiß'ner Weinlauf als Wettkampfvorbereitung
Kerngesund aber untrainiert - so umschreibt man am besten den Zustand von Ute und mir zu Wochenbeginn. Während in den letzten Jahren stets der tags davor geschaltete Weinlauf über 30 Kilometer mit zwei Flaschen Wein Unterwegsversorgung und mehreren Bier im Festzelt als Ausrede für desaströse Leistungen rund um die Einsiedler Wettinhöhe herhalten konnte, bricht mit dessen Wegfall ein treuer Pfeiler unserer Argumentation in sich zusammen. Es gibt also keine Ausreden mehr! Es gibt aber auch keine Trainingspläne, die für einen solch' kurzen Zeitraum konzipiert wurden und noch sportlichen Erfolg zusichern. Als einziger Hoffnungsschimmer muß nun ein Intensivkurs in extremen Höhenlagen herhalten. Das Trainingsmodell "Train high - sleep low" (in der sauerstoffarmen Höhe trainieren - auf Normalniveau schlafen) läßt sich in unseren Breiten am besten im Osterzgebirge umsetzen. Dort steht mit den 14 Achttausendern (in Dezimetern gemessen) eine Übungsfläche zur Verfügung, welches diese Kriterien zur Genüge erfüllt. Statt in den Weinbergen die Ideallinie von Weinausschank zu Weinausschank zu finden, suchen Ute und ich also die in den Wäldern um Altenberg und Zinnwald versteckten Bergstöcke. Sechs dieser Giganten können wir diesmal in unsere Bergstatistik übernehmen - doch wird diese Intensiv-Bergfahrt auch als der von uns angestrebte Trainingsschub ankommen?
"Freie Presse"-Artikel vom 08.10.2020 / ... meine Startnummer vom 11.10.2020
Die erste Ernüchterung gibt es für mich beim vereinsinternen Austeilen der Startnummern. Mit einem "Aber nicht abschmieren!" bekomme ich die "747" vom Sportlichen Leiter des LV Limbach 2000 überreicht. Die als Jumbo-Jet berühmt gewordene 747-Baureihe aus dem Hause Boeing war jahrzehntelang das größte Passierflugzeug der Welt und durch seine überdurchschnittliche Lebensdauer auch federführend bei den sogenannten Totalverlusten. Diesen mir nun drohenden sportlichen Garaus muß mir Marco regelrecht angesehen haben, als er diese (weit hergeholte) Symbiose mit dem Großraumflugzeug zur Sprache brachte. Vielleicht hätte er aber auch den Artikel aus der Lokalpresse vom Donnerstag zitieren können, in dem Alaskas fettester Kodiakbär mit dieser Zahlenkombination in Verbindung gebracht wurde. Begriffe wie "Winterspeck-König", "Graf der Üppigkeit" oder "Koloss Nummer 747" wären sicherlich ohne große Berührungsängste auf mich übertragbar gewesen. Ich hätte es ihm, aufgrund meiner körperlichen Fülle nicht mal verübeln können.
Der in diesem Zeitungsartikel angesprochenen "Bewegungsphobie" will ich heute jedoch den Kampf ansagen! Natürlich soll dies nicht gleich "volle Kapelle" geschehen und so ist mein Platz im Startblock in der vorletzten Startreihe auch sehr dezent gewählt. Die neue Zeitrechnung verlangt nach Alternativen, welche in Einsiedel u.a. mit auf dem Asphalt aufgemalten Punkten die Positionen der Starter markiert. Damit haben Ute und ich, sowie die "Burgstädter" Steffen und Gloria kein Problem. Wir nehmen durch die hinteren Startplätze das etwas zögerliche Reinschnuppern ins Rennen in Kauf - Gewinnabsichten hegt ja eh keiner von uns!
Ein Männlein steht im Walde, ganz still und stumm, es hat an diesem Sonntag ne Startnummer um ...
Was zu Beginn noch auf die verstopfte Wegführung abzuwälzen gelingt, ist spätestens nach dem ersten Erklimmen der Wettinhöhe nicht mehr so erklärbar - das gemächliche Anfangstempo wird auch bei freier Bahn nicht schneller. Da kann man sich abstrampeln, wie man will ... die Tachonadel will einfach nicht weiter ausschlagen. Wobei ich wohlweislich auf einen Chronographen und die damit verbundene Rechnerei verzichte, liege ich mit meinem Zeitgefühl nicht so falsch. Ab und zu nehme ich unterwegs Glockengeläut aus dem Dorf wahr und ertappe mich dann doch wieder beim Errechnen der Zielzeit. Knapp eine Stunde für zwei Runden, etwas "schneller" als im Vorjahr, aber rund hundert Meter hinter Ute! Das macht Lust auf Revanche (wenn sie mir denn irgendwann mal sportlich möglich und behördlich in Wettkampfform gegönnt wird)! Ein virtuelles Schulterklopfen und die noch in Urform getätigte Sofortregeneration mit Elektrolyten gibt es aber trotzdem und beenden diesen recht schweißtreibenden Wettkampftag. Ach so, Ute war ja noch zwischendurch zum Coronatest, äh zur Siegerehrung - Altersklassensieg ohne Konkurrenz. Oder sollte man doch lieber Siegerinnenehrung sagen, nachdem es diesmal auch (in Anlehnung an den Jedermannslauf) einen "Jedefrau-Lauf" über fünf Kilometer gab? Eine Frage, welche Heinz Erhardt zu seiner Zeit noch humorvoll beantwortet hätte, heute jedoch im allgemeinen Anpassungswahn verkommt.
Zum vierten Mal in Folge AK-Platz 1 / Frauenwertungssiebte von 20
Wie jedes Jahr wurde den Einsiedler Wintersportlern das typisch goldene Herbstwetter für ihre Veranstaltung zugeteilt. Eine mittlerweile liebgewonnene Begleiterscheinung, die sich der Skiverein über die Jahre hart erarbeitet hat. Auch die diesjährigen (zusätzlichen) bürokratischen Hürden wurden von der Organisation perfekt genommen und den Teilnehmern erstklassische Wettkampfbedingungen präsentiert.
Der LV Limbach 2000 schickte diesmal 13 Sportler auf die Rundkurse im Einsiedler Wald. Dabei erzielten die Vereinsfrauen mit fünf Podestplätzen in den jeweiligen Altersklassen die besten Plazierungen. Beim Zehner wurde zudem ein neuer Streckenrekord (39:44,3 min) registriert - von den 91 Startern kamen immerhin 90 ins Ziel.
Ergebnisse LV Limbach 2000:
Name | Strecke | Zielzeit | Gesamt | m/w | AK-Platz |
Planken, Ivo | 1 km | 4:35,5 min | 8. / 31 | 4. m | 4. mU8 |
Freitag, Tobias | 2 km | 12:40,9 min | 39. / 54 | 23. m | 12. mU10 |
Planken, Selina | 5 km | 25:49,7 min | 12. / 52 | 2. w | 1. wU16 |
Praße, Marco | 10 km | 45:35,7 min | 15. / 91 | 15. m | 6. M30 |
Gasch, Michael | 10 km | 47:50,7 min | 23. / 91 | 23. m | 8. M30 |
Freitag, Dennis | 10 km | 55:21,7 min | 51. / 91 | 47. m | 15. M30 |
Kluge, Frank | 10 km | 55:52,6 min | 55. / 91 | 51. m | 11. M50 |
Friebel, Thomas | 10 km | 57:04,2 min | 59. / 91 | 54. m | 12. M50 |
Kretschmar, Denise | 10 km | 57:23,5 min | 61. / 91 | 6. w | 2. W20 |
Herfurt, Ute | 10 km | 57:34,8 min | 62. / 91 | 7. w | 1. W50 |
Delling, Thomas | 10 km | 57:43,0 min | 63. / 91 | 56. m | 17. M40 |
Friebel, Celine | 10 km | 1:00:30,3 h | 74. / 91 | 11. w | 2. w17 |
Döring, Josephine | 10 km | 1:10:38,2 h | 89. / 91 | 20. w | 2. w19 |