07.05.2022 | 7:15 Uhr | 169,5 km | 2.350 Hm+ | 2.350 Hm- | Gruppenfahrt |
So langsam merkt man, daß der Frühling Einzug hält und mit ihm eine Wesensänderung im Bewegungsprofil stattfindet: das liebgewonnene altersbedingte Breitsitzen des Sofas, kombiniert mit dem Konsum ganz seichter Fernsehkost weicht dem Taten- und Entdeckungsdrang eines Halbwüchsigen, dessen schlummernder Energievorrat urplötzlich mobilisiert wird. Dieses abrupte Umdenken funktioniert dann auch nur mit einem Abarbeiten dieses Antriebs im Schnelldurchlauf, einem sogenannten Groundhopping-Wochenende! Das bedeutet, möglichst viele Impressionen zu einem Thema hintereinanderweg einzusammeln.
Diese aus dem Fußballsport stammende Intensiv-Berieselung von Ballgetrete und Bratwursttest wird von Radtouren-Reiseleiter Tilo zum Kulturausflug "Burgen und Schlösser im Erzgebirge" umgedeutet. Statt also möglichst viele Fußballplätze ("Grounds") in einem bestimmten Gebiet abzugrasen, liegt unsere Tagesaufgabe im Aufspüren von Burg- und Schloßanlagen "vor der Haustür". Zu Sechst gehen wir diese Unternehmung an. Treffpunkt ist der Ortseingang von Lichtenwalde, nur wenige hundert Meter vom ersten Etappenziel entfernt - dem Schloß Lichtenwalde.
Schloß Lichtenwalde 1962 (Foto: Chr. Delling) / Linden-Allee zum Schloß Lichtenwalde
Die einstiege Burganlage von 1230, die dem Sächsischen Bruderkrieg (1446 bis 1451) zum Opfer fiel und danach nur spartanisch wiederaufgebaut wurde, wird um 1550 zu einem Wohnschloß "aufgewertet". Nach dessen Abriß entsteht zwischen 1722 und 1726 ein Schloß im Barockstil, welches von 1730 bis 1737 den dazu noch fehlenden Park erhält.
Viel Zeit verplempern wir jedoch nicht, zumal das Schloß erst später öffnet und für den Parkbesuch das Portemonaie gezückt werden müsste. Wir fahren daher hinab ins Zschopautal und passieren die Stelle, welche im Jahre 1449 für größeres Aufsehen gesorgt haben soll. Eine Sage (Harrassage) und eine Säule erinnern dabei an Dietrich von Harras' Flucht vor dem fiktiven Ritter Götz von der nahen Schellenburg (die heutige Augustusburg), wobei er damals vom gegenüberliegenden Haustein (alias Harrasfelsen) mit seinem Pferd zum Sprung in die Fluten der (rund 50 Meter tiefer liegenden) Zschopau genötigt wurde. Während sein Pferd ertrank (?), konnte er sich in sein Elternhaus - in die eben von uns besuchte Burg Lichtenwalde retten. Naja, ob sich das wirklich alles so zugetragen hat, ist zu bezweifeln. Da haben wohl die damaligen Augenzeugen dieses Vorfalls dem Theodor Körner ganz schön an den Haaren herbeigezogene "Wahrnehmungen" in seinen Notizblock diktiert.
Schloß Augustusburg
Einen "Ritter Götz" kennt man auf der Augustusburg natürlich nicht. Vielleicht sind die Unterlagen für dessen Existenz auch beim Brand (1528) oder Blitzschlag (1547) vernichtet worden, welche starke Beschädigungen an der zwischen 1210 und 1230 angelegten Burg Schellenberg anrichteten und einen Neubau der Anlage unumgänglich machten? Dafür ist Tilo in diesem von 1568 bis 1572 neu errichteten Jagdschloß im Renaissancestil bekannt wie ein bunter Hund - schließlich ist dies seine "Lieblingsburg", die er (wenn möglich) bei seinen Radfahrten zum Bäcker oder von der Arbeit kommend, stets mit einbezieht. Die "Krone des Erzgebirges" liegt (weithin sichtbar) auf 516 Metern Seehöhe und erfordert somit auch den ersten Schweißfluß zwischen Helm und Pedale am heutigen (sonnigen) Tag.
Im finalen Anstieg passieren wir dabei die 1576 gepflanzte Lotterlinde, welche unscheinbar am Lotterhof den Wegrand "ziert". Ein ästhetischer Hingucker ist dieser zu Ehren Hieronymus Lotters gesetzte Baum nun wahrlich nicht: mit komplett ausgemauertem Stamm von geringer Wuchshöhe tristet er sein Dasein abseits des Burg-Trubels. Eine nicht unwesentlich höhere Krone hat aber auch die von der Burgauffahrt sichtbare Schloßlinde im Außengelände der Schloßanlage. Dieses Naturdenkmal wird vom "Deutschen Baumarchiv" zu den "National bedeutsamen Bäumen" gezählt. Sie besitzt einen Stammumfang von knapp 8,5 Metern, bei einer Höhe von ca. 14 und einem Kronendurchmesser von rund 17 Metern. Sie wurde im Jahr 1421 gepflanzt. Dies ist belegt, wird jedoch aufgrund ihrer recht lückenlosen Dokumentation in den Folgejahren (zu Stamm- und Kronendurchmesser) angezweifelt und somit ein höheres Alter angenommen. Ob sie nun auch noch verkehrt herum gepflanzt wurde und so einem zu Unrecht Verurteiltem das Leben rettete, ist ebenfalls strittig.
Schloß Wildeck in Zschopau
Nun besitzt ja die Augustusburg den mit 130,6 Metern zweittiefsten Brunnen in Sachsen und auf die Höhe dessen Grund müssen wir (bildlich gesehen), wenn wir unseren nächsten Feudalsitz ansteuern - Schloß Wildeck in Zschopau. Wir ziehen dabei einen Bogen über Waldkirchen und passieren dabei die nächste Burg. Unsere Reiseleitung sieht jedoch keine Veranlassung diesem Gebäude Beachtung zu schenken. Das mittlerweile als Wohnhaus genutzte "Restaurant zur Wartburg" erinnert auch nur namentlich an unseren heutigen Auftrag und wie es überhaupt zu diesem abenteuerlichen Namen gekommen ist, bleibt unerforscht.
Unser Ziel ist der 31 Meter hohe Bergfried "Dicker Heinrich", das Wahrzeichen der Stadt Zschopau. Er wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts als Wach- und Wohnturm zur Sicherung des Alten Böhmischen Steigs (eines Handelsweges), welcher unterhalb durch den Fluß führte, errichtet. Um 1170 wurde noch eine Ringmauer um den Turm gezogen, deren damaliger Verlauf durch farbige Betonplatten markiert ist. Der Turm war anfangs nur über eine Strickleiter zu seinem, in 15 Metern Höhe befindlichen Eingang erreichbar. So hielt man sich unliebsame Gäste vom Hals. Erst 1992 wurde diese Hürde der Turmbesteigung durch den Bau einer Treppe im Inneren beseitigt. Auf eine "Aussicht von oben" verzichten wir aus Zeitgründen, kennen diese allerdings vom Burgen- und Landschaftslauf, dessen Ziel sich auf der "Dachterrasse" des Bauwerks befand.
In den Jahren 1545 bis 1547 wurde die Burganlage zu einem Jagdschloß im Renaissancestil umgebaut. Auch der "Dicke Heinrich" erfuhr in seiner Historie mehrere bauliche Veränderungen - so wurde 1975/76 die Turmhöhe um drei Meter "gestreckt", um die Originalhöhe des Bergfrieds wiederherzustellen. Um die Schutzfunktion seiner wissend, können wir uns gemächlich auf den weiteren, einst gefährlichen Weg durchs Erzgebirge machen. Jedenfalls kündet mit "Zschap mei Gees's" (Zschopau, mein Jesus) eine Inschrift an der steinernen (von 1812-15 gebauten) Zschopaubrücke von der Erleichterung der Fuhrleute, wenn sie nach überstandenen Gefahren auf der Salzstraße den Schutz der Stadt Zschopau genossen oder damit um Schutz für die bevorstehende Reise baten.
Burg Scharfenstein
Flußaufwärts strampelnd gelangen wir nach Scharfenstein. Die gleichnamige Burganlage wurde um 1250 errichtet und 1349 erstmals urkundlich erwähnt. Es ranken sich viele Geschichten um diese mittelalterliche Höhenburg, wie die der Belagerung durch den erzgebirgischen Volksheld und "Sohn unserer Wälder", den Wildschütz Karl Stülpner (1762 - 1841) und seiner Mitstreiter am 12. Oktober 1795. Er hatte durch seine (Wohl-)Taten volle Rückendeckung in der Bevölkerung und konnte sich so selbst der steckbrieflichen Suche nach ihm schadlos halten.
Auch hier ist es noch zu früh am Tage und das Leben beginnt erst noch, Einzug in die Burggemäuer zu halten. Während sich Siggi, Tilo, Olaf und Ralf daher notgedrungen aus ihren Satteltaschen ernähren müssen, nutze ich mit Ute die Möglichkeit der Besteigung des 17 Meter hohen Bergfrieds inmitten der Burg. Für einen Euro Aufstiegsgebühr bekommt man einen herrlichen Blick auf das Zschopautal geliefert, welches wir für unsere spätere Weiterfahrt jedoch verlassen. Über Großolbersdorf, Warmbad und Gehringswalde steuern wir unsere nächste Burg, Schloß Wolkenstein, "von oben" an - der mühsame Schlußanstieg vom Tal bleibt uns somit erspart.
Schloß Wolkenstein
Die Burg, rund 80 Meter über dem Zschopautal, nahe der Preßnitzmündung gelegen, entstand im 12. Jahrhundert und wurde 1241 erstmals urkundlich erwähnt. Sie sicherte damals den Handelsweg zwischen Waldenburg und Prag ab. Um 1500 wurde auch diese Wehranlage zu einem Jagdschloß umgewidmet und ab 1550 zu einem Renaissance-Wohnsitz ausgebaut. Hier genießt man (sogar ohne Turmbesteigung) einen phantastischen Talblick und 15 Minuten später finden wir uns bei den Zugwaggons (auf der Sommerterrasse des Wolkensteiner Zughotels) wieder, welche eben noch (vom Felssporn betrachtet) den Miniaturcharakter eines Modelleisenbahnbretts vermittelten. Mit Wurst und Bier wird nun dem mächtig flauen Magen erfolgreich entgegengewirkt, denn der Tag wird noch lang und eine zweite Verpflegung ist höchstwahrscheinlich nicht eingeplant.
Schloß Schlettau
Mit vollem Magen nehmen wir den Anstieg hinüber nach Thermalbad Wiesenbad, mogeln uns über die (wegen Baumfällarbeiten) gesperrte Straße nach Wiesa und erreichen nach Tannenberg und Dörfel die Kleinstadt Schlettau. Dort steht das um 1200 als Wegekastell erbaute Schloß Schlettau - schließlich gab es mit der Salzstraße (Halle - Prag) und der Silberstraße (Zwickau - Dresden) gleich zwei abzusichernde Hauptverkehrsadern der damaligen Zeit durch die Ansiedlung, welche zwischen 1351 und 1464 zu Böhmen gehörte.
Auf eine bewegte Geschichte kann auch die ehemalige Wehranlage zurückblicken. Aus der einstigen, zwischen den Gewässern Rote Pfütze und Zschopau gelegenen Wasserburg wurde ein Schloß (um 1500), welches zum Jagdschloß ausgebaut wurde (1571). Später beherbergte es die Oberforstmeisterei (1634 bis 1796 und 1814 bis 1825), eine Baumwollspinnerei (1814 bis 1863), eine Landmaschinenfabrik (1885 bis 1923), wurde als Museum genutzt (1931 bis 1964), dann als Wohnraum und nun wieder als Museum (seit 2006). Und dann gibt es ja noch die Sage um den Hofkommissar Christian Ernst Wunnerlich, welcher als erster Pächter das Schloß von 1796 bis 1812 inne hatte. Über ihn wurde im September 2020 ein zehnminütiger Kurzfilm ("Mord auf Schloß Schlettau") gedreht, welcher derzeit im Rittersaal des Anwesens der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Wunnerlich machte sich damals so einer Art der Beihilfe zur Steuerhinterziehung schuldig, erschoss den im Ort nicht sonderlich beliebten Zolleinnehmer Hesse (8. November 1809) und blieb trotz steckbrieflicher Suche verschwunden. Er wurde zwar bis zum Verkauf des Schlosses mehrfach im Gebäude gesehen, jedoch nicht strafrechtlich belangt. Ihn zog es 1812 nach Niederösterreich, wo er unter "abgeändertem" Namen in der Blaufarbenherstellung arbeitete. In Schlettau ist er danach nur noch in Vollmondnächten in Erscheinung getreten: spukend irrt er dabei im Mönchsgewand durch die Schloßmauern, als Strafe für den ungesühnten Mord an Hesse.
Schloß Schwarzenberg
Es geht weiter über Elterlein, Schwarzbach und Langenberg nach Schwarzenberg. Bevor wir die dortige Schloßanlage besuchen, füllen wir im Lebensmitteldiscounter unsere Trinkvorräte wieder auf. Über eine Pflaster"straße" gelangen wir in den Burghof. Um 1150 entstand hier eine mittelalterliche Wehranlage, von der allerdings heute nur noch der Bergfried "übrig" geblieben ist. In den Jahren 1555 bis 1558 erfolgte dann der Umbau zu einem kurfürstlichen Jagdschloß und gab damit dem Bau die heutige Gestalt.
Rittergut Schloß Sachsenfeld
Im Schwarzenberger Ortsteil Sachsenfeld statten wir dem 1231 erstmals urkundlich erwähnten Rittergut einen Kurzbesuch ab. Dieses wurde gegen Ende des 16. Jahrhunderts zu einem Schloß ausgebaut, dem weitere Umbauten im 18. Jahrhundert folgten. Ein Brand im Jahre 1833 vernichtete dann jedoch das gesamte Herrenhaus und verschonte nur den Treppenturm - somit war ein erneuter Um- und Ausbau erforderlich. Nach Renovierungsarbeiten in den 1990er Jahren steht das Gebäude derzeit leer. Über Lauter und Aue fahrend, gelangen wir nach Hartenstein.
Burg Stein
Am Ufer der Zwickauer Mulde steht seit 1200 die Burg Stein, zumindest deren Oberburg mit ihrem 50 Meter hohen Bergfried. Diese wurde im 14. Jahrhundert durch den 32-Meter-Rundturm der Unterburg ergänzt und im 15. Jahrhundert erfolgte die restliche Bebauung der Unterburg, welche 1762 einem Brand zum Opfer fiel. Ab 1846 erfolgte deren Wiederaufbau, verbunden mit einem Umbau der Anlage.
Schloß Wildenfels
Wir nehmen den Weg über Langenbach und Grünau und ziehen einen großen Bogen um das riesige, hinter den Bäumen hervorstechende Bauwerk und gelangen über eine enge Straße zum vorderen Schloß von Wildenfels, einer vor dem Jahre 1200 auf einem "wilden Fels", einem Bergsporn des Wildenfelser Zwischengebirges, errichteten Anlage. Sie diente dem Schutz einer Handelsstraße und wurde im Lauf der Jahre (1521 und 1589 jeweils nach Brand sowie 1636) um mehrere An- und Umbauten erweitert. Wir gönnen uns noch einen kurzen Blick in den Schloßpark, ehe wir zur nächsten geschichtsträchtigen Wehranlage aufbrechen.
Burgruine Schloß Hartenstein
Es ist die Schloßruine Hartenstein, welche unscheinbar, etwas abseits der Straße von Hartenstein nach Raum liegt. Um 1150 zum Schutz der Weges von Altenburg nach Preßnitz angelegt, war die Burg auch Schauplatz des Sächsischen Prinzenraubs von 7. Juli 1455. Ritter Kunz von Kauffungen hatte im Sächsischen Bruderkrieg u.a. an der Seite des Kurfürsten Friedrich II. gekämpft und war dafür nicht entlohnt worden. Deshalb entführte er mit einigen Gefolgsleuten die beiden Prinzen Ernst und Albrecht. Dieser Erpressungsversuch scheiterte recht schnell, als Kunz bei Fürstenbrunn gestellt und Prinz Albrecht zum Abt des Klosters Grünhain in Sicherheit gebracht wurde. Als seine Mitstreiter Wilhelm von Mosen und Wilhelm von Schönfeld, die den entführten Prinz Ernst in ihrer Gewalt hatten, davon erfuhren, nahmen sie Verhandlungen mit dem Schloßherrn von Hartenstein, Friedrich von Schönburg, auf. Sie forderten dabei Straffreiheit für sich und drohten gleichzeitig mit der Ermordung des Prinzen, falls sie weiter verfolgt würden. Sie hätten mit ihrem Schreiben auch Kunz von Kauffungen freipressen können, taten es aber nicht. So fand am 11. Juli 1455 auf Schloß Hartenstein die Übergabe des unversehrten Prinzen statt. Mit reichlich Bier, Wein und Fleisch werden die beiden Ritter auf dem Schloß bewirtet um ihnen zu guter letzt auch noch mit schnellen Reitpferden den Weg ins böhmische Exil zu erleichtern. Kunz von Kauffungen hingegen stirbt am 14.Juli 1455 auf dem Freiberger Marktplatz "durch das Schwert".
Das Schloß Hartenstein, die ehemalige "Perle des Erzgebirges" wurde kurz vor Ende des II. Weltkrieges durch amerikanische Bomben zerstört und deren Überbleibsel sollten 1947 auf Geheiß der sowjetischen Besatzer gesprengt werden. Dies wurde immerhin von Denkmalschützern verhindert. Nun kümmert sich seit 20 Jahren ein Förderverein um den Erhalt und den teilweisen Wiederaufbau der historischen Gemäuer.
Da Ralf und Olaf noch den weitesten Weg vor sich haben, trennen sich unsere Wege. Während sich beide auf den Heimweg begeben, nehmen wir das Angebot des "Burg-Hausmeisters" an und genießen bei mit Hopfen angereicherten Kaltgetränken die sich in uns breitmachende Abendstimmung. Der Riemen ist bei so viel Gemütlichkeit dann auch schnell 'runter! Doch übernachtet wird daheim, schließlich habe ich für Sonntag früh noch 'ne Fußball-Ausfahrt mit dem Sohnemann vor der Brust - ist ja schließlich ein Groundhopping-Wochenende.
ABUS Pfaffenhain GmbH - Zentralschloßanlagen/Schließsysteme
Zu lang war die Trinkpause im Garten der Schloßruine, deshalb fallen nun Hoheneck und Rabenstein sowie die Chemnitzer Schloßkirche Tilos Rotstift zum Opfer. Wir nehmen daher die direkte Anfahrt zu unserem letzten historischen Bauwerk, dem Wasserschloß Klaffenbach. Auf dieser Route über Raum, Beutha, Stollberg und Niederdorf passieren wir mit der ABUS-Zweigstelle in Pfaffenhain zwar keine Burg, dafür einen Hersteller von Schlössern (Achtung: flacher Wortwitz!). Sicherlich wäre hierfür die Firma "Burg-Wächter" von selbigen Industriezweig noch passender, aber mit ABUS (August Bremicker und Söhne) säumt wenigstens ein Radsport-Sponsor unseren Tourenverlauf.
Wasserschloß Klaffenbach (Schloß Neukirchen) / Torhaus des "Schloß Neukirchen" (im Hintergrund)
So langsam geht mir nun die Puste aus, die Beine werden immer schwerer und für die Bewältigung der kleineren Hucken in Jahnsdorf und Adorf benötige ich derweil den kleinsten Gang. Hungerast? Waren die flüssigen Broteinheiten von Hartenstein doch nicht ausreichend? Auch wenn die Imbißbude im Schloßhof schon geschlossen hat, ist Rettung nah. Nicht, daß wir uns jetzt in einer der zwei offenen Gaststätten im Schloßhof einquartieren - nein, die reichlich mitgeführte (und bisher unangetastete) Unterwegsverpflegung in Form von Riegeln und Bananen wird im Nu vertilgt und lässt mich so wieder unter die Lebenden zurückkehren.
Schon vor 1200 gab es am Ufer der Würschnitz ein Gebäude namens Warta, das spätere Torhaus des zwischen 1555 und 1560 errichteten Schloßes Neukirchen. Dieses wurde im Jahr 1616 mit dem Bau des neuen Schloßes (Wasserschloß) auf dem Teich des angrenzenden Rittergutes vollendet. Zur Namensänderung kam es, als die Gemeinde Klaffenbach 1926 das Rittergut und 1934 das Schloß erwarb und so die historische Bezeichnung (Schloß Neukirchen) tilgte.
Die restlichen Meter bis heim rollt es von allein. Der jugendlich anmutende Tatendrang ist vorerst gestillt. Mal sehen, wann Tilo die nächste Intensivtour veranschlagt.