23.07.2022 | 7:48 Uhr | Haselbacher See | 9,6 km | 40 Hm+ | 40 Hm- |
23.07.2022 | 9:21 Uhr | Hainer See | 15,7 km | 70 Hm+ | 70 Hm- |
23.07.2022 | 13:53 Uhr | Markkleeberger See | 9,3 km | 50 Hm+ | 50 Hm- |
23.07.2022 | 16:59 Uhr | Cospudener See | 10,7 km | 20 Hm+ | 20 Hm- |
24.07.2022 | 7:48 Uhr | Werbeliner See | 13,5 km | 20 Hm+ | 20 Hm- |
24.07.2022 | 10:14 Uhr | Schladitzer See | 8,3 km | 30 Hm+ | 30 Hm- |
24.07.2022 | 12:58 Uhr | Kulkwitzer See | 7,2 km | 30 Hm+ | 30 Hm- |
Schladitzer, Hainer, Haselbacher; Markkleeberger; Cospudener, Werbeliner und Kulkwitzer See
Da Laufübungen im Sommer meist sehr schweißtreibend und damit recht unattraktiv sind, empfiehlt es sich, eine Kombination aus Training und Erholung (resp. Erfrischung) zu kreieren: Laufen & Baden oder eben Schwitzen & Abkühlen. Natürlich wollen Ute und ich in diesem Punkt das Rad nicht neu erfinden und berufen uns auf eine Variante einer (von der maximalPULS GmbH ins Leben gerufenen) individuellen Laufveranstaltung - der Umrundung von sieben ausgesuchten Seen im Leipziger Neuseenland, dem seit 2020 etablierten "RunTheLake" ... denn dabei bietet sich ein Badegang je nach Lust oder Notwendigkeit regelrecht an.
Im Gegensatz zum Premierenjahr gibt sich die Seenwahl für 2022 recht verhalten und so summieren sich die sieben ausgesuchten Gewässerumrundungen (die man im Zeitraum vom 01.01. bis 31.10. in loser Folge absolvieren kann) nur zu einer Laufstrecke von 74,3 Kilometern. Das war zu Beginn dieser Challenge anders, da wurden mit dem Störmthaler See (21,6 km) und dem Zwenkauer See (22,8 km) richtige "Brocken" integriert - derzeit für mich schier unlösbar, solche Herausforderungen. Im Jahr darauf blieben zwar beide genannten Seen in der Wertung, wurden aber mit der Einbeziehung der Auensee-Runde (1,8 km) regelrecht neutralisiert - es standen letztlich immerhin insgesamt 81,7 Kilometer auf dem Aufgabenzettel.
Nun zeigt man sich regelrecht gnädig und minimiert das Aufgabengebiet für dieses Jahr noch einmal deutlich. Die Streckenlänge entspricht dem des Rennsteiglaufes, nur diesen muß man in einem Ritt absolvieren und kann in nicht in sieben Abschnitte teilen. Eine Teilnehmer-Medaille gibt es bei beiden Veranstaltungen, nur die in Schmiedefeld sieht für alle gleich aus. Die Medaille beim RunTheLake kann man sich selbst "gestalten" - Gold für sieben Seenumrundungen, Silber für fünf und sechs abgehakte Gewässer und Bronze für zwei, drei oder vier nachweisbare Seen-Runden. Im Startgeld sind außerdem eine Startnummer und eine Urkunde enthalten. Man bekommt auch Hinweise zur Anreise, Empfehlungen zum Einstieg in die jeweilige Runde und Informationen zu den Begebenheiten auf der Strecke. Daher sollte die Entrichtung der Anmeldegebühr auch über einem "ich kann das auch ohne Bezahlung ablaufen" liegen.
Haselbacher See (151 m üNN, Fläche: 335 ha, Volumen: 23.785.000 cbm)
Der Haselbacher See liegt in der Nähe von Regis-Breitingen auf der sächsisch-thüringischen Grenze. Er entstand nach 1977 aus dem ehemaligen Braunkohle-Tagebau Haselbach, welcher bis 2003 geflutet wurde. Hier beginnen wir unseren RunTheLake-Siebener des Wochenendes. Drei weitere Seen werden heute noch folgen, die restlichen sind tags darauf zu absolvieren. Wir nutzen den Parkplatz südlich von Wildenhain und begeben uns entgegen dem Uhrzeigersinn auf die rund 300 Meter entfernt liegende Strecke. Flach, sandig, angenehm ruhig - so bleibt der Parcours in Erinnerung. Ein Bad in dieser Idylle hätte uns im Anschluß (auch bei nur 17°C Außentemperatur) gefallen, jedoch warten ein paar Kilometer nördlicher die Burgstädter Lauffreunde auf uns, um gemeinsam den Hainer See zu verbuchen und wir sind zeitlich schon verdammt spät dran.
Hainer See (126 m üNN, Fläche: 545 ha, Volumen: 73.000.000 cbm)
+ Haubitzer See (126 m üNN, Fläche: 160 ha, Volumen: 25.000.000 cbm)
RunTheLake-Nr. 2 entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Doppelsee-Umrundung. Neben dem Hainer See wird auch noch der südöstlich liegende Haubitzer See in die Laufstrecke integriert. Beide Seen sind (wie auch der westlich angrenzende Kahnsdorfer See) aus dem Braunkohletagebau "Witznitz II" hervorgegangen. Dieser verschlang vor seiner Inbetriebnahme von Baufeld 2 zwischen 1968 und 1971 die Orte Hain und Kreudnitz. Er wurde 1993 stillgelegt und bis 2010 renaturiert und die Tagebaurestlöcher geflutet.
Die Burgstädter Fraktion steht sich schon leicht angesäuert und gelangweilt die Beine in den Bauch, als wir kurz nach viertel Zehn auf dem Parkplatz oberhalb des Campingplatzes "Camping Hain" unseren Wagen stoppen. Mit zwei Fahrradbegleitern (schließlich ist der Hainer See mit 15,7 km der längste Kurs der 2022er Serie) geht es nun fast fließend für uns weiter, während die fünf anderen Läufer erstmal ihren Takt finden müssen. Der Einstieg in die Runde findet in Höhe des Campingplatzes statt, dort wo beim Bornaer Marathon die vorletzte Verpflegungsstation aufgebaut ist. Leicht hügelig und fast ausschließlich auf Asphalt geht die Unternehmung anfangs noch recht locker von der Hand. Doch mit zunehmender Dauer wird das Tempo (nicht nur von mir) immer mehr verschleppt.
Am Ende der Kahnsdorfer Lagune, wo sich die umweltverschandelnde Bebauung im Rest der übriggebliebenen unversiegelten Fläche auflöst, wird diesem Treiben ein Ende gesetzt und ein Badegang im Hainer See angeordnet. Nach dieser Erfrischung fährt der Motor zwar nicht vollends wieder hoch, zur Zielankunft am Parkplatz reicht es allemal. Der Druck ist vom Kessel, die Atmosphäre locker, die Getränke schön kühl und die Bronze-Version der See-Runden haben wir schon sicher. Doch bald schon trennen sich unsere Wege wieder, denn zwei Seen müssen wir heute noch erledigen, um einen halbwegs entspannten Sonntag genießen zu können.
Markkleeberger See (112 m üNN, Fläche: 252 ha, Volumen: 60.700.000 cbm)
Bis 1994 wurde im Tagebau Espenhain Braunkohle gefördert, in dessen Nordteil sich heute der Markkleeberger See befindet. Dafür wurde dieses Tagebaurestloch von 1999 bis 2006 geflutet und kurz darauf für die Nutzung zur Erholung freigegeben. Wir beginnen unseren Rundkurs am Parkplatz Auenhainer Bucht, der sich unweit des Kanuparks befindet. Im Uhrzeigersinn laufend, passieren wir anfangs die Schleuse zum benachbarten Störmthaler See. Neben uns, auf der Gegenseite der BAB38, lugen immer wieder der Schaufelradbagger 1547 (1.342 Tonnen schwer, 30 Meter hoch, 62 Meter lang) mit dem Bandabwurfgerät 1115 (2.400 Tonnen schwer) durchs Gestrüpp - beides überdimensionale Bestandteile des Bergbau-Technik-Parks am nördlichen Ende des Störmthaler Sees, welche früher hier im Einsatz waren.
Da wir nicht nach GPS-Vorgabe laufen, biegen wir von der Originalstrecke zu zeitig ab, was sich jedoch in der Distanz nicht niederschlagen wird. Es wird, laut "Wettkampfregeln", sogar eine Streckenabweichung von 10% geduldet - Voraussetzung, man hat den Kreis um den jeweiligen See auch geschlossen. Wir merken unseren Lapsus nur, weil der angekündigte "feste Asphalt" des Rundwegs auf einmal wesentlich loser ist. Zum Umdrehen sehen wir aber keine Veranlassung und laufen die Ecke eben "anders" aus und nehmen ganz nebenbei, kurz vor Erreichen des Originals, mit der Crostelwitzer Höhe (130 m üNN) noch den höchsten Punkt am See mit. Danach "verflacht" die Strecke wieder und hält auf den letzten Metern zu unserem Ausgangspunkt sogar noch einen kleinen Gefälleabschnitt bereit.
Cospudener See (110 m üNN, Fläche: 436 ha, Volumen: 109.000.000 cbm)
Nur wenige Kilometer westlich des Markkleeberger Sees liegt Tagesaufgabe Nr. 4, der Cospudener See. Er entstand aus einem zwischen 1994 und 2000 gefluteten Restloch des Tagebaus Zwenkau, in dem bis 1990 rund 87.000.000 Tonnen Rohbraunkohle gefördert wurden. Im Jahr 2000 wurde er den Leipzigern für die Nutzung als "Badewanne" (umgangssprachliche Bezeichnung des Sees) übergeben. Unsere Nutzung des Gewässers beginnt in Zörbigker am Pier1 - dort steigen wir in den vollständig asphaltierten Uferrundweg ein. Dieser nimmt den südlichen Zipfel des Sees und führt (mit Blick auf die Pyramide vom Freizeitpark Belantis) zum Fuß der Bistumshöhe (131 m üNN), auf der der 35 Meter hohe, in Form eines Schornsteins angelegte Aussichtsturm auf uns wartet. Doch heute ist das Turmbesteigungsfieber in mir erloschen. Keine Fernsichtgarantie, kein Haken in der internen "Turmbesteigungsstatistik" oder irgendein anderer Grund bringt mich heute da hinauf - vom weiteren Zeitverlust für die Runde ganz abgesehen. Es geht also stupide weiter, wir passieren noch den linkerhand liegenden Elsterstausee Bösdorf und werden (dank mir) immer langsamer. Der Stecker ist gezogen! Wandernd erreichen wir unser Ziel trotzdem - Grottenzeit, was solls? Für den Abend suchen wir uns noch eine Bleibe mit Bademöglichkeit ... es muß ja irgendwie zum Tagwerk passen!
Werbeliner See (98 m üNN, Fläche: 450 ha, Volumen: 46.000.000 cbm)
Für Tag 2 wird die längste, der noch verbliebenen drei Distanzen zur Eingewöhnung gewählt. Der Werbeliner See ist das nördlichst gelegene geflutete Restloch (Tagebau Delitzsch-Südwest) der diesjährigen Sieben-Seen-Challenge. Es wurde zwischen 1998 und 2010 zum Gewässer umfunktioniert und ist seit Mai 2019 Naturschutzgebiet, welches insgesamt 1.506 Hektar umfasst - 805 Hektar davon sind gar als Totalreservat deklariert.
Wir wählen unseren Einstieg in die Umrundung in etwa dort, wo sich bis 1992 der dem See seinen Namen gebende Ort Werbelin (130 Einwohner) befand. Er wurde devastiert, obwohl der Tagebau ein Jahr später seine Arbeit einstellte und die Ortslage nicht mehr abgebaggert wurde. Heute erinnern mehrere aneinander gereihte Findlinge an das bittere Schicksal dieser Siedlung. Im Uhrzeigersinn laufend erreichen wir nach ein paar Kilometern gigantische Zeugen aus der damaligen Zeit der Braunkohleförderung: schon von Ferne erblickt man dabei das 17 Meter hohe und 190 Tonnen schwere Schaufelrad eines SRs 6300 - einem der größten Schaufelradschwenkbagger der Welt (mit Verladegerät ca. 9.000 Tonnen Gesamtgewicht), der eine Förderleistung von 200.000 Kubikmetern pro Tag aufwies. Er wurde zwischen 1987 und 1989 gebaut und war von März 1989 bis Dezember 1990 im benachbarten Tagebau Breitenfeld (heute Schladitzer See) in Betrieb. Der insgesamt 243 Meter lange und 64 Meter hohe Stahlkoloss wurde 1996 gesprengt und verschrottet. Ein paar Teile wurden jedoch für die Nachwelt "archiviert". Zum Schaufelrad gesellt sich noch je eine 3,3-Kubikmeter-Baggerschaufel im Urzustand und in einer von der Sprengung zerstörten Version. Auch die 12 Meter lange 85 Tonnen-Fahrwerksraupe des SRs 6300 vermittelt den Gigantismus des damaligen Maschinenparks in so einem Tagebau.
Die Runde führt im westlichen Teil des Sees am benachbarten Grabschützer und Zwochauer See vorbei und ist durchgängig asphaltiert. Allerdings fressen sich schon die Wurzelausläufer des "Straßenbegleitgrüns" (Pappeln) durch den Asphalt und versuchen mit teils kniehohen Wurzelausschlägen ihr Terrain zurückzuerobern. Füße heben ist also angesagt und das klappt ja zu Beginn des Tages noch ganz gut. Nach getaner Arbeit (die silberne RunTheLake-Medaillen-Variante ist uns nun sicher) wäre ein Bad im See angebracht - der Naturschutz verbietet es jedoch!
Schladitzer See (104 m üNN, Fläche: 218 ha, Volumen: 25.000.000 cbm)
Ein paar Kilometer südlich, wo bis 1991 im Tagebau Breitenfeld Kohle abgebaut wurde, befindet sich der Schladitzer See. Er wird seit 2003 als Badesee und für allerlei Wassersportaktivitäten genutzt. Wir steigen am Parkplatz am nordöstlichen Ufer des Sees in den asphaltierten Rundkurs ein und passieren mit dem Strandbad Schladitzer Bucht, dem Biedermeierstrand und dem Wolteritzer Strand von Badegästen stark überlaufene Abschnitte - mittlerweile kratzt das Quecksilber auch an der 30°C-Marke und die Abkühlung im Naß ruft um so lauter. Einzig der Aussichtspunkt Schafhöhe ist menschenleer, was wir natürlich für eine kleine Schaffenspause mit Ausblick nutzen. Nach Rundenschluß folgt dann auch für uns der zeitlich begrenzte Gang ins Gewässer - denn eine Aufgabe haben wir noch vor uns!
Kulkwitzer See (114 m üNN, Fläche: 150 ha, Volumen: 30.000.000 cbm)
Der Kulkwitzer See, östlich von Markranstädt gelegen, ist einer der klarsten Seen Mitteldeutschlands. Er entstand nach der Kohleförderung (1937 bis 1963) aus zwei Tagebaurestlöchern und ist nach Abschluß deren Flutung (1973) zudem der älteste See des Leipziger Neuseenlandes. Wir beginnen am nordöstlichen Teil des "Kulki" unsere Tour und passieren wenig später den Campingplatz des Sees. Wir traben so vor uns dahin und wecken erst in Lausen wieder auf, als uns Menschenmassen den Durchgang verengen und wir stellenweise sogar angefeuert werden. Die Ausrichtung des 39. Leipziger Triathlons ist schuld an diesem Mißverständnis, denn auch beim Durchlauf am Getränkepunkt müssen wir die uns angebotenen Wasserbecher ablehnen. Sehen wir denn wirklich so verbraucht aus? Daß wir nicht dazu gehören, scheinen wir dem Streckenfotographen der Veranstaltung ebenfalls nicht zu vermitteln - auch er hält, in seinem Klappstuhl sitzend, mit seiner Linse voll drauf. Es gilt danach noch eine Handvoll Streckenposten davon zu überzeugen, daß wir wirklich keine Triathleten sind und haben für die verbleibenden dreieinhalb Kilometer unsere Ruhe. Mit einem Biergartenbesuch und einer Abkühlung im See beenden wir unseren halbwegs sportlichen Wochenendausflug ins Leipziger Neuseenland.
Die insgesamt 74,3 zu absolvierenden Kilometer mit 260 Höhenmetern im Anstieg verteilen sich mit 45,3 Kilometern und 180 Höhenmetern am Sonnabend und nur 29,0 noch verbliebenen Kilometern mit 80 Höhenmetern für Sonntag recht "benutzerfreundlich" auf das Wochenende. Sieben Seen haben wir in zwei Tagen abgehakt, welche man sicherlich in halbwegs trainiertem Zustand auch als Tagesveranstaltung zu den Akten legen kann. Nichtsdestotrotz haben wir als Medaillenvariante die goldene Ausführung gewählt und mehr geht nun mal nicht!
Graphiken: OpenStreetMap (7)
Fotos: Jeanette Irmscher (3), Thomas Delling (21)