Waldwiese

14. Werdauer Herbstmarathon 2013

Geschrieben von Thomas Delling.

17.11.2013 - 11:00 Uhr - 42,195 km / 420 Hm+ / 412 Hm-

Kopie_von_IMG_0284Nur noch 2.195 Meter!

Nach dem vortäglichen "Goldschürfen" in der Limbacher Flur ging es heute zum Werdauer Herbstmarathon. Dort spült einem (im Gegensatz zur Landesmeisterschaft) eine Mannschaftswertung den "Erfolg" nicht so einfach und unverhofft in die Taschen, da muß man sich den Erfolg noch einzeln erkämpfen! Es sei denn, man geht die Sache etwas lockerer an und läuft in einer Gruppe, wo das geistreiche Gespräch und nicht das Gegeneinander vordergründig sind.

Am Sonntagmorgen fällt meine endgültige Entscheidung über eine Marathonteilnahme - das Aufstehen gelingt nahezu mühelos und der Rücken gibt "grünes Licht" für die lange Einheit im Werdauer Wald. Die Jungs werden sich (wie gewohnt) an der Sportschule in Werdau die Zeit mit Fußballspielen vertun, während Ute und ich den 42er unter die Füße nehmen. Die äußeren Bedingungen sind mit 0°C und dichtem Nebel für die drei bis vier Stunden Sport im Freien ganz annehmbar. Lange Hosen und langes Hemd sind allerdings Pflicht - bin ja schließlich keine 40 mehr!

Mit Sven Wewetzer (dem ich nach seinem Dresden-"Debakel" eine 3:14er Zeit für Werdau prophezeit habe, wenn er unter meiner "Obhut" läuft), Werdau-Dauergast Sören Schramm (fünfmal Frühjahrs- und zum sechsten Mal Herbstmarathon) und meiner Wenigkeit bildet sich ein Trio, welches eine schwammig formulierte Zielzeit von "um die dreieinviertel Stunden" erreichen will. Diese kann aber auch jederzeit, der Situation entsprechend, für neue Bestwerte nach oben korrigiert werden.

Es gibt viel untereinander zu erzählen, daher laufen auch die Stimmbänder und Mundbewegungen zur Höchstform auf. Die Beinmuskulatur wird noch geschont und trotzdem läuft es ganz gut. Die ersten 5 Kilometer haben wir (fast unbemerkt) in 22:15 Minuten absolviert. "Eine Minute über dem Drei-Stunden-Schnitt", bemerke ich beiläufig, aber dort wollen/können wir ja gar nicht hin! Mittlerweile haben sich auch zwei Halbmarathonläufer an unsere Sohlen geheftet, sie "genießen" das Windschattenlaufen, beteiligen sich aber (unhöflicherweise) nicht an unseren Gesprächen. Vielleicht ist die von uns angebotene Themenpalette nicht ihr Ding?

An der großen Verpflegung am Gasthaus "Weidmannsruh" biegen sie sowieso ab, dann sind wir wieder nur noch zu Dritt. Zuvor wird der Zehner in 45:23 abgehakt - mit 23:08 Minuten eine Tempoverschleppung! Kleiner Imbiß am heutigen Knotenpunkt (den wir noch zweimal passieren werden) und schon sind wir allein auf den vernebelten Waldwegen. Jetzt könnte man ja die Distanzen zu den Vorderleuten mal ins Visier nehmen, wenn man denn etwas sehen würde.

Dafür läuft von hinten eine weitere Person zu unserer illustren Sonntags-Herrenrunde auf. Erst später stellt sich heraus, daß es Kay Kästner, der "Neue" im "kmspiel" bei den Chemnitzer Läufern ist. Als Quartett nehmen wir also die nächsten Kilometer in Angriff. Eine neu eingebaute, kurze Wendestrecke auf einem Nebenweg unterbricht dann mal den Redefluß und sorgt somit für einen Themenwechsel. 

Am Fürstenstuhl hat sich der Nebel etwas aufgelöst und wir treffen wieder auf die Halbmarathon-Paar-Läufer. Der Fünfer-Abschnitt bis Kilometer 15 weißt 23:02 Minuten auf der Uhr aus und es wird noch "schneller". Die männliche Pflicht, keine weiblichen Teilnehmer im Wettkampf vor sich zu dulden, läßt uns immer rasanter die leichte Bergab-Passage zur Verpflegungsstelle "Drei Lärchen" nehmen, denn da läuft doch ca. 80 Meter vor uns eine jüngere Frau - Halbmarathon und vielleicht (streckenführungsbedingt) 3 Kilometer weniger auf der Uhr wie wir, aber wir müssen an ihr vorbei!

Das zeitliche Plus der kleinen, zwischenzeitlichen Tempoverschärfung lassen wir am Verpflegungspunkt wieder liegen. Wasser, Cola und Tee, dazu ein kleines Stück Banane zwänge ich in mich hinein. Sven hat dagegen die von uns schnellste Imbißzeit und mosert 'rum: "Hier wird wohl noch gefressen?". Mein Argument vom Verzehr-Muß der 3 Euro Nachmeldegebühr läßt er jedoch gelten.

Auf dem folgenden langgezogenen Anstieg sammeln wir noch ein paar Kurzstreckler ein, bevor wir Richtung Elferteich wieder nur unter uns Marathonis sind. Das Kilometer-20-Schild lassen wir nach 1:31:50 Stunden hinter uns. Die obligatorischen "Eisbader" im Teich fehlen dieses Mal - sitzen vielleicht noch am Mittagstisch, denn Ute hat später eine Frau im Wasser gesehen.

Die ursprünglich anvisierten 1:35 Stunden für den Halbmarathon-Durchlauf am Hauptverpflegungspunkt "Weidmannsruh" verfehlen wir um zwei Minuten. Dafür hat Kay schon mit der Muskulatur zu kämpfen. Das ist allerdings etwas "früh" bei einem Marathon! Die zweite 10-Kilometer-Runde folgt, das Tempo fällt dabei auf 24:08 Minuten und so sind die 25 Kilometer erst nach 1:55:58 Stunden geschafft. Es fühlt sich aber immer noch gut an und so macht der Sonntagsausflug natürlich Spaß.

An der Wendestrecke registrieren wir mit Wohlwollen, daß der Abstand zur führenden Frau, Franziska Kranich, größer geworden ist. Wäre ja auch ärgerlich, wenn sie unsere Truppe unnütz in Bedrängnis bringen würde. Untereinander brauchen wir uns nicht beharken, da jeder von uns in einer anderen Altersklasse unterwegs ist.

Mit großspuriger Ansprache eröffnet Sven den Sturm auf's Buffet bei Kilometer 27 an den "Drei Lärchen". Doch hier endet das Märchen vom "Alles-ist-gut-Marathon". Die Zugriffszeiten bei den Getränken variieren doch sehr stark, so daß ich als Dritter mit ca. 20 Metern Rückstand auf Sven und Sören den Stand verlasse. Kay dagegen bleibt stehen und sein weiteres "Schicksal" bleibt uns erstmal vorenthalten - so ist sie nun mal die Natur: die Schwachen bleiben zurück und die Alphatiere ziehen weiter. Sven kann am Anstieg auch auf mich keine Rücksicht nehmen, da ein schon lang vor uns dahinsiechender Marathoni jetzt im Bergauf erledigt werden muß! Ich schaffe es im oberen Teil der Hucke die Lücke zu Sören und Sven zu schließen, jedoch hat dies viel zu viel Kraft gekostet.

Das 30er Schild passieren wir noch gemeinsam nach 2:19:40 Stunden (23:43 Min auf 5 Kilometer). Ich kündige den beiden jedoch schon mal meinen Ausstieg an. Sören muß etwas Dampf machen, da wir schon die gesamte Zeit über von seinem Altersklassen-Konkurrent Lars Hertel belauert werden. Vielleicht komme ich auf der Geraden Richtung Weidmannsruh noch einmal heran, oder ich fasse mich bei der Verpflegung kürzer. Alles nur Wunschtraum - Marathon ist nun mal länger als nur angenehme 30 Kilometer, das müßte sich ja nun mal beim 19. Versuch im Gehirn eingebrannt haben!

Mit Cola, Tee und leckerem Haferschleim versüße ich mir das drohende Debakel. Jetzt geht es wenigstens heim, zurück nach Werdau! Entgegenkommende Paarläufer sehen stellenweise auch nicht glücklicher aus als ich. Von hinten überholt mich Jörg Kretzschmar, mit dem ich mich nur kurz unterhalte. Seinem Tritt kann ich jedoch nicht folgen und erwarte mit Lars Hertel schon den nächsten Kandidaten aus dem hinter mir befindlichen Läuferfeld. Mit einer noch ganz annehmbaren Zwischenzeit von 23:41 Minuten laufe ich zum Kilometer-Schild 35. Sven und Sören sind schon fast nicht mehr zu sehen, ihr Vorsprung ist mittlerweile riesig.

An der Verpflegung 6 Kilometer vor dem Ziel stoßen auch wieder die Paarläufer auf die Strecke. Eine eindeutige Zuordnung der vor mir Laufenden fällt nun immer schwerer, aber nach hinten habe ich komischerweise Luft. Will wirklich keiner mehr an mir vorbei? Nach 3:08:23 Stunden und einem 5-Minuten-Schnitt (25:02 Minuten) erreiche ich Kilometer 40, da war ich vor 4 Jahren schon im Ziel. Nun will ich wenigstens die von mir während des Laufs angesprochene 3:18er Zeit (von Florenz 2010, mit Rückenschmerzen) schaffen. Mit diesem Finish wäre ich heute zufrieden, hatte ich nach ca. 15 Kilometern meinen Begleitern erklärt.

Da es fast nur noch bergab geht, liegt diese Zeit noch im Rahmen des Möglichen. Deshalb wird jetzt nicht mehr gebummelt, sondern nochmal auf Verschleiß gefahren. Der kurze Anstieg zum Ziel stört da auch nicht mehr, zumal Bruno dort auf mich wartet. Platz 19 in 3:18:39 Stunden - für heute, nach dem Zwischentief vom Elferteich, eine für mich respektable Leistung.

Kopie_von_IMG_0282Zieleinlauf: Sieht dynamischer aus als es ist!

Die Kälte läßt ein zu langes Herumstehen nicht zu, so daß ich nach einigen Minuten zum Duschen gehe. Nach dreidreiviertel Stunden Wettkampfzeit begebe ich mich wieder auf die Strecke um Ute entgegenzugehen. Die Kinder haben während ihres Fußballspiels nichts von einer Zielankunft von Ute mitbekommen, also kann ich beruhigt loslaufen. Nach rund zweieinhalb zurückgelegten Kilometern dann eine Nachricht von Ute auf dem Telefon: "Bin bei der Siegerehrung". Ich schreibe zurück: "Bin bei Kilometer 40". Ich solle mich beeilen, da ich Dritter in der M40 bin, meint sie in einem anschließenden Telefonat. Mit 3:39:40 bleibt Ute nur knapp eine Minute über ihrer Marathon-Bestzeit. Stark!

Letztendlich verpasse ich meine Siegerehrung, weil ich mit Sören noch die Zielankunft seiner Frau Yvonne abwarte. Bei der Auswertung der Ergebnisse ist jedoch etwas schiefgelaufen, laut Protokoll ist Franziska Kranich fünf Minuten vor mir im Ziel gewesen, dabei habe ich ihren knappen Sieg in der Frauenwertung doch beim gepflegten Zieltee live mitgeschnitten. Somit stehen Sven und ich trotz großem Kampfes hinter der ersten Frau in der Liste. Ärgerlich!

Am Abend wendet sich jedoch alles zum Guten. Die Fehler werden auf der Internet-Seite korrigiert, nur muß ich dabei auch meinen Podestplatz gegen Platz 4 tauschen. Zum Glück habe ich mich (im Nachhinein gesehen) nicht bei der Siegerehrung sehen und so für einen unberechtigten 3. Platz ehren lassen! Das dafür erhaltene Bier schmeckt trotzdem und wird auch nicht zurückgegeben.

Ergebnis Marathon - Männer: 72 Finisher

1. Köhler, Benjamin (LAC erdgas Chemnitz) - 1. MHK - 2:49:18
2. Flinzberger, Lukas (Tri-Sport Wurzen) - 1. MJun - 3:00:02
3. Metzner, Wieland (Saalfelder LV) - 2. MHK - 3:02:14
4. Bornhäuser, Martin (Dresden) - 1. M45 - 3:02:37
5. Jahn, Volker (SG Sachsen Leipzig) - 1. M40 - 3:04:10
6. Giese, Ralf (Ultrateam Köschinger Forst) - 2. M45 - 3:06:02

10. Schramm, Sören (Chemnitzer LV Megware) - 2. M30 - 3:12:49
13. Wewetzer, Sven (TSV Flöha 1848) - 4. M45 - 3:14:21
19. Delling, Thomas (LV Limbach 2000) - 4. M40 - 3:18:39
72. Kästner, Kay (Einsiedel/Chemnitz) - 9. M35 - 5:45:24

Ergebnis Marathon - Frauen: 8 Finisher

1. Kranich, Franziska (LSV Niesky) - 1. WHK - 3:22:20
2. Fischer, Christine (Copacabana Läuferinnen) - 1. W30 - 3:22:50
3. Neumann, Petra (ESV Lok Zwickau) - 1. W40 - 3:29:50
4. Preuß, Friederike (Eisenhüttenstadt) - 2. WHK - 3:33:53
5. Herfurt, Ute (LV Limbach 2000) - 1. W45 - 3:39:40
6. Dressel-Putz, Heike (LATV Plauen) - 1. W35 - 3:51:13

Veranstalterseite: www.werdauer-waldlauf.de


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