Waldwiese

18. Drei-Talsperren-Marathon Eibenstock 2013

Geschrieben von Thomas Delling.

14.09.2013 - 10:00 Uhr - 42,195 km / 842 Hm+ / 842 Hm-

Kopie_von_DSC04493Start- und Zielgelände in Eibenstock.

Seit zwei Jahren trägt der Talsperren-Marathon in Eibenstock den Makel, daß ich dort meine schlechteste Marathonzeit stehen habe. Nach genau 3 Stunden und 47 Minuten kam ich damals ins Ziel spaziert. Das sollte nun nicht noch einmal passieren, oder vielleicht sogar noch negativ "getoppt" werden. Die Vorzeichen dafür standen mit dem UTMB-Finish vor zwei Wochen jedoch ähnlich ungünstig wie 2011, als ich auch noch die Mont-Blanc-Umrundung im Gebälk stecken hatte. Letzten Endes gab es für mich zwar den schlechtesten Marathonzieleinlauf dieses Jahres, aber ich war trotzdem zufrieden ...

Die vom Veranstalter angebotene Vereins-Flat-Anmeldung (10 Personen für 60 Euro - egal welche Streckenlänge!) ist noch nicht ganz ausgereizt. Eine schnelle Entscheidung meinerseits wird erwartet, da die Anmeldezeit 'ran ist. Ich überlege kurz, ob es sich mit dem Fußball-Spielplan von Bruno und Martin vereinbaren läßt und sage zu, aber nicht für den Allerwelts-Achter oder den Westsachsencup-Halbmarathon: Nein, der Marathon soll es sein - für gerademal 6 Euro! Normalerweise bezahlt man hier 21 Euro, in Berlin verlangt man (zum Vergleich) für's nächste Jahr 98!

Eibenstock liegt mit einer knappen Auto-Stunde (trotz Umleitung) ja regelrecht vor der Haustür. Durch die drei (vor den Läufen startenden) Radwettbewerbe (30, 50 und 100 Kilometer) ist schon zeitig das Parkplatzkontingent in der Nähe des Start- und Zielbereiches ausgeschöpft. Ist aber nicht so schlimm, denn so kann ich das etwas weitere Pendeln zwischen Fahrzeug und Anmeldung als Einlaufen geltend machen. Da hat sich doch durch das "Geklapse" mit Jens Mende am Donnerstag bei mir ein Muskelkater eingeschlichen. Den gilt es jetzt, bevor es ernst wird, durch gemütliche Bewegung zu mindern.

Zur Startnummernausgabe gibt es schon das Marathon-Finisher-Shirt dazu. Etwas zu früh, sage ich der Frau am Schalter und bekomme Zustimmung vom nächsten Anmelder. Mit dieser Strategie des Veranstalters wird jedoch der Zwang aufrecht erhalten, das Ding auch zu Ende zu laufen. Hatte ich natürlich vor, aber Marathon ist nun mal kein Wunschkonzert und man weiß nie, was da auf einen zukommt.

Der unspektakuläre Start wird hinter dem Vereinsgebäude des Eibenstocker Ballspielclubs vollzogen. Zuerst führt der Kurs hinab in die Stadt um danach leicht, aber beständig anzusteigen. Das spielt mir natürlich in die Karten, denn die kurzen Bergauf-Schritte bekomme ich verhältnismäßig gut hin. Ich agiere natürlich (wie immer) zu weit vorn - im Verfolgerfeld von Vorjahressieger Holger Zander & Co. In dieser 6-Mann-Gruppe ist u.a. Sören Schramm dabei, der ja nun kein Gratmesser für mich sein kann. Vor zwei Wochen hat er den "Rennsteig-nonstop" absolviert - vielleicht ein Grund, warum ich hier noch dranklebe.

Der monotone Trott durch den Wald des Dönitzgrundes wird nur einmal abrupt unterbrochen. Der Weg ist mit einem Gitterzaun für den Durchgangsverkehr abgesperrt und an der Weggabelung fehlt die Markierung. Fragende Blicke im Rund und eine schnelle unbürokratische Entscheidung von Sören, der heute Teilnehmer der Landesmeisterschaften der Behörden ist. Ob diese Entscheidung auch richtig war, frage ich mich die nächsten Minuten. Fehlende Markierungen und Kilometer-Schilder lassen mich zweifeln. Dann läuft aber von hinten der (für mein Gefühl) ortskundige Heiko Bartsch aus Sosa auf und etwas später gibt es auch wieder etwas Farbe auf dem Weg zu sehen. Nur das wenig später auftauchende "Abschlußfahrzeug" sorgt noch einmal, aber nicht ernsthaft für Irritationen. Es begleitet nur die Letzten der 50-Kilometer-Radrunde.

Bevor es dann nach Carlsfeld hinab geht, wird an der Spinne im Wald oberhalb des Ortes der erste Imbiß des Tages gereicht: Tee und Iso. Also schnell 'rein mit dem Zeug, denn jetzt geht es schnell zu Tale! Schnell? Naja, da spielt dann meine Muskulatur doch nicht so, wie gewollt mit. Am folgenden Gegenanstieg zum höchsten Punkt der Strecke (919 m) kann ich zwar mit den Anderen noch gut mithalten, vorn macht  Sören jedoch ordentlich Dampf und ward von mir erst im Ziel wieder gesehen. Die Talsperrenstraße durch den Ort ist mit Durchhalteparolen verziert, Kuhglockengeläut und intensive Anfeuerung der Leute erleichtern den Anstieg jedoch ungemein.

Am zweiten Verpflegungspunkt, am Abzweig zur Staumauer der Talsperre Carlsfeld sind die ersten 10 Kilometer und knapp 400 Höhenmeter nach 51 Minuten im Sack. Diese Zeit stand auch 2011 an dieser Stelle auf meiner Uhr. Ich liege im Soll, vielleicht klappt es ja, unter 3:30 Stunden ins Ziel zu kommen. Die von Sven Wewetzer vorgelegten und in der Woche von ihm nochmal als Zieleinlauf vorgegebenen 3:26 und 3:24 wären ein schönes Zubrot, aber hier brauch' ich beim besten Willen noch nicht hochrechnen.

Weiter geht es über die Staumauer auf dem Kammweg Richtung Weitersglashütte. Der Ort wird südlich umlaufen und der anschließende Tannenweg führt zur Straße hinab nach Wildenthal. Dort gibt es wieder Getränke und zu essen. Zwei Becher Wasser kippe ich mir hierbei unter meine Kappe, Schleim und Tee helfen das zuvor eingeworfene Gel zu "verdünnen".

Der Anstieg zum Großen Stern (808 m) über den Sosaer Weg läßt mich, die (Zwischen-)Rangliste aus meiner Sicht wieder etwas freundlicher gestalten. Auf dem Bergab zur Talsperre Sosa büße ich diese Plätze (und einige mehr) jedoch schnell wieder ein. Die Halbmarathonmarke passiere ich mit 1:42 Stunden, 60 Sekunden später als vor zwei Jahren. Auch auf der Staumauer der Talsperre, nach rund 25 Kilometern habe ich (mit einer Zwischenzeit von 2:04 Stunden) eine Minute Verzug zu 2011. Ein kurzer, etwas steilerer Anstieg zum Seitenflügel, einem breiten Forstweg, läßt mich dann erstmals ein kurzes Stück wandern. Jetzt geht's ans Eingemachte! Der Rest der Runde wird jetzt richtig hart. Die Überholvorgänge von hinten mehren sich.

Über die Rektor-Brücke queren wir die Große Bockau. Bei den dort stationierten Sanitätern liegen die Würste auf dem Einweg-Grill - das wäre jetzt auch eine Option für mich, aber noch sind rund 13 Kilometer zu absolvieren. Wenig später verläuft der Kurs dann mit der Halbmarathonstrecke zusammen bis zum Ziel. Immer dem Flußlauf folgend, biegen wir dann kurz vor Blauenthal wieder hinauf in den Wald. Auf dem Unterblauenthaler Weg (Kilometer 32) werde ich dann u.a. von Steffen Großer und Armin Flade, beide wesentlich besser als ich, überholt. Aber ich befinde mich wenigstens im Laufschritt, das war vor zwei Jahren an dieser Stelle nicht so. Das macht Hoffnung die dreieinhalb Stunden noch zu unterbieten.

Die "steile Abfahrt" nach Wolfsgrün staucht die Muskulatur nochmal ordentlich zusammen. Dann folgt der lange Straßenabschnitt nach Neidhardtsthal, mit dem tiefsten Punkt der Runde - Schlößchen (474 m), dort befindet sich die nächste Wasserstelle. Ich nehme Kurs auf den Erfrischungspunkt und denke "Sche..e!", die Oberschenkel verkrampfen auf einmal und ich kann mich nur noch roboterhaft zu den Wasserbechern schleppen. "Was ist los? Krämpfe?", so die Helfer. Ich bejahe und bekomme ein "Dann gib doch auf!" zur Antwort. Das motiviert mich nun gerade, außerdem nenne ich ja schon das Finisher-Shirt mein Eigen.

Ich stake also weiter, die Verhärtungen lösen sich langsam, also weiter im Laufschritt. Doch zu früh, sofort zieht es wieder und ich wandere weiter. Nach einigen weiteren Versuchen kann ich dann doch laufend den Rest dieses letzten geraden Abschnitts der Strecke nehmen. Am beginnenden Anstieg zur Eibenstocker Talsperre in Neidhardtsthal überhole ich sogar noch einen "Wanderer", um etwas später, kurz vor dem Verpflegungspunkt nahe der Staumauer, von Jens Meier eingesammelt zu werden. Das ist zwar für den Moment ärgerlich, aber nicht zu ändern. Wenigstens habe ich hier schon umgerechnet einen Kilometer auf meine 3:47er Zeit Vorsprung. Außerdem ist Jens bergauf besonders gut in Schwung, so daß er mir auf den restlichen 5 Kilometern noch fast 5 Minuten abnehmen wird.

Auf dem oberhalb des Talsperrenufers verlaufenden Merzweges sind heute zum Glück noch keine 8-km-Läufer unterwegs, denn deren ständiges Vorbeiziehen hatte mir damals den letzten Nerv gezogen. So sind es ab und zu ein paar Radfahrer, die vorbeigeschossen kommen. Die letzte Wasserstelle an der Schwarzen Binge nutze ich noch einmal für eine Kopfdusche. Danach will ich mir unbedingt noch meinen Vordermann holen, aber es dauert noch lang, ehe ich mich an ihm vorbeischieben kann. In diesem Moment wird der letzte Kilometer per Schild angekündigt, es wird ein sehr langer Kilometer, auch wenn ich bergauf noch einen Radfahrer überhole.

Endlich auf der Ludwig-Jahn-Straße! Nur noch leicht bergab und eine halbe Stadionrunde, dann ist es geschafft! Den Blick auf die Uhr erspare ich mir, da ich sowieso keine zeitlichen Ambitionen mehr hege. Doch rund 400 Meter vor dem Ende gibt es nochmal Muskelkrämpfe der übleren Sorte. Ich will doch aber nicht ins Stadion wandern, also versuche ich mit aller Gewalt so eine Art Laufschritt zu simulieren. Anfangs recht kantig, aber mit zunehmender Dauer immer geschmeidiger werdend, laufe ich dann doch aufrecht unter dem Zielbogen durch. Na bitte, ging doch! Gratulation an Jens Meier, der bis zu meinem Ankommen noch im Zielbereich ausgeharrt hat.

DTM_2013_Ziel_-_KopieNach dem Drei-Talsperren-Marathon Eibenstock 2011 und dem Dresdner Parkhausmarathon 2011 meine drittschlechteste Zeit über 42,195 km beim 18. Versuch.

Der fünfte Marathon in diesem Jahr bringt zwar die schlechteste Zielzeit von 2013 in die Ergebnisliste, ist aber 11:13 Minuten "schneller" als mein Debüt in Eibenstock. Vielleicht versuche ich mich ja noch einmal hier ... Normalerweise ein Muß, da die Organisation dieser Großveranstaltung und die Streckenführung durch's Erzgebirge erstligareif sind.


Ergebnis Marathon - Männer:  70 Teilnehmer

1. Zander, Holger (LB 90 Schwarzenberg) - 1. M40 - 2:53:22
2. Bähr, Micha (mic mörsdorf) - 1. M35 - 3:05:37
3. Löffler, Domenico (GuS Aue) - 1. MHK - 3:08:51
4. Schramm, Sören (Chemnitzer LV Megware) - 1. M30 - 3:17:51
5. Bartsch, Heiko (Kraftsportverein Sosa) - 1. M45 - 3:19:10
6. Schmidt, Gerd (Laufteam TU Bergakademie Freiberg) - 1. M50 - 3:20:13

17. Delling, Thomas (LV Limbach 2000) - 4. M40 - 3:35:47

Ergebnis Marathon - Frauen:  11 Teilnehmerinnen

1. Schmidt, Manuela (Leoben) - 1. WHK - 3:46:00
2. Herold, Mandy (Fahrradkontor Lichtenstein) - 1. W35 - 3:46:42
3. Neumann, Petra (ESV Lok Zwickau) - 1. W40 - 3:49:06
4. Blumtritt, Ute (TU Chemnitz) - 1. W50 - 3:54:10
5. Häfele, Dagmar (Finanzamt Mittweida) - 1. W45 - 4:12:48
6. Schramm, Yvonne (Amtsgericht Chemnitz) - 2. W35 - 4:27:24

DTM_2013_eine_Minute_im_Ziel_-_KopieJetzt bitte nicht über mich lustig machen, Herr Meier!!

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