Ultra-Lauf Pöhlberg 2013
22.06.2013 - 8:55 Uhr - 50,3 km / 1.545 Hm+ / 1.034 Hm- (Trainingslauf)
Nach rund 10 absolvierten Kilometern öffnet sich erstmals der Blick auf Pöhlberg, Bärenstein, Keilberg und Fichtelberg (am Horizont von links nach rechts).
Es herrscht die gesamte Woche über eine trügerische Ruhe für die Laufschuhe, aber bei bis zu 34 Grad muß man seine "besten Freunde" ja auch nicht im maximalen Sonnenschein dem Ozonloch aussetzen und unnütz quälen. Das führt dann eher zu Materialermüdung, Ausbleichen der Farben und vorzeitigem Verschleiß! Daher genießen sie die Tage, bis zu ihrem nächsten Einsatz, auch an einem wohltemperierten Platz im Haus.
Der Freitag bringt dann die ersehnte Abkühlung auf 20 bis 25 Grad und der Sonnabend bietet den zeitlichen und organisatorischen Freiraum für einen längeren Lauf. Als Ziel hatte ich mir anfangs das Flöhaer Auenstadion "ausgedacht". Dort findet 15 Uhr rein zufällig das meisterschaftsvorentscheidende Spiel der Mittelsachsen-Liga zwischen den Gastgebern des TSV 1848 und dem SV Barkas Frankenberg statt. Wäre bestimmt interessant gewesen, nur eben für Ute nicht.
Da bliebe ja noch der Pöhlberg auf unserem Abhak-Zettel. Den Scheibenberg, den Bärenstein und den Fichtelberg haben wir ja schon teilweise mehrfach (von Chemnitz aus) bezwungen. Der Gipfel in Annaberg ist allerdings noch ein "weißer Fleck" auf unserer Karte. Also sitze ich Freitagabend am Rechner und suche die Busverbindungen für die Rückfahrt aus dem Erzgebirge heraus. Eine davon geht dabei über Flöha, welche letztendlich (aufgrund unseres späten Aufbrechens kurz vor 9 Uhr) nicht in Betracht kommt.
Die Sonne kündigt wieder einen "molligen" Tag an. Da aber nicht die kürzeste Streckenführung gewählt ist, bleibt die Hoffnung auf viel Schatten im größtenteils unbekannten Terrain. Den Anfang macht der "Klassiker" über den Erfenschlager Steinberg, hoch zur Bundesstraße, wieder in den Einsiedler Niederwald zum Gasthof "Goldener Hahn", anschließend durch den Einsiedler Wald und die Ruhebank-Siedlung zur Dittersdorfer Höhe. Auf 553 Metern Seehöhe stehend, haben wir als Belohnung für unser schweißtreibendes Unternehmen einen herrlichen Blick in alle Richtungen.
Auch über den Mühlberg (509 m üNN), durch Dittersdorf und weiter über den Filialweg nach Weißbach kennen wir die Strecke. Im ortsansässigen "Netto"-Markt wird der schon drastisch reduzierte, mitgeführte Flüssigkeitsvorrat wieder aufgefüllt.
Oberhalb des Erfenschlager Steinberges. Am "Gasthof zur Linde" in Weißbach.
Aufgrund der hektischen Streckenfindung am Vorabend gibt es für den "Rest" des Laufes nur noch grobe Anhaltspunkte, welche so nach und nach angesteuert werden. Dabei weichen wir verstärkt auf Straßen aus, um unnötiges Verlaufen auf ein Minimum zu reduzieren. Kühlende Waldabschnitte, aber auch sonnige Wiesenquerungen gibt es trotzdem noch genug. Vorerst wird die Hauptstraße durch Weißbach genutzt, vorbei an der Miniaturenschau mit markanten Gebäuden des Amtsberger Ortsteils.
Über die Grießbacher Straße erreichen wir die Ruine des Kalkofen. Dem Bachlauf der Wilisch folgend, kommen wir dann doch um eine Zusatzschleife Richtung Gasthaus "Waldhof" nicht herum. So ca. 23 Kilometer haben wir absolviert, als wir den Anstieg über's Feld nach Venusberg in Angriff nehmen. Die höchstwahrscheinlich einzige Einkaufsmöglichkeit im Ort hat schon zu (oder hatte gar nicht erst auf), daher müssen wir noch weiter bis zur Drebacher Kirche um uns mit dem kalten Gießwasser aus dem Hahn, welches jeder Friedhof zur Verfügung stellt, zu erfrischen.
Das nächste Etappenziel unserer Tour ist Wolkenstein. Im Ort ist nur ein Hinweisschild zur B101. Wir fragen deshalb nochmal bei freundlichen Erzgebirgern nach. Die Richtung stimmt! Aber ohne zu wissen, von wo wir herkommen und was wir noch vorhaben, kippen diese Leute fast aus den Schuhen, bei der bevorstehenden Distanz von immerhin 4 Kilometern. "Da wollt ihr hinlaufen?", werden wir gleich zweimal gefragt und dann wird uns (bei unserem noch sportlichen Erscheinungsbild) auch gleich noch eine steilere, dafür etwas kürzere Variante über den Molchgrundweg empfohlen.
Am Anstieg der Wolkensteiner Straße befindet sich ein Gedenkstein für den damaligen Pfarrer David Rebentrost (1614 - 1703), der für die Verbreitung des Krokus' auf Drebachs Wiesen "verantwortlich" war. Wir rasten dort kurz, um uns eine Banane zu teilen.
Entlang des Heidelbachs nehmen wir wieder etwas an Fahrt auf - es geht abwärts, durch gleichnamiges Naturschutzgebiet ins Zschopautal. Auf dem Wanderweg entlang des Flußes erreichen wir Wolkenstein, wo wir natürlich auch der Burg einen Besuch abstatten müssen. Der Anstieg läuft sich mittlerweile recht zäh und als wir kurz vor dem Tor zum Markt vom Lauf- in den Gehschritt wechseln, gibt es lautstarke Unterstützung von einigen Entgegenkommenden. Nützt nichts, jetzt werden Kräfte geschont!
Vom Hochwasser zerstörtes Wehr der Zschopau. Auf Burg Wolkenstein ist erstmal Schluß!
"Im Osten geht die Sonne auf ..." ist auf einem Schild am Burgeingang zu lesen. Eine DDR-Nostalgie-Veranstaltung mit alten Produkten, Parolen und "Ewiggestrigen". Das bestellte Radler ist in weniger als einer Minute hinuntergespült, so daß sich der am Ausschank stehende GSTer verwundert die Augen reibt. Beim Verlassen des Burggeländes über die Wolfsschlucht, sticht mir noch der DDR-Fahrzeugpark ins Auge. Mit dabei ein B1000 aus den Barkaswerken Frankenberg. Doch deren Jünger muß Heiko heute allein in Flöha beim Fußball anfeuern, obwohl ich ihm fest zugesagt hatte.
Der Zschopau weiter flußaufwärts folgend, kommen wir nach Thermalbad Wiesenbad. Am vorigen Sonntag wurden dort auf dem Parkplatz des "Simmel"-Marktes die Getränke noch kostenlos verteilt (wegen des Miriquidi-Laufes), diesmal muß Ute jedoch (mit Portemonnaie) in den Laden um für Nachschub zu sorgen.
An der B101 entlang gelangen wir zum Ortsausgang. Dort nehmen wir allerdings eine "Ausfahrt" zu zeitig und laufen deshalb eine Waldschleife am Friedhof und der Paradiesmühle vorbei zur Plattenthalstraße, welche uns im Tal des Pöhlbachs nach Geyersdorf bringt.
Einen kühlen Kopf bewahren ... ... für den direkten Anstieg zum Gipfel!
Ein Passant erläutert uns den kürzesten Weg über die steil nach oben führende Dorfstraße. Wir biegen auf den Hagebuttenweg ab und laufen ohne merklichen Höhengewinn weiter und weiter. Es geht jetzt stellenweise mehr bergab als hoch - das nervt! Bis der nächste Abzweig Richtung Gipfel kommt, vergeht viel Zeit. Dann, endlich! Hoch zu Huthaus und St.-Briccius-Stolln! Wir wähnen uns auf dem richtigen Weg, als wir dort auf rund 600 Metern Seehöhe wieder Richtung Geyersdorf (leicht steigend) abbiegen.
Der Frust steigt allerdings, als wir merken, daß dieser Weg später wieder hinab führt. Ein im Traktor vorbeifahrender Bauer muß es doch wissen, wo es denn nun lang geht. Er nennt uns zwei Varianten für den finalen Gipfelsturm: zurück bis zum St.-Briccius-Stolln oder steil und direkt die Wiese hoch. Wir wollen nicht wieder zurück und entscheiden uns für die Route über Weidezäune und durch Brennesseln. Selbst im Wald kämpfen wir noch lange mit meterhohem Gestrüpp, ehe wir wieder auf einem Weg sind. Der führt an den Butterfässern (Basaltsäulen) vorbei, hat aber kaum Höhengewinn. Deshalb wird auf einen von Ute entdeckten Pfad abgebogen. Steil hinauf Richtung Gipfel (831 m üNN) werden die letzten Meter gewandert!
Der Turm befindet sich etwas "unterhalb" auf der Südseite. Dort wird eine ausgiebige Rast gemacht und vom 32 Meter hohen Aussichtsturm die Landschaft "studiert". Nebenbei besteht ein (auf Kurznachrichten beschränkter) " heißer Draht" nach Flöha: Barkas dreht das Spiel in den Schlußminuten und gewinnt mit 3:2!
Finisher im Biergarten unterhalb des Pöhlberg-Turmes.
Zurück nach Chemnitz bringt uns der Linienbus und nach einigen Zwischenfällen auf der Fahrt kommen wir mit einer halben Stunde Verspätung gegen 20 Uhr in Altchemnitz an.