Waldwiese

4. Lauf "Rund um Chemnitz" 2013

Geschrieben von Thomas Delling.

11.05.2013 - 8:05 Uhr - 61,9 km / 1.030 Hm+ / 1.030 Hm- (kein Wettkampf)

Rund_um_Chemnitz Teilnehmerrekord beim vierten "Rund um Chemnitz".

Wurde bei den ersten beiden Auflagen der Chemnitz-Umrundung noch bis zuletzt die Werbetrommel gerührt um Teilnehmer für die Veranstaltung zu gewinnen, hat sich dies nun grundlegend geändert. Ab November 2012 mußten Siggi und Tilo bei der Anmeldung sogar eine "Warteliste" einführen, da das Limit von 30 Läufern erreicht war. Mit letztendlich 32 Aktiven gibt es bei Nummer 4 einen neuen Teilnehmerrekord.

ruc2013Noch lächeln alle! Vorm Start des Laufes am Sportplatz des TSV IFA.

Die Tage sind 'runtergezählt, nun ist es soweit: "Rund um Chemnitz" - endlich! Endlich mal wieder ein gut organisierter längerer Lauf - ohne Hast, ohne Zwang, einfach nur Laufen, Genießen und sorglos den Tag verbringen! Einziger Störfaktor könnte das Wetter werden, denn Regenschauer und Gewitter sind für den Nachmittag gemeldet.

Deshalb schickt Siggi bei seiner obligatorischen Ansprache vor Beginn des Laufes noch ein paar mahnende Worte Richtung Wettergott und seinem dunklen Wolkenvorhang. Es soll sich später auszahlen, es bleibt den ganzen Tag trocken und mit ca. 12°C kommen wir Aktiven auch bestens zurecht.

Der Start verzögert sich (wie schon im Vorjahr), aber die verplemperte Zeit kann man ja auch wieder 'rauslaufen. Die Strecke ist an einigen Punkten gegenüber den Vorjahren verändert, oder besser gesagt optimiert worden. Nervende Straßenabschnitte und Bundesstraßenquerungen fielen dabei dem Rotstift von Siggi und Tilo zum Opfer, witterungsbedingt kam allerdings auch eine längere Bundesstraßentrasse dazu.

Die Route führt durch den Zeisigwald wie eh und je, dann über die Dresdner Straße und prompt läuft die Führungsgruppe falsch! Übermotiviert und orientierungslos wählen sie den Weg nach Niederwiesa und nicht nach Ebersdorf. Dort müssen wir aber hin, denn dort wartet die erste Verpflegung auf uns. Wird ja auch Zeit, habe aufgrund der Vorkenntnisse, die gute Bewirtung während des Laufes betreffend, schließlich am Vorabend gehungert und früh nur das Nötigste in mich 'reingestopft! 

HilbersdorfAuf zur ersten Verpflegungsstelle! Schnappschuß am Bahnhof Hilbersdorf.

Und dann ist es ausgerechnet Siggi, der nach der Zwischenmahlzeit am "Schnellen Markt" kurzzeitig die Orientierung verloren hat und vom Catering-Team zurückgepfiffen und auf den "richtigen" Weg geleitet werden muß. Was werden bloß die "Neuen" im Tross denken, wenn der Organisator schon nach 6 Kilometern die Streckenführung nicht mehr intus hat? Aber sein gewohnt sicheres Auftreten rettet die Situation und dem Herdentrieb verpflichtet, folgen ihm anschließend alle mehr oder weniger blind.

Die erste Streckenänderung ist ja erst hinter der Überführung der Autobahn angedacht. Dort geht es heute parallel zur A4 durch den Sechsruthenwald hinunter nach Glösa. Der Wiesenabschnitt zum "Gasthof Draisdorf" ist zu wässrig und wird deshalb gegen den Waldweg hinab zum Betonwerk und rund einem Kilometer Fußweg an der B107 getauscht.

Vor besagtem Gasthof, dem tiefsten Punkt der Strecke, biegen wir zu Rastplatz Nummer 2 Richtung Heinersdorf ab. Jetzt wird es ernst, denn der "Bergsprint" folgt. Dreimal in Folge konnte ich bisher den Kampf am kurzen Anstieg (mit Gipfelaussicht auf die Kläranlage) für mich entscheiden. Meinen ärgsten Konkurrenten Sören und Heiko erzähle ich noch vom "Schicksal" meiner damaligen Widersacher: der eine lebt jetzt bekannterweise abgeschieden im Wald und hat sich der Hühnerzucht verschrieben, läuft nur noch, wenn es niemand sieht oder gar nicht mehr! Ein anderer jüngerer Herausforderer mußte im weiteren Verlauf der Chemnitz-Umrundung ins Begleitfahrzeug umsteigen ...

Diese Geschichten interessieren jedoch niemanden und so bin ich, als sich eine Vierergruppe vom übrigen Feld, mit der festen Absicht den Bergsprint zu gewinnen, löst auch nur noch der Außenseiter. Sören und Heiko beschleunigen dermaßen, daß es für mich nur noch um Platz 3 geht. Der fällt mir dann auch noch regelrecht in den Schoß, da Dirk schon im unteren Drittel des Anstiegs "aufgibt".

Doch die Siegesfreude bei Sören wehrt nicht lang, da ich sein Argument vom Vorabend zu meiner Auslegung des Sachverhaltes nutze. Wenn ich bei einer Landesmeisterschaft disqualifiziert werde würde, nur weil ich keine Vereinskleidung trage, fliegt er hier natürlich 'raus, weil er kein Veranstaltungs-T-Shirt trägt! Und Heiko gleich mit! So steht es in den Statuten ... basta!

HeinersdorfDas gegenseitige Belauern beginnt, denn der Bergsprint steht in knapp 400 Metern auf dem Programm.

In Wittgensdorf sind die Wogen bei den "schlechten" Verlierern längst geglättet und die nächste Kursänderung steht auf dem Programm: Damit die Strecke in der Endabrechnung nicht zu kurz wird, laufen wir eine Schleife durch eine Kleingartenanlage und biegen unterhalb des Freibades Wittgensdorf zum "Chemnitz Center" ab. Von dort geht es weiter zum Röhrsdorfer Goetheweg um uns das Überqueren der Leipziger Straße (B95) zu ersparen. Bevor ein Feldweg unter der A4 wieder zum Original unterhalb des Crimmitschauer Waldes führt, wird sich in Röhrsdorf  noch einmal um das leibliche Wohl gekümmert.

Übers Feld nach Rottluff (mit gutem Blick auf die Stadt), dann wieder über die Autobahn (diesmal die A72) kommen wir zur Felsendome. Ein kleiner Imbiß am Besucherbergwerk und auf zur nächsten Umleitung. Der Straßensektor Kreißigstraße/Oberfrohnaer Straße hoch zum Stausee-Parkplatz wird straff eingekürzt - Asphalt nur noch bis zur sogenannten Eselsbrücke. Von dort ins Gelände hinüber zum Viadukt. Von der ehemaligen Eisenbahnbrücke  hat man einen herrlichen Blick auf Chemnitz und die Burg Rabenstein.

viaduktBitte auch mal nach links und rechts gucken!              Oberrabenstein mit Burg.

Durch den Rabensteiner Wald führen teilweise stark verschlammte Wege hoch zum Totenstein. Hier hätte ein "Subbotnik" der Organisatoren im Vorfeld mit Schaufel und Hacke Abhilfe schaffen können! Können - heißt ja nicht "müssen"! Meine konstruktive Kritik findet dummerweise keine Zustimmung im Teilnehmerfeld und so fühlen sich Tilo und Siggi in ihrem Nichts-Tun bestätigt.

Etwas vor der eingeplanten Zeit kommen wir zur großen Verpflegung am Totenstein. Das Mittagessen findet heute auf der anderen Seite des Weges an der "Totenstein Alm" statt, da es die "Leuchtmooshütte" nicht mehr gibt. Aber bevor es soweit ist, wird der Maria-Josepha-Turm erklommen. Wanderer bremsen uns allerdings im oberen Teil bei unserem sportlich-ambitionierten Treppenlauf aus. Dann Hektik bei Ute und Siggi - keine Ahnung, was die wollen? Aber die Sicht vom 30-Meter-Turm ist für die Wetterverhältnisse recht ordentlich und lenkt mich so vom Hin- und Her der beiden ab.

Dann ist es soweit, die Überraschung auf der Aussichtsplattform folgt. Aber für wen? Für mich? Da hat doch Ute wirklich mein Stempelbuch, wo all die Gipfel-, Hütten- und Sonstwas-Stempel drin sind, eingepackt und nun bekomme ich exklusiv den offiziellen "Rund um Chemnitz"-Stempel von Siggi höchstpersönlich ins Buch gedrückt! Ich bin peinlich gerührt! Hatte ich nicht eben noch Kritik an der Veranstaltung geäußert? Nein, hatte ich nicht! Das müssen andere gewesen sein! Danke für ein weiteres Juwel in meinem "Heiligen Buch"!

Nach der Turmbesteigung steht die warme Mahlzeit an der Alm bereit. "Makkaroni mit Wurst", "... mit vegetarisch" und "... mit ohne alles" - auch "Nachholen" ist erlaubt. Jetzt noch ein schönes (altersbedingtes) Mittagsschläfchen und die Welt wäre in Ordnung. Wir müssen aber weiter, da wir ja erstmal die knappe Hälfte hinter uns haben. Bergab nach Grüna rutscht das Essen im Körper auch gut nach unten und spätestens am Wiesengrund ist das Völlegefühl durch gezielte Veratmungstechniken dem normalen Zustand gewichen.

Doch schon in Mittelbach stehen Kathrin, Simone und Heike wieder um uns Wasser, Schorle, Iso oder Cola zu reichen. Bananen, Riegel, Kuchen, Rosinen usw. runden, wie gehabt, das reichliche Buffet ab. Danke für diese Fürsorge! Ein Dank aber auch den Radfahrern für ihre Bemühungen, wenn es um das gefahrlose Queren von Straßen geht.

Weiter nach Stelzendorf um an der Schaftreibe wieder zu rasten. Der gewohnte Standort des Verpflegungspunktes ist abgesperrt und somit gibt es schon etwas eher die Speisen und Getränke. Mit Siggi mache ich derweil einen kurzen Abstecher zur Luthereiche, welche in ca. 200 Metern Entfernung steht. Eine Informationstafel gibt das Alter des Baumes mit (fast) 130 Jahren an, da sie am 10. November 1883 zum 400. Geburtstag Martin Luther's gepflanzt wurde.

Durch das "Heckert"-Neubaugebiet laufend, erreichen wir Klaffenbach. Es wird also Zeit den bereits erwähnten Hühnerfarmer und Gelegenheitsjogger anzurufen, wo er uns denn, mit sogenannten Winkelementen ausgerüstet an der Strecke stehend, zujubelt? Havarie am Morgen und jetzt gleich zum Musikfest in die Stadt, die fünf Minuten Zeit für uns Läufer hat er nicht, das entnehme ich dem rund viertelstündigem, völlig entspannt geführten Telefonat. Da hat er ja wirklich den Kopf voll! Aber vielleicht klappt es ja dann im nächsten Jahr, nachdem es auch schon 2012 (wegen der Hitze) nicht möglich war! Wir sind geduldig, lassen uns aber nicht verarschen.

Dabei hatte sich Jens im voraus bei mir erkundigt, wann wir ungefähr auf dem Totenstein sind. Eine Radtour in den Rabensteiner Forst wäre möglich gewesen und er hätte dort auch sein Musikfestival gehabt, da über den Baumwipfeln vom Turm alte DDR-Kinderlied-Klassiker zum Besten gegeben wurden. Die Restdosis Musik hätte er sich dann auch im Autoradio der Begleitfahrzeuge oder daheim aus dem Kofferradio geben können.

Aber wir kommen auch ohne "Jens an der Strecke" nach Harthau. Dort folgt eine letzte Stärkung, ehe es die langgezogene Steigung zum Aussichtspunkt "Pappel" geht. Das Feld zieht sich dabei ganz schön auseinander, aber das passiert hier immer. Dafür haben die Ersten oben länger Zeit den Ausblick zu genießen. Ein steiler Abstieg durch den Eibischbusch und schon sind wir beim zweiten größeren Verweilpunkt, dem Wassertretbecken am Einsiedler Niederwald.

Neben der üblichen Kost ist die Palette um warmen Tee und fast-heißen Kaffee erweitert worden. Selbst ich gönne mir ein "Schälchen Heeßen", obwohl ich sonst Kaffee meide. Es sind nur die Härtesten der Harten, welche heute die Kneippkur im kalten Wasser vornehmen. Ich gehöre nicht dazu! Keine Experimente vor dem letzten größeren Anstieg hoch zur B174! Diese wird gleich zweimal gequert: zuerst die stark frequentierte aktuelle Bundesstraße und nach dem Gewerbegebiet Altenhain die im Bau befindliche neue vierspurige Trasse.

harthauadelsbergAlte Harth.                                                                Adelsbergturm.

Unterhalb des Adelsbergturmes wird die letzte Stärkung vor der Zielankunft in Anspruch genommen und ein "Nichtangriffspakt" geschlossen. Das heißt, der letzte Abschnitt ist in der Tempowahl nicht frei (wie bei den ersten beiden Veranstaltungen) und alle laufen gemeinsam am Sportplatz ein. Dies wurde im Vorjahr schon so gehandhabt und nahm mir damals die Chance des "Gesamtsieg-Hattricks" (bei diesem Nicht-Wettkampf)!

Ein wenig reißt das Teilnehmerfeld dann doch auseinander, wird aber an der Talsperre Euba wieder zusammengefügt. Der Wiesenabschnitt am Eibsee ist heute zu naß und deshalb wird von uns der Radweg nach Chemnitz-Adelsberg genutzt, wie es zur Premiere 2010 gehandhabt wurde.

Nach genau 9 Stunden, 29 Minuten und 57 Sekunden ist der Kreis um Chemnitz geschlossen! Leider, aber Freude bei allen Teilnehmern, egal ob Läufer, Radfahrer oder "Küche". In vielen reift schon der Gedanke bei der "Fünften" wieder mit dabei zu sein, denn die Veranstaltung ist einfach "Kult"!

zielGeschafft!


Bilder vom 4. Lauf "Rund um Chemnitz"

 

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