35. Werdauer Waldlauf 2013
14.04.2013 - 9:00 Uhr - 42,195 km / 420 Hm+ / 412 Hm-
Auf in den Kampf, ääh Wald! Vorfreude vorm Start!
Für die "langen" Wettkämpfe im Sommer heißt es nun wieder, sich langsam 'ranzutasten. Der Werdauer Waldlauf bietet dabei für wenig Geld eine glänzende Möglichkeit sich mit den Schmerzen jenseits von Kilometer 35 wieder vertraut zu machen. Der Wettkampf motiviert dabei und kratzt an der eigenen Ehre, wo sonst bei der üblichen langen Trainingsrunde am Sonntag gern der Schlendrian Einzug hält und schmerzmildernd das Tempo gedrückt wird.
Zum dritten Mal starte ich, nach 2009 und 2011 in Werdau zum Marathon, allerdings erstmalig im Frühjahr. Die sonst übliche Doppelbelastung, diesmal mit dem Drängberglauf am Vortag erspare ich mir und hoffe so auf ein ansprechendes Ergebnis. Ute, Mandy und Heiko wollen sich heute mit einem 4-Stunden-Lauf auf kommende "größere" Ereignisse vorbereiten. So teilt sich unsere Gruppe schon vor dem Start - der Ambitionierte stellt sich vorn mit in den Block, während die Trainingsgruppe hinten Platz nimmt.
Mit den 140 Läufern des Halbmarathons starten nur 50 Marathonis um 9 Uhr von der Turnhalle der Sportschule auf die Waldrunde. Das Profil der Strecke ist leicht wellig und auf Asphalt und Forstwegen gut zu meistern. An neun Verpflegungspunkten auf dem Marathonkurs gibt es neben Wasser, Tee und Cola auch Schleim, Bananen, Äpfel, Kuchen, Riegel und Wurstschnittchen.
Der Anfang ist recht flott, da die Halbmarathon-Läufer ein hohes Tempo vorgeben. Mit 21:27 und 22:13 Minuten für die ersten beiden 5-km-Abschnitte liege ich gut im Plan und obwohl es danach ruhiger wird, da die Einundzwanziger nach 11,3 Kilometern beim Verpflegungspunkt Weidmannsruh abbiegen, gibt es nochmal eine 21:06er Zwischenzeit.
Einsam kämpfe ich mich durch den Wald, in Sichtweite vor mir befindet sich der zweifache Werdau-Sieger Torsten Schultheß. Er ist definitiv nicht meine Liga, daher vergrößert sich sein Vorsprung auf mich auch recht schnell. Den Elferteich bei Kilometer 20 erreiche ich nach weiteren 22:34 Minuten und nach 1:33 Stunden biege ich in die zweite Waldrunde ein. Die Hälfte der Distanz ist nun zurückgelegt und es wird noch ruhiger. Nach vorn und hinten ist "Luft" - niemand ist mehr zu sehen. Ab und zu mal ein Streckenposten und das war's!
Nicht ganz, denn bei Kilometer 26 überhole ich die letzten beiden Läufer, die sich 10,1 Kilometer "hinter mir", in der ersten Waldrunde befinden. Sie haben ganz schön mit sich zu kämpfen, aber auch bei mir geht es langsam dem Ende zu. Mit 23:28 und 24:22 Minuten passiere ich das 30-km-Schild. Im Kopf laufen die ersten Hochrechnungen, was die Zielzeit und das "Eingesammelt werden" betrifft. Von hinten kommt allerdings niemand und so nutze ich vor dem "Heimweg" beim dritten Weidmannsruh-Durchlauf (Kilometer 31,2) das Imbißangebot etwas großzügiger, als vorher.
Bis zum nächsten Schild, dem 35er, vergehen satte 24:38 Minuten. Also nehme ich einen Kilometer später die Verpflegungstelle nochmal in Anspruch, damit ich nicht noch mehr einbreche. Der Körper bedankt sich jedoch mit starkem Nasenbluten. War mir das hier beim 2011er Lauf nicht auch schon passiert? Liegt es etwa an der Waldluft oder hat mein Organismus irgendwelche Einwände zu meinem Tun?
Es geht weiter schleppend voran, ich erreiche die ersten Häuser und erwarte sehnsüchtig das 40-Kilometer-Schild. Um das Blut aus dem Gesicht zu entfernen folgt eine kleine Wäsche mit Mineralwasser am VP Cotta-Eiche und "endlich" gibt es auch die Gewißheit, das hinter mir doch noch Läufer kommen. Jetzt werde ich wohl noch zwei Plätze nach hinten rutschen, denke ich mir, da meine Verfolger ihren Abstand auf mich kontinuierlich verringern.
Siegt mit deutlichem Vorsprung: Torsten Schultheß. Über Siebzehn Minuten später: Platz 2!
Am Ortseingangsschild von Werdau empfängt mich das 40er Täfelchen mit einer Zwischenzeit von 30:28 Minuten, das wäre ein 6:06er Schnitt. Unmöglich, das kann nicht stimmen! Es geht jetzt nur noch bergab, bis auf den kleinen Anstieg von etwa 70 Metern hoch zum Ziel auf dem Sportplatz. Jetzt muß ich nochmal alles geben, meine Jungs Bruno und Martin unterbrechen für einen Moment ihr bis dahin dreistündiges Fußballspiel und feuern mich lautstark an.
Nach 3:16:09 Stunden halte ich meinen Chip an das Meßfeld der Zeitnahme - geschafft! "Nur" 37 Sekunden langsamer als in der Vorwoche, aber ich wollte schneller sein als in Paris. Auch mit dem zweiten Platz kann ich mich nicht so recht anfreunden, da der riesige Abstand zum Sieger wirklich aus mir den sprichwörtlich "ersten Verlierer" macht.
Die 5:53 Minuten für die letzten 2,195 Kilometer bestätigen mir jedoch meine Annahme einer zu weit hinten stehenden letzten Kilometermarkierung. Selbst Patrick Makau hat bei seinem Weltrekordlauf 2011 in Berlin für diese Distanz immerhin 6:23 Minuten gebraucht.
Es ist kurz vor 13 Uhr als 4-Stunden-Zugläufer Heiko mit Mandy und Ute die letzte Steigung nimmt. Natürlich viel zu zeitig, aber er beschert damit den zwei Damen noch den jeweiligen Altersklassensieg, während er gänzlich leer ausgeht.
Ute hat auf der Innenbahn die besten Karten ... ... Zieleinlauf erfolgreich gemeistert!
Ergebnis Marathon - Männer:
1. Schultheß, Torsten (LG Vogtland) - 1. M45 - 2:58:38
2. Delling, Thomas (LV Limbach 2000) - 1. M40 - 3:16:09
3. Wiedermann, Jens (Rupertsgrün) - 1. M35 - 3:16:21
4. Metzner, Wieland (SV Weischwitz) - 1. M20 - 3:17:03
5. Willmann, Bodo (Team Erdinger Alkoholfrei) - 1. M50 - 3:18:43
6. Prussak, Detlef (TSV Bärenstein) - 2. M50 - 3:21:02
19. Stockhecke, Heiko (Frankenberg) - 5. M40 - 3:51:13
Ergebnis Marathon - Frauen:
1. Lorenz, Madeleine (TSV Buchholz) - 1. W30 - 3:22:08
2. Herold, Mandy (SSV Blau-Weiß Gersdorf) - 1. W35 - 3:36:48
3. Fischer, Christine (FSV Jena) - 2. W30 - 3:41:25
4. Blumtritt, Ute (Chemnitz) - 1. W50 - 3:44:35
5. Pella, Juliane (SG Adelsberg) - 2. W35 - 3:46:37
6. Herfurt, Ute (LV Limbach 2000) - 1. W45 - 3:51:10
7. Stockhecke, Mandy (Frankenberg) - 1. W40 - 3:51:11