Steinberg-Ultralauf 2013
02.02.2013 - 15:30 Uhr - 50,05 km / 1.155 Hm+ / 1.155 Hm- (Trainingslauf)
Mein heutiges Anliegen ist ein 50-Kilometer-Trainingslauf!
Steinberg ist ein Begriff, der in unseren Breiten gern zur Bezeichnung von Hügeln genutzt wurde. Drei dieser namensgleichen Steinanhäufungen will ich heute in einer profilierten Trainingsrunde ablaufen und dabei auf mindestens 50 Kilometer kommen.
Während es draußen scheeregnet und Ute ihre Trainingskilometer im Stadtpark und Küchwald abspult, plane ich schon mal eine Strecke auf der Karte, welche dann auf dem Rechner "vorvermessen" wird - 52,5 Kilometer ergibt die Prozedur letztendlich. Pünktlich mit Ute's Rückkehr wechselt der "Kinderdienst" in ihre Gewalt und ich kann endlich los! Da es bei mir "spät" zu werden scheint, nehme ich neben dem Fotoapparat auch die Stirnlampe mit. Ein Gel und ein Riegel müssen ebenfalls in die Gürteltasche.
Von Altchemnitz bis zur Erfenschlager Walzenmühle auf Asphalt, dann den Zwönitztalweg auf Waldboden - alles ziemlich flott, da ich ja noch ein ganzes Stück im Hellen abhaken will. Dann kommt der Gutsberg, die steil steigende Straßenvariante wird allerdings von mir verworfen und ich versuche mich wieder an der direkten Linie der ehemaligen Walter-Güldner-Schanze (1925 bis 1962), der ersten Skisprunganlage Deutschlands mit Kunstlicht. Dieser Anstieg zieht natürlich schon zu Anfang des Laufes ordentlich Saft aus dem Gebälk und ist sicherlich auch zeitlich keine Abkürzung.
Über den Aussichtspunkt "Pappel" und weiter nach Berbisdorf kann ich dann wieder Fahrt aufnehmen, da es flach oder nur leicht bergan geht. Über die B95, auf dem Wirtschaftsweg nach Klaffenbach hinab setzt wiederum Schneefall ein, der starke Wind sorgt dabei für ein unangenehmes Stechen im Gesicht. Unten im Würschnitztal angekommen, ist vom erneuten Wintereinbruch jedoch nichts zu merken.
Zum Glück ein Dach über'm Kopf! Wasserschloß Klaffenbach
Am Wasserschloß vorbei zum Schwemmteich und durch den Tiergarten-Wald nach Adorf - alles etwas verschlammt und naß, aber das ist ja hier kein Hallentraining! Dann folgt der scheinbar endlose, leicht steigende Abschnitt hoch zum Eisenweg, alles Gelatsche auf der Straße oder dem Fußweg, wenn vorhanden. An der Erzgebirgsnordrandstufe angelangt, erwartet mich auch schon wieder ein unangenehmer Windhauch. Die Temperatur ist nun deutlich unter 0°C angelangt und ich bin froh, in meiner wind- und wasserdichten Patagonia-Jacke unterwegs zu sein.
Steinberg Nr. 1 der heutigen Tour, mit 530 Metern auch der Höchste.
Nach ca. 16 Kilometern und 1:28 Stunden Laufzeit ist der erste Steinberg erreicht. Er liegt rechterhand des Eisenwegs, oberhalb Adorfs. Er ist kein Ausflugsziel oder Pilgerort, sondern nur eine Erhöhung in der Landschaft, oder besser gesagt auf dem Feld, welche kaum wahrgenommen wird. Für ihn muß ich aber über den aufgeweichten Acker um einen Gipfelerfolg verbuchen zu können.
Steinberg Nr. 2: "nur" 529 Meter hoch. Meinersdorfer Holz-Bürger.
Auf meinem weiteren Weg am Rollholz-Waldstück treffe ich auf einen Jäger, dessen langohriges Abendmahl (?) gerade die Flucht ergreifen kann, da ich ihn in ein kurzes Gespräch verwickle. Vielleicht will/kann er mir deshalb nicht 100%ig die Lage des Steinberg's nahe Meinersdorf's bestätigen. Was fragt dieser Stadtmensch auch für einen Humbug? So entnehme ich es jedenfalls seinem fragenden Blick. Ich bin mir allerdings recht sicher, das dieser bewaldete Hügel, in gut 500 Metern Luftlinie Entfernung, im Gegenanstieg nach einer Senke mein zweites Ziel ist.
Ein aufgeschichteter Steinhaufen in diesem Buchenwäldchen beseitigt dann auch alle Unklarheiten. Ich bin richtig! Eine neue Frage wirft dieser Haufen allerdings auf: War er schon immer da (also bevor der Berghöhenvermessungstrupp hier durch zog) oder wurde er nachträglich aufgeschichtet um den einen Meter Höhendifferenz zum "Adorfer" Steinberg auszugleichen? Diese elementar wichtigen Fragen bekommt der Weidmann das nächste Mal von mir zu hören. Er hat dann sicher auch eine Antwort parat.
Mittlerweile wird es langsam dunkel, auf der Hauptstraße in Meinersdorf hinab zur B180 ist es stellenweise glatt und so kann ich die verbummelte Zeit nicht wieder herauslaufen. Nach 1:56 Stunden habe ich kurz vor Erreichen Burkhardtsdorf's die Halbmarathon-Distanz auf der Uhr. Auf der Bundesstraße entlang bis zum Marktplatz noch ein paar Kilometer flach, dann geht es über die Alte Poststraße wieder ins profilierte Gelände. Die Stirnlampe erspare ich mir noch, da der Schnee die Strecke für meine Verhältnisse gut beleuchtet.
Dann folgt der erste Flüchtigkeitsfehler, ich nehme den ausgeschilderten, bisher von mir nur einmal im Hellen gelaufenen Weg zur Besenschänke und werde prompt mit einem Baumwipfel-Mikado auf dieser Route "belohnt". Drüberklettern und durchs Dickicht ausweichen - der Kilometerschnitt sinkt dadurch immer mehr, dazu kommen noch zwei, drei kleinere Verhauer und ich stehe fast in Gelenau an der B95. Na fein, jetzt kann ich mich hinter der Leitplanke an der Böschung als Hanghuhn beweisen. Ein tolles Laufgefühl im Schnee, dazu ständig mich blendende Fahrzeuge - ich bin zufrieden!
Besenschänke - Kilometer 28. Weißbach - Kilometer 37.
Endlich an der Besenschänke angekommen, bastle ich mir das Licht auf die Mütze, denn jetzt folgt ein längerer Waldabschnitt bis Kemtau und ich will mein bisheriges Glück, was das Umknicken oder Stürzen betrifft, nicht überstrapazieren. Die Leuchtkraft der Funsel reicht aber gerademal bis zu meinen Füßen und so ist ein großflächiges Ausleuchten der Strecke nicht möglich. Ich komme aber für die Verhältnisse ganz gut voran, von Kemtau bis heim ist es noch ein Halbmarathon, wenn ich die Streckenführung beibehalte, wie ich sie sonst immer laufe.
Im Kemtauer Wald nehme ich, in Gedanken versunken, erstmal wieder den falschen Weg, die Lichter der (Wald-)Häuser am Kalkofen lassen mich jedoch stutzig werden und führen mich auf die Forststraße Richtung Weißbach zurück. Im Supermarkt am Ortseingang könnte ich mir noch etwas zu trinken oder zu essen holen, da ich meinen mitgeführten Proviant schon verbraucht habe. Ich habe aber schon zu viel Zeit verloren, so daß ich den Gedanken sofort wieder verwerfe.
Die Straße, welche oberhalb des alten Steinbruchs in Dittersdorf vorbeiführt, ist spiegelglatt - wieder heißt es in Tippelschritten die Gefahr des Ausrutschens minimieren. Im Gegenanstieg am Sommerbad bremsen mich dann die schon geschwächten Beine. Der Mühlberg ist nach 39,5 Kilometern erklommen, den Umweg über die Dittersdorfer Höhe schenke ich mir, da ich doch dem selbstgesteckten Zeitplan ordentlich hinterherhinke.
Im Einsiedler Wald, noch vor dem "Goldenen Hahn" ist der Marathon in 4:13 Stunden "durch". Den im Gasthof an der B174 stattfindenden Faschingstanz könnte ich bestimmt in meinem Aufzug besuchen ohne aufzufallen, ich entscheide mich allerdings fürs Weiterlaufen. Ein Steinberg kommt ja noch! Es ist der auf Erfenschlager Flur, welcher durch den "Steinberglauf" überregional bekannt ist. Sogar ein Schild weist auf ihn hin.
Mühlberg bei Nacht. Steinberg Nr. 3, nochmal 100 Meter "tiefer" als Nr. 2.
Jetzt wähle ich den direkten Weg über das Feld hinab in den Chemnitzer Stadtteil, da ich das zu befürchtende Gestochere durch den Wald nicht unbedingt noch mitnehmen will. Dafür lauern wieder vereiste Straßen und Fußwege auf dem Rest der Strecke, welche ich sogar noch um ein paar Zusatzschleifen verlängere, damit die "50" auch auf der Uhr steht. Halb 9, nach 5:00:23 Stunden ist die große Steinberg-Runde beendet.