37. Marathon de Paris 2013
07.04.2013 - 8:45 Uhr - 42,195 km / 165 Hm+ / 150 Hm-
39.967 Teilnehmer - 38.690 Finisher: Marathon de Paris 2013.
Wie im Vorjahr geht es für Ute und mich im Frühjahr zum Laufen nach Paris. Diesmal haben wir allerdings, mit Simone und Siggi vom Burgstädter Laufverein, "Verstärkung" mitgenommen. Es ist auch nicht der "Eco-Trail" sondern der ganz normale "Paris-Marathon", also 42 Kilometer auf Straßen und durch Parks, wo kaum Höhenmeter zu überwinden sind. Man könnte demnach meinen, daß da jemand seine persönliche Marathon-Bestzeit drücken will ...
Mittwochs erfolgt die Anreise über den Luftweg. Die verbleibende Zeit für alles Wichtige bis zum Wettkampf ist in einer Stadt wie Paris trotzdem knapp. Die Ortskenntnisse des Vorjahres nutzend, wird das Stadtbesichtigungsprogramm auf die Highlights der Bauwerke und Gärten zusammengekürzt und verstärkt die Metro genutzt. Ein Besuch des rund 800 Hektar großen Parks am Schloß von Versailles vervollständigt das Pflichtprogramm.
Auf zur Marathonmesse!
Am Donnerstag haken wir gleich noch die Marathonmesse mit ab, da sich das Gedränge an diesem Tag noch in Grenzen hält. Die Startnummern gibt es nur gegen Vorlage des ärztlichen Attestes und des Personalausweises. Das Angebot der Aussteller ist vielfältig. Am Stand von Adolf Dassler wird u.a. die neue "boost"-Serie angeboten. Ute und ich lassen uns überzeugen, die jeweils 150 Euro für den "energy boost" (als Trainingsschuh!) an der Kasse zu lassen.
Nicht nur Straßenmarathon-Veranstalter sind auf der Messe vertreten, sondern auch die Repräsentanten der in Frankreich überdurchschnittlich vielen Ultras und Landschaftsläufe. Am Hoka-Zelt treffen wir zufällig Christophe Le Saux, einen der besten Franzosen aus diesem Wettkampfbereich.
Mit Christophe Le Saux (Dritter beim TDG 2012). "La Course du Petit Dejeuner" am Sonnabend.
Der Sonnabend läutet mit dem Frühstückslauf über 5 Kilometer die heiße Phase der Marathonvorbereitung ein. Von der Ecole Militaire aus startend, schlängeln sich etwa 1.000 Läufer hinauf zur Avenue Foch, dem Ziel des Marathons. Das Tempo ist gemütlich und der dabei getestete "energy boost" wird wohl den für den Marathon mitgeführten "adizero adios" beim morgigen Wettkampf ersetzen.
Die private "Pasta-Party" am Abend in einem Restaurant ist eher mittelmäßig. Die Nudeln sind nur lauwarm und es fehlen die (auf der Speisekarte angegebenen) "leistungssteigernden" Zutaten, wie Knoblauch und Salz. Naja, wenigstens läuft auf Großbildwänden das Ligue-1-Spiel Stade Rennes gegen Paris SG (0:2). Vielleicht ist das aber auch der Grund für das fehlerhafte Essen?
Wie immer vor großen Wettkämpfen ist bei mir die Nachtruhe, nach nicht ganz 4 Stunden Schlaf, kurz vor um 3 beendet. Mehrere WC-Besuche schließen sich an, dann Frühstück und Sachen packen. Gegen 7:15 Uhr macht sich der "interAir"-Trupp vom Hotel aus auf den Weg zur Kleiderbeutelabgabe. Obwohl sich unser Hotel sehr nah am Triumphbogen (dem Mittelpunkt des Geschehens) befindet, müssen wir uns doch beeilen um rechtzeitig in unsere Startblöcke zu gelangen.
Das Gedränge ist riesengroß, dabei verliere ich meinen Glücksbringer, das Maskottchen meiner Kinder - Stofftier Leo. Er hatte mich schon überallhin begleitet: Barcelona, Florenz, UTMB, TDG, ...! Und nun ist er aus meiner Gürteltasche verschwunden - unauffindbar! Meine Euphorie ist auf einmal wie weggeblasen, aber wir müssen weiter, durch die Leute zu unseren Startblöcken, denn irgendwann sind die geschlossen.
In diesem Gewühl verliere ich "Glücksbringer" Leo! Die Avenue des Champs-Elysees vorm Start.
Ich bin im Block "Preferentiels", gleich hinter der Elite. Da kommt man nur mit dem entsprechenden Leistungsnachweis 'rein, der bei der Anmeldung mit beigefügt sein mußte. Das ist zwar eine gute Grundlage für eine (persönlich) gute Zeit, aber lieber hätte ich jetzt Leo noch in meiner Tasche und stände dafür ein paar Blöcke weiter hinten.
Der erste Start gilt den "Handisportlern", also Läufern mit irgendeiner Behinderung. Unter dem Applaus der Anwesenden werden sie 10 Minuten vor dem Start der Elite ins Rennen geschickt.
Mit Musik und Gequatsche auf französisch und englisch wird der bevorstehende Start minütlich angekündigt. Ein Herunterzählen gibt es aber nicht und so beginnt der Marathon mit einem Schuß aus heiterem Himmel. Bis zur Startlinie vergeht für mich nicht einmal eine halbe Minute, die letzten Läufer werden hier erst in über einer Stunde drüberlaufen, da das Feld in Schüben auf den Kurs geschickt wird.
Auf der Avenue des Champs-Elysees geht es hinab zum Place de la Concorde, am Louvre vorbei zur Bastille. Dort sind die ersten 5 Kilometer geschafft - 20:31 Minuten zeigt meine Uhr. Die nächste Zeitmeßmatte bei Kilometer 10, im Bois de Vincennes erreiche ich nach weiteren 20:49 Minuten. Es läuft ganz gut, aber irgendwie merke ich schon, daß ich nicht so recht bei der Sache bin.
An den Verpflegungen nehme ich mir stets reichlich Wasser für außen und innen, da die Sonne doch ganz schön aufheizt. Es ist aber mit rund 10°C und wolkenlosem Himmel optimales Wettkampfwetter. Gute Voraussetzungen, die ich letztendlich nicht nutze. Der Kopf ist abgelenkt und der letzte Biss fehlt. Den Halbmarathon auf der Avenue Daumesnil passiere ich nach 1:28:30 Stunden - das ist schon eine anderthalbe Minute über meinem Plan. Ab da geht gar nichts mehr!
Ich verspüre Lustlosigkeit, der hintere Muskel im rechten Oberschenkel meldet sich wieder mit einem schmerzhaften Stechen und die Zeit läuft mir davon. Ich lasse mich sogar ab und zu dazu hinreißen, zu wandern. Mich motiviert einfach nichts! Nicht die Zuschauer, nicht die vielen Musikanten und Stimmungsmacher und auch nicht die "Verpflichtung" Leo gegenüber, wenigstens einen ordentlichen Lauf zu absolvieren!
Am Place de la Bastille sehe ich auf der anderen Seite die Läufer, die erst 5 Kilometer weg haben. Ich habe 22,5 geschafft - wenn ich jetzt wandere, wieviele von ihnen werden mich dann noch überholen? Das sind meine Gedanken, sie sind zwar totaler Nonsens, aber positives Denken setzt sich heute bei mir nun mal nicht durch. Also doch wieder in den Laufschritt verfallen. Wenn ich dann aber die unrunden Bewegungen meines Schattens sehe, verliere ich wieder die Lust. Die 5-km-Abschnitte nach Kilometer 20 fallen ins Bodenlose: 22:56 - 26:23 - 27:03. Wenn ich schon wandere, kann ich wenigstens ein paar Fotos machen, denke ich mir.
Kilometer 29 - nach dem Place de Varsovie. Kilometer 33 - Eingang zum Bois de Boulogne.
An der Verpflegungsstelle bei Kilometer 35 im Bois de Boulogne nehme ich zusätzlich zum Wasser auch von den Apfelsinen und Rosinen. Sogar zwei Stück Würfelzucker genehmige ich mir. Nur Wasser geht eben doch nicht! Jetzt ist es nicht mehr weit und mit 24:51 Minuten gelingt mir "bergauf" sogar ein U5-Minuten-Schnitt.
Kurz vorm Ziel bietet der Veranstalter vom Medoc-Marathon Wein an, ich sehe es allerdings zu spät und will auch nicht wieder zurücklaufen. Aber den Gefallen hätte ich mir schon noch tun können! So oder so wird es eine persönliche Marathon-Zeit im grauen Niemandsland. Ein verschenkter Lauf, bei dem mehr möglich gewesen wäre, hätte der Kopf mitgespielt.
So bleiben mir die Bilder vom Zieleinlauf eines Japaners im Gedächtnis, der jubelnd über seine Zeit zusammenbricht und von den Helfern abtransportiert wird. Er ist nicht der Einzige, der die Hilfe des Croix Rouge in Anspruch nehmen muß. So muß es allerdings auch nicht ausgehen und ich sehe darin die positive Seite meines schnelleren "Wandertages".
Zieleinlauf auf der Avenue Foch ... ... mit Blick auf den Triumphbogen.
Ich bin letztendlich der einzige Unzufriedene unserer Reisegruppe. Ute läuft auch ohne marathonspezifisches Training bis auf ein paar Sekunden an ihre Bestzeit. Das hätte mir auch gefallen: weiter ohne Tempoeinheiten trainieren und trotzdem "U(m)3h" laufen. Auch Simone und Siggi haben keinen Grund zum Meckern, sind doch beide mit ihren erreichten Zeiten im Reinen.
Leider geht am Abend schon wieder der Flieger nach Frankfurt, daher bleibt nicht mehr viel Zeit für das schöne Wetter und die Atmosphäre. Dem "Duschen" im Hotel folgt nochmal eine Suchaktion nach Leo. Erfolglos! Es ist nach 16:30 Uhr, der Abbau des Zielgeländes ist im vollen Gange und trotzdem kommen uns noch vereinzelt Läufer von der Strecke entgegen.
Fazit: eine sehr schöne Runde durch den Norden von Paris (rive droite), aber auch mit Blick auf die linksseitig der Seine (rive gauche) liegenden Sehenswürdigkeiten, dazu eine perfekte Organisation der Abläufe für die 40.000 Aktiven. Das Ravitaillement aller 5 Kilometer besteht aus Wasser, Bananen, Apfelsinen, Rosinen, Zucker und Salzgebäck und einer Energetique-Station (Iso) bei Kilometer 22. Die Strecke ist (unübersehbar) in Kilometer und Meilen markiert. Ein perfekter Stadtmarathon!
Ergebnis Männer:
1. Some, Peter (Kenia) - 2:05:36 (2:05:38)
2. Tola, Tadese (Äthiopien) - 2:06:33 (2:06:33)
3. Ndiema, Eric (Kenia) - 2:06:33 (2:06:34)
4. Bacha Mergesa, Chikula (Äthiopien) - 2:06:56 (2:06:56)
5. Sanga, Philip (Kenia) - 2:06:57 (2:06:57)
6. Teimet, Sylvester (Kenia) - 2:08:13 (2:08:15)
2.994. Delling, Thomas (LV Limbach 2000) - 3:15:32 (3:15:50)
12.668. Beyer, Siegfried (Burgstädter LV) - 3:52:28 (4:20:48)
Ergebnis Frauen:
1. Tadese, Boru (Äthiopien) - 2:21:04 (2:21:06)
2. Mohammed, Merima (Äthiopien) - 2:23:12 (2:23:14)
3. Kirwa, Eunice (Kenia) - 2:23:33 (2:23:34)
4. Tefera, Dinknesh (Äthiopien) - 2:25:08 (2:25:09)
5. Kiprop, Agnes (Kenia) - 2:25:20 (2:25:22)
6. Jimma, Fantu (Äthiopien) - 2:28:01 (2:28:03)
511. Herfurt, Ute (LV Limbach 2000) - 3:39:13 (3:45:07)
3.985. Beyer, Simone (Burgstädter LV) - 4:28:58 (5:19:08)
Bühne frei zur "After-Race-Party"... ... Wiederherstellung des Urzustandes.