13. Karwendel-Berglauf Mittenwald 2014
19.07.2014 - 14:00 Uhr - 11 km / 1.475 Hm+ / 15 Hm-
... im Dammkar nach absolvierten 9 Kilometern.
Nach der witterungsbedingten Streckenverlegung des Karwendel-Berglaufes zum Kranzberg 2010 und der Absage der Veranstaltung wegen Schneefalls 2011 folgt nun unser dritter Anlauf, einen der anspruchsvollsten Bergläufe Deutschlands einmal unter Wettkampfbedingungen unter die Füße zu nehmen. Die Original-Strecke über die Dammkar-Skiabfahrt ist Ute und mir bisher nur von einer Wanderung mit Bruno und Martin auf die Westliche Karwendelspitze im Vorfeld der 2011er Veranstaltung bekannt.
Das Wetter zeigt sich in diesem Jahr jedoch hochsommerlich und unsere 500-Kilometer-Anreise wird tatsächlich nicht nur mit dem "Original" belohnt, sondern bekommt auch noch kurzfristig eine Streckenverlängerung aufgedrückt. Anstatt der bisherigen Zielankunft an der bayrisch-tiroler Grenze (Passamani - 2.291 m üNN) wird die rechterhand der Karwendelgrube thronende Nördliche Linderspitze (2.372 m üNN) als Endpunkt des Berglaufes ausgeschrieben.
Dorthin waren wir zwar vor drei Jahren (im Zuge der Streckenbesichtigung) auch hochgewandert, das Wetter ließ damals allerdings keinerlei bleibende Eindrücke zurück, da alles in Wolken und Nässe gehüllt war. Nun gibt es also das volle Kontrastprogramm zu damals: 30°C und wolkenloser Himmel! Nicht unbedingt mein "Idealwetter" um zu Laufen, dafür ein Grund mehr, den Fotoapparat mit auf die Strecke zu nehmen.
Noch ist die Lage "entspannt"... ... dort oben ist das Ziel!
Die Zeit bis zum Start vertreiben wir uns immer wieder mit Erfrischungen an den zahlreichen "Brunnen" in der Mittenwalder Innenstadt. Die mit Wasser benäßten Kleidungsstücke sind jedoch binnen kürzester Zeit wieder "staubtrocken". Bruno und Martin postieren sich derweil an der Talstation der Karwendelbahn, um Fotos vom vorbeieilenden Teilnehmerfeld zu schießen. Danach nehmen sie den bequemen Touristen"weg" mit der Gondel und werden sich oberhalb des Dammkars in Stellung begeben.
Ambitionslos stellen wir uns in den hinteren Teil des Startblocks auf dem Mittenwalder Obermarkt (912 m) und schieben uns anschließend mit einer Viertelminute Verzögerung zum Startschuß unter dem Bogen hindurch und (aufgrund der Enge) im langsamen Wanderschritt die ersten einhundert Meter durch Mittenwald. Danach "entspannt" sich die Situation merklich, da die Straßen breiter werden. Ich kann ein paar Meter zwischen mich und Ute bringen und Kilometer 1 steht plötzlich mit (immerhin noch) 4:43 Minuten Bruttozeit auf meiner nagelneuen "V800". Alles entpuppt sich erwarteterweise nur als ein kleines Strohfeuer ohne sportlichen Hintergrund.
Der Asphalt reflektiert die Hitze zusätzlich und so ist selbst der flache Kurs durch den Ort schweißtreibend und somit der Wille recht schnell gebrochen. Also alles nur auf den (relativ angenehmen) "Nur-Oben-Ankommen"-Modus umstellen und nicht die "Letzte Rille"-Masche mit Sauerstoffzelt im Ziel und dergleichen weiterfahren!
Die steile Asphalt-Rampe Richtung Bremsstallboden. Zwischen Bankerl und Dammkarhütte.
An der Wasserstelle Bremsstallboden (1.065 m) kommt es zu ersten Engpässen. Der Helfer ist dem Ansturm der Massen nicht gewachsen und die bereitgestellten Wasserbecher sind schon "verbraten". Der umsichtige Bergläufer greift hier jedoch zur Selbsthilfe und füllt sich den (vom Vordermann weggeworfenen) Becher selbst mit Wasser aus dem Thermokübel auf. Außerdem erinnere ich mich noch dunkel an einen Wassertrog (der von einem Bach gespeist wird) am Wegesrand, welcher tatsächlich einige hundert Meter weiter auch zur Erfrischung bereitsteht. Der Fotoapparat wird deshalb zur Seite gelegt und das volle Aqua-Wellness-Programm wird abgerufen - Mütze, Kopf, Hemd, Beine.
Der Bitumenbelag ist in der Zwischenzeit einer gut laufbaren Forststraße gewichen. An deren Ende am "Bankerl" (1.310 m) die nächste Verpflegung wartet. Neben Wasser gibt es auch Becher mit isotonischem Getränk, welches recht verträglich ist. Nach dem VP biegt der Weg auf einen steinigen und stark verwurzelten, engen Weg ab. Hier war bei unserer Wanderung 2011 an einer Fichte in ca. 3 Metern Höhe noch eine Tafel mit dem Schneestand von anno dazumals angebracht, die mittlerweile "zurückgebaut" wurde.
Im ständigen Zick-Zack windet sich nun der Steig hoch zur Dammkarhütte (1.667 m). Auf halber Höhe, nach rund 6 Kilometern passiere ich dabei den schon um 13 Uhr gestarteten "Chemnitzer" Dietmar John von der "Bayrischen Laufzeitung". Er wird uns später mit den Besenläufern auf unserem Heimweg im Tunnel kurz vor der Bergstation der Karwendelbahn entgegenkommen und nach 4:17 Stunden das Ziel erreichen.
An der Dammkarhütte präsentieren sich nur ein paar freilaufende Hühner und ein paar Zuschauer, die erhoffte Verpflegungsstelle bleibt jedoch aus. Die gibt es erst wieder an der Merk-Kronwitter-Hütte (1.780 m). Dort werden Wasser und Iso gereicht, wobei auf das "Duschen" mit dem "kühlen Naß" (aus Rücksicht auf die noch folgenden Läufer) verzichtet werden soll. Mittlerweile haben die schon leicht geschwächten Beine mit widerspenstigem Geröll zu tun.
Mühsamer Aufstieg durch das Geröll des Dammkars. Der Tunneleingang auf 2.200 Metern Höhe.
Das endlos erscheinende Schuttfeld des Dammkars ist wirklich nicht besonders gut zu durch"laufen". Ständig rutschen die Schuhe auf dem Geröll zurück und der Kraftaufwand ist dadurch enorm. Es ist zudem sehr beruhigend zu wissen, daß sich die ersten Läufer schon seit geraumer Zeit im Ziel befinden.
Wenigstens passieren wir im oberen Teil der Steinwüste zwei größere Schneefelder. Die obere Dreckschicht ist an vielen Stellen schon weggekratzt und so hat man ungehinderten Zugriff auf den sauberen Schnee. Der kommt dann unter die Mütze oder ins Genick. Damit hat man erstmal wieder eine kleine moralische Unterstützung und die Beine können plötzlich wieder "schneller". Zu diesem "Glück" gesellt sich noch ein zusätzlicher Getränkepunkt unterhalb des Fußgängertunnels und kurz darauf warten Bruno und Martin an der Strecke.
Den Daten auf meiner Uhr traue ich schon lange nicht mehr, da ständig das GPS-Signal nicht erkannt wird und jetzt der rund 400 Meter lange Tunnel folgt. Dort kann mich ja der Satellit erst recht nicht finden! Also muß ich ohne modernste Laufaufzeichnung auskommen und nach altem Brauch weiterhin brav einen Fuß vor den anderen setzen. Außerdem haben die Augen mit dem Eintritt von der vollen Sonne in den nur spärlich beleuchteten Gang mit der Adaption zu tun. Es gibt also genügend Ablenkung von der ungenügenden Erfassung der Laufeinheit.
Angenehme Kühle im 400 Meter langen Tunnel. Neu: der Anstieg zur Nördlichen Linderspitze.
Der Übergang ins Sonnenlicht ist dann jedoch nicht so abrupt, da sich die Helligkeit schon weit in den Bau hinein ankündigt. An der Bergstation der Seilbahn (2.244 m) gibt es noch ein paar Bergab-Meter, ehe es dem Ziel auf 2.372 Metern entgegen geht. Serpentinen und zahllose Stufen, dann der Herr mit dem freundlichen "Nur noch 2 Meter ...!" und es ist geschafft! Meine Zielzeit ist natürlich für eine mögliche Wiederholung mehr als ausbaufähig.
Ich warte im Ziel noch auf Ute, ehe es gemeinsam auf der anderen Seite der Karwendelgrube hinab zur Seilbahnstation geht. Dort kommen uns die Jungs entgegen und wir "belohnen" uns trotz der dürftigen Leistungen erstmal mit einem "Erdinger alkoholfrei". Das steht aber jedem zu, egal ob er heute die Welt eingerissen hat oder nicht! Ebenso das Nudelgericht, welches wir jedoch an die Kinder weiterreichen. Gegen 17 Uhr machen wir uns auf den Heimweg zurück durchs Dammkar. Nach einer Bierpause an der Dammkarhütte erreichen wir 19:30 Uhr Mittenwald, wo wir den Tag in einer "Pizzeria" ausklingen lassen.
Noch 2 Meter bis zum Ziel auf 2.372 Metern Seehöhe. Ute im finalen Gipfelanstieg.
Ergebnis Männer: 294 Starter / 291 Finisher
1. Kosgei, Isaac Toroitich (Run2gether - KEN) - 1:06:12 h
2. Simpson, Robbie (SCO) - 1:06:55 h
3. Njoroge, Francis Maina (Run2gether - KEN) - 1:08:40 h
4. Wangari, Peter Chege (Run2gether - KEN) - 1:09:36 h
5. Paternoster, Stefan (Scott Running Team - AUT) - 1:10:29 h
6. Lehmann, Jonas (TuS 06 Heltersberg) - 1:11:18 h
153. Delling, Thomas (LV Limbach 2000) - 19. M40 - 1:53:17 h
Ergebnis Frauen: 48 Starterinnen / 47 Finisher
1. Reiner, Sabine (Sziol/Asics Frontrunner - AUT) - 1:14:27 h
2. Murigi, Lucy Wambui (Run2gether - KEN) - 1:20:38 h
3. Noll, Melanie (TSV Annweiler) - 1:24:30 h
4. Keller, Elke (LG Filstal) - 1:35:02 h
5. Haesch, Barbara (SC Moosham) - 1:40:17 h
6. Zschög, Maria (Team Dynafit) - 1:42:49 h
28. Herfurt, Ute (LV Limbach 2000) - 9. W50 - 2:08:56 h
Bilder vom Karwendel-Berglauf