18. Cronometro del Nara in Acquarossa-Leontica 2013
28.07.2013 - 9:30 Uhr - 5,1 km / 775 Hm+ / 58 Hm-
Im Ortskern von Leontica befindet sich der Start.
Der "Cronometro del Nara"-Berglauf im schweizerischen Tessin besticht nicht nur durch seinen eher außergewöhnlichen Namen, sondern auch durch sein recht ordentliches Streckenlänge/Steigungs-Verhältnis. Mit einer Distanz von nur 5,1 Kilometern bei zu überwindenden 717 Höhenmetern ganz schön anspruchsvoll und da es am Anfang erstmal bergab geht, müssen insgesamt 775 vertikale Meter bezwungen werden. Für den Einheimischen sicher kein Problem, aber es sollen auch wieder zwei (unbelehrbare) Deutsche am Start gewesen sein!
Die Qualen des mühsamen Aufstiegs und die Flop-Ten-Plazierungen des Vorjahres scheinen sich nicht intensiv genug ins Gehirn dieser beiden Touristen eingebrannt zu haben. Deshalb gibt es auch in diesem Jahr prompt die Wiederholung dieses, für sie, aussichtslosen Kampfes gegen nahezu körperfettlose, drahtige Athleten aus Italien und der Schweiz, gepaart mit Fast-Kletterpassagen im unteren Bereich der UIAA-Skala. Dafür wird alles etwas professioneller als 2012 aufgezogen: die Übernachtung am Vorabend erfolgt nicht im Fahrzeug, sondern in einer Pension und es gibt davor sogar noch eine "Streckenbesichtigung" mit den Jungs und der Oma.
Der Wettkampftag reiht sich witterungsmäßig in das hochsommerliche Umfeld der vorangegangenen Tage ein. Gegen 9 Uhr wird auf dem Piazza Centro Paese in Leontica auf 851 Metern Seehöhe der erste Start vollzogen, es sind eine Handvoll Walker, welche die Strecke hinauf nach Addi zum Monti Prugiasco (1.568 m üNN) in Angriff nehmen. Eine halbe Stunde später beginnen die Läufer im Abstand von jeweils 30 Sekunden mit ihrem Ringen gegen Wärme und Anstieg.
Wir, die zwei Deutschen im Teilnehmerfeld, zögern unseren Start durch möglichst "spätes" Anmelden gekonnt hinaus, denn der Zeitpunkt der Einschreibung bestimmt die jeweilige Startzeit. Nicht, daß wir es gern etwas wärmer haben, wenn wir uns die Wiesen und kurzen schattenspendenden Waldabschnitte mühseelig hinaufschieben. Nein, wir wollen nur Bruno und Martin genug Zeit geben, damit sie bereits oben am Ziel sind, wenn wir dort ankommen. Sie sind kurz nach dem Frühstück mit einer Überlebensration von Wasser und Süßkram im Rucksack gestartet, während Oma Christine noch eher losmarschiert ist.
Aller 30 Sekunden startet ein Läufer. An der Kirche San Ambrogio beginnt der Aufstieg!
Startnummer 77 und 78 bedeuten Startzeit 10 Uhr 8 und 30 Sekunden sowie 10:09 Uhr. Der Countdown läuft, "Cinque, quattro, tre, due, uno, ... hopp, hopp, hopp!", der Griff des Starter-Assistenten löst sich und es geht die stellenweise enge Dorfstraße hinab zur Kirche San Ambrogio (San Carlo) di Negrentino. Zwischen neumodischer Hängebrücke und historischem Gotteshaus steht das erste Kilometer-Schild. Noch 4.500 Meter und mit 2:56,9 Minuten auf der Uhr bin ich etwas schneller, als beim 2012er "Cronometro".
Jetzt wird es aber erst interessant, der Berglauf beginnt! Startnummer 75 (eine Frau) überhole ich gleich zu Beginn des steilen Wiesenabschnitts und Nummer 76 ist nur noch wenige Meter vor mir, aber ich komme nicht weiter an ihn 'ran und er kann sich nicht entscheidend von mir lösen. Noch vor dem 4.000er-Schild holen wir uns den 65er. Er ist hier schon total platt. Dieser halbe Kilometer ist trotz Laufschritts in 4:51,6 Minuten nicht besonders schnell. Ob Laufen oder schneller Gehschritt ist hier fast egal - in meinem Leistungsbereich ist das kein "Tempo"unterschied!
Dann eine Kurve im Wald, eine ungewohnte Bewegung und ein stechender Schmerz im linken Schulterblatt. Als würde es nicht reichen, daß die Schenkel schon genug brennen und nun noch dieses Leiden im Kreuz! Der 500-Meter-Schnitt sinkt auf 6:21,8 und 6:46,2 Minuten, aber bestimmt nicht wegen der Rückenbeschwerden sondern wegen des Streckenprofils.
Von hinten kommen die nächsten Läufer an mir vorbeigezogen - gegenhalten funktioniert nicht! Da hat die "Konkurrenz" wohl doch besser trainiert! Die nächsten halben Kilometer werden von mir in 4:44,5 - 5:23,7 - 5:40,7 und 4:36,5 abgespult. Trotz dieses "Wandertempos" hole ich mir noch vier vor mir Gestartete. Jetzt ist der Großteil der Steigungen aber auch gemeistert. Ab der Siedlung Piede del Sasso geht es nur noch gemächlich dahin. Die letzten 1.000 Meter bis zum Ziel komme ich allerdings auch nicht mehr so recht in Schwung und kann mit 5:24,0 für diesen Abschnitt nach 46:45,9 Minuten meine Uhr abschalten.
Noch 3.500 Meter und verdammt steil! Dafür ist der letzte Kilometer relativ flach!
Damit bin ich eine Minute langsamer als im Vorjahr. "Trost" gibt's vom persönlichen Fanclub beim Tee nach dem Zielbogen-Durchlauf. Auch Ute ist "schlechter" - eine halbe Minute. Macht aber nichts, das schöne Wetter, die tolle Aussicht und mein Gejammer über meine Rückenschmerzen lassen das Thema Zielzeit ganz schnell in den Hintergrund rücken.
Endlich im Ziel! Ute hat noch ungefähr 150 Meter zu absolvieren.
Die mit zweieinhalb Stunden ausgezeichnete Strecke absolvierten Bruno und Martin in 2:15 Stunden, Oma Christine war etwas langsamer. Runter geht es dann im Block, wir lassen uns Zeit und genießen das gesamte Drumherum.
Ergebnis Männer: 63 Teilnehmer
1. Puricelli, Christian (Comacina - SUI) - 1. M20 - 35:44,6
2. Ciaponi, Fabio ("Privato" - ITA) - 1. M50 - 36:40,4
3. Proserpio, Paolo (Atletica Palzola - ITA) - 1. M40 - 36:58,7
4. Gwerder, Sascha (SC Unterschaeden - SUI) - 2. M20 - 38:17,1
5. Fraquelli, Giancarlo (USC Capriaschese - ITA) - 2. M50 - 38:45,7
6. Forni, Ruben (Moesa Runners Roveredo - SUI) - 3. M20 - 39:05,5
34. Delling, Thomas (LV Limbach 2000) - 10. M40 - 46:45,9
Ergebnis Frauen: 20 Teilnehmerinnen
1. Falconi, Manuela (SFG Biasca - SUI) - 1. W20 - 40:39,7
2. Serafini, Susanna (RCB Bellinzona - SUI) - 2. W20 - 43:12,5
3. Vassalli-Rossi, Rosalba (GAB Bellinzona - SUI) - 3. W20 - 44:04,2
4. Bragagnolo, Jeannette (SAB - SUI) - 1. W40 - 44:12,0
5. Cavalli, Giovanna (Runner's Bergamo - ITA) - 1. W50 - 44:23,1
6. Arnold, Stefani (SC Unterschaeden - SUI) - 4. W20 - 45:38,7
14. Herfurt, Ute (LV Limbach 2000) - 4. W40 - 56:38,4