01.06.2018 | 18:30 Uhr | 10.286 m | 265 Hm+ | 265 Hm- |
6.945 m | 178 Hm+ | 178 Hm- | ||
3.603 m | 90 Hm+ | 90 Hm- |
Bei der abendlichen Wettkampfauswertung auf der "Erfenschlager Alm", als der Großteil der Steinbergläufer schon längst wieder vor der Flimmerkiste sitzt, erinnert man sich in der Expertenrunde zwangsläufig an alte Gepflogenheiten. Eine davon ist dieses früher gelebte "Kein Tadel ist Lob genug!" - was einst gang und gäbe war, ist für die heutige Generation kaum noch nachvollziehbar. Heutzutage muß alles irgendwie positiv kommentiert werden, damit der Gegenüber nicht die Lust an der Sache verliert. Es gibt nur noch Bauchmiezeln statt konstruktiver Kritik - die vorgefertigte Expertise zum Geschehen bleibt demnach in der Aktentasche und mit jeder Menge Zucker im Gesäß wird dem Deliquenten ein aufrechter Gang verschafft ...
Der Erfenschlager Steinberglauf ist eine der Pflichten von unserem "Laufverein Lauffaul sein". Während Jens' zehnte Teilnahme nun seit 2013 wieder um ein Jahr verschoben wurde und er nur noch als objektiver Beobachter bzw. fanatischer Motivator den Streckenrand säumt, schnüre ich für diese Freitagabendbeschäftigung zum zwölften Male die Turnschuhe - ebensooft wie Martin. Was liegt da also näher, den Lauf auch gemeinsam zu bestreiten, so wie im Vorjahr? Zwar hat Martin am Sonnabend das entscheidende Fußballspiel um den Staffelsieg der B-Junioren-Landesklasse Mitte, aber Bedenken, wegen eines Leistungsknicks am Folgetag gibt es dabei von keiner der beiden Seiten. So gibt es also zwei Runden in Martin's Tempo und dann noch eine Schleife zum Austrudeln für mich, denn ich vermute den "Kleinstmüller" wesentlich schneller, als im Vorjahr und prognostiziere für mich eher einen Lauf im oberen Belastungsbereich - im Wettkampftempo eben!
Im Jahr 2016 war sogar (in vorheriger Abstimmung mit den Übungsleitern) die gesamte Mannschaft der damaligen U14 des VfB zum Steinberglauf vertreten. Für das zwei Tage darauf stattfindende Stadtderby gegen die U15 des TSV Germania 08 diente eine Runde (3,6 km) zwischen Zwönitztal und Steinberg als Abschlußtraining und ging mit einer 1:4-Heimniederlage eher kräftig nach hinten los. Da jedoch heute nur der Spielführer (im Namen seiner Mannen) dieses Lauftraining absolviert, sehe ich der Sache optimistisch entgegen. Die 6,9 Kilometer Bergauf-Bergab werden Martin sicherlich die notwendige körperliche und geistige Härte für das sonnabendliche Duell an der Beyerstraße mit auf den Weg geben.
Nun ist ja nicht jeder Tag wie der andere und Martin hat mit sich und der Streckenbewältigung ganz schön zu kämpfen - und das schon in Runde eins! Im Rundendurchlauf verpaßt er auch noch den gereichten Wasserbecher und seine Stimmung ist daher noch eine Oktave tiefer, als bisher. Ich tröste ihn, daß er das Getränk gar nicht brauche, auch bei empfundenen 30°C, die der Abend noch bereit hält. Es bringe ihn eh nur aus dem Rhythmus, rede ich ihm die Sache eher ins Positive. Klar, kann ich die große Fresse haben, schließlich wartet anderthalb Kilometer später am Ausstieg der Rampe zum Feld Jens mit einem Schluck Bier auf mich, während Tilo die sportlichen Aktivitäten nach der Schlüsselstelle des Laufes auf Celluloid bannt. Diesen Moment des kulinarischen Innehaltens werde ich von Jens zusätzlich mit Informationen zum Wettkampfgeschehen gefüttert. Na klar, weiß ich, wer schon alles vorbei und nun auch uneinholbar für mich ist. Es klingt ein wenig nach Tadel, was er mir mit auf die restlichen Kilometer geben will, doch auf eine Arbeitsverweigerung lasse ich mir das hier nicht von ihm herunterrechnen! Martin gibt ja schließlich alles und hat noch das "Spiel des Jahres" vor der Brust.
Nun ja, Martin wird nicht mehr schneller. Seine Beinmuskulatur verholzt so nach und nach und zu guter letzt zieht auch noch Bruno rund 200 Meter vorm Ziel an uns vorbei. Er ist voller Adrenalin und Martin's Wille scheint gebrochen. Während beide kurz darauf zum Sportplatz abbiegen, begebe ich mich auf die Schlußetappe, welche nun wesentlich flotter von mir abgehandelt werden muß, denn schließlich droht (mittels Hochrechnung) eine Zielzeit von einer Stunde. Das muß ja nun wirklich nicht sein und deshalb wird mal wieder der längst totgeglaubte Wettkampfgeist heraufbeschworen. Schließlich ist der enorme Zeitverlust auch nicht spurlos an mir vorbeigegangen. Die Delling'schen Beine müssen nun mal ein wenig schneller agieren und auch die Atmung darf mal wieder etwas hektischer ausfallen - sieben Mitstreiter fallen dieser etwas ungewöhnlichen Aufholjagd auf der nun fast menschenleeren Runde noch zum Opfer. Am Ende steht Platz 38 im Protokoll von Ronald Wieser - mit 55 Minuten und 10 Sekunden Laufzeit über eine Minute langsamer als die schnellste Frau (Ute in 54:05 Minuten).
Neben Ute dürfen auch die Jungs zur Siegerehrung nach vorn: Bruno verpaßt im Zielsprint als 14. nach 39:18 Minuten den Altersklassensieg um zwei Sekunden, während Martin mit 39:23 Minuten als Altersklasseneinziger wenigstens die Lorbeeren erntet, die ihm sein Vater nur indirekt, durch Weglassen von harscher Kritik, eingesteht. Kein Tadel ist eben Lob genug! Und keine Ehrung ist dagegen Zeit für Bier genug! So ergeht es einem, wenn man nur als Elfter die Rangliste gleichaltriger Mitstreiter beschließt. Die Wettkampfauswertung mit "Teamkoordinator" Jens wird daher haarspalterisch geführt und bis ins Detail erörtert. Die vorliegenden Ergebnislisten sprechen eine eindeutige Sprache: da ist noch viel Luft nach oben, Herr Delling! Aber Jens hat nicht nur Kritik und Demütigungen in seine Ausführungen eingebaut, er hat auch den perfekten Plan, wie ich möglichst ohne weiteres Unheil aus dieser Sache wieder herauskomme: wir verlassen daher den Erfenschlager Sportplatz erst, als wirklich kein anderer Läufer mehr anwesend ist. Dieser Zeitraum wird dabei mit dem Festhalten an ständig wechselnden Bierflaschen überbrückt. Im Schutze der (schon fortgeschrittenen) Dunkelheit wagen wir uns dann zu Fuß auf den beschwerlichen Heimweg. Es klappt! Wir bleiben unerkannt und müssen daher nicht noch weitere Schmähungen in Kauf nehmen. Physisch und psychisch unbeschadet endet somit das "Fiasko von Erfenschlag". Es lohnt sich eben doch, dieses (nicht gerade niedrige) Salär für einen fähigen Manager. Danke Jens!
Für Martin endete die Steinberg-Hatz übrigens mit einem mobilisierenden Eingriff eines anwesenden Physiotherapeuten in seinen Bewegungsapparat, um ihm wenigstens die paar Meter bis heim kein Taxi bestellen zu müssen. Daher wurde natürlich des Papas Trainingsmethodik von vielen Anwesenden in Frage gestellt. Zudem fehlten die lobenden Worte - was für ein Rabenvater! Doch dieser Rabenvater weiß, wie man den Ehrgeiz des Sohnes weckt. Auch wenn der nächste Tag augenscheinlich nichts Gutes verhieß, war ich trotzdem optimistisch, schließlich vertraute ich voll und ganz auf die Wirkung der sportmedizinischen Sofortbehandlung und der Trotzreaktion des Sohnes.
Nun mußte ja Martins Truppe, als größtenteils jüngerer Jahrgang, in dieser Spielzeit gleich am Anfang ordentlich Lehrgeld zahlen. Das erste Spiel wurde zwar mit 12:1 gegen Freital gewonnen, durch einen Wechselfehler kurz vor Schluß jedoch dem Unterlegenen die "Chance" zum Anfechten des Ergebnisses gegeben. Bei so einem "knappen" Spielausgang nutzten die Verantwortlichen diese Vorlage und klagten sich einen 2:0-Sieg am "grünen Tisch" ein. Wenn schon auf dem Spielfeld nichts funktioniert, kann man trotzdem Punkte ergattern - das Wie ist dabei völlig egal, weil legitim. Nun wird sich das Schulterklopfen beim "Offiziellen Partner der Nachwuchs-Akademie von Dynamo Dresden" jedoch in Grenzen halten, stehen sie doch mit einem Bein für nächste Saison schon wieder in einer Spielklasse tiefer. Der VfB II ließ sich von diesem Rückschlag nicht beirren und kletterte bei nur noch einer Niederlage (0:1 bei Germania Chemnitz) bis in die Spitzenposition. Mit dem punkt- und tordifferenzgleichen FSV Motor Brand-Erbisdorf (103:20 Tore, VfB II 104:21 Tore) steht nun ein echtes Spitzenspiel vor der Tür. Durch den kurzfristigen Rückzug des Tabellenletzten kam es zwar durch das Löschen derer Ergebnisse zu einem Verlust von 21:1 Toren beim VfB und 26:2 Toren beim Kontrahenten, was jedoch an der Ausgangssituation wenig ändert. Schon das Hinspiel in Langenau war hart umkämpf und endete in einer wahren Schlamm- und Regenschlacht mit einem 4:3 (0:2)-Sieg der Chemnitzer.
Das Wetter ist nun wesentlich besser und der Kunstrasenplatz an der Beyerstraße verpflichtet regelrecht zu einem Fußballspektakel. Das anfängliche Feuerwerk mit einer sicheren 2:0-Führung nach zehn Minuten verkommt in der zweiten Halbzeit zu einem zerfahrenen Spiel, welches mit dem 3:0 in der Nachspielzeit einen verdienten Sieger hervorbringt. Damit dürfte der Staffelsieg in der Landesklasse Mitte, bei noch einem ausstehenden Spiel, so gut wie unter Dach und Fach sein. Daher gibt es für den Sohnemann, nach solider ersten Hälfte und Nur-noch-Mitschwimmen in Halbzeit zwei auch am "Tag danach" keinen Tadel von mir, denn dies ist bekanntlicherweise Lob genug!